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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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eigentlich keine Hochländerin mehr. Du bist eine Meisterin der Feste, und als solche müsste es dir völlig gleichgültig sein, ob deine Füße bedeckt sind oder nicht.«
    Seine Worte berührten einen wunden Punkt, und sie rammte eine gestiefelte Ferse in den Boden, dicht neben seinen klauenbewehrten Zehen. »Ich werde immer ein Mädchen aus dem Hochland sein, Connen-Neute.«
    Der Raku bog den Kopf nach unten und sah sie mit glühenden Augen an. »Wie du meinst. Bist du jetzt endlich fertig?«
    Obwohl Connen-Neutes gewaltige Gestalt sie weit überragte, fühlte sie sich in ihren geborgten Stiefeln angenehm groß. Auf ihr zögerliches Nicken hin verwandelte er sich und erschien in Gewändern, die sie an ihm noch nie gesehen hatte. Sie waren ähnlich geschnitten und immer noch schwarz und grau, doch der Stoff war viel feiner. Die rote Schärpe um seine Taille leuchtete, und in den Stoff des Kittels war ein schattenhaftes Efeumuster eingewoben.
    Alissa strich zögernd mit der Hand über ihren Rock. Sie konnte nur diese eine Aufmachung erschaffen. Die Sachen waren sauber und aus Stoffen gefertigt, die sie einst für die prächtigsten auf der Welt gehalten hatte, doch neben Connen-Neute sahen ihre Kleider gewöhnlich aus. »Vielleicht ist das doch keine gute Idee«, murmelte sie, als das Lachen einer Frau schwach über die feuchte Wiese zu ihnen herübertrieb.
    Wie üblich sprach Connen-Neute kein Wort, sondern legte ihr die Gänseblümchen-Kette wieder um. Alissa hob ihren Rock außer Reichweite des taufeuchten Grases und folgte ihm bis zum Rand des Hains. Vor den Bäumen hielt sie ihn auf und atmete tief durch.
    Leute, eine Menge Leute, waren hier versammelt. Ein kleines Feuer mit einem Kessel darüber war von elegant gekleideten Gästen mit Hüten und langen Mänteln umringt. Immer wieder brachen sie in Lachen aus und bestätigten Alissas Vermutung, dass sie dem Glühwein in dem Kessel eifrig zusprachen. Die Musikanten, eine offensichtlich aus echten Spielleuten und privaten Musikliebhabern zusammengewürfelte Gruppe, nahmen gerade ihre Plätze ein. Zu Alissas großer Überraschung hielten sie sich dabei an einen kleinen Bogen der moosbewachsenen Ränge, statt sich in der flachen Mitte auszubreiten. Dort hatte jemand Planken auf dem Boden ausgelegt. Plötzlich erkannte sie, dass das wohl eine Tanzfläche war.
    Connen-Neutes Blick war gierig auf die Musikanten gerichtet, doch erst als Bestie beim plötzlichen Einsatz einer Flöte erzitterte, wurde Alissa klar, warum. Musik wirkte auf Connen-Neute betörend, wie es sich für einen jungen Raku gehörte.
    Der Hain wurde von kopfgroßen Kesselchen voll duftendem Öl beleuchtet, die an langen Seilen in den Bäumen hingen. Die Tanzfläche erhellten Lichtbanne; es waren mindestens sechs Bewahrer anwesend. Und über allem hing der reine Duft der blühenden Euthymienbäume.
    Alissa stockte der Atem, als sie Lodesh entdeckte. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und beobachtete alles mit einer angenehmen Mischung aus Autorität und Herzlichkeit. Er sah prachtvoll aus, jeder Zoll der adelige Sohn in dunkelgrünen Gewändern von jenem Farbton, der ihm und Strell so gut stand. Sie ließ die Schultern hängen. Sie würde einen Weg finden, zu Strell zurückzukehren. Redal-Stan irrte sich, doch noch während sie das dachte, grub sich ein Spreißel des Zweifels tiefer hinein.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, sah Lodesh sie direkt an. Er hielt einen vorübergehenden Mann am Arm fest und gab ihm geistesabwesend ein paar Anweisungen, ohne den Blick von Alissa abzuwenden. Als er fertig war, zupfte er seine Jacke zurecht und kam schnurstracks auf sie zu. »Connen-Neute, Alissa«, rief er und streckte ihnen herzlich die Hand entgegen. »Es freut mich, dass ihr euch entschieden habt, den heutigen Abend mit mir zu verbringen, Alissa. Redal-Stan sagte, er habe euch in diese Richtung aufbrechen sehen, aber er wusste nicht genau, was ihr vorhattet.«
    Alissa konnte eine verlegene Grimasse nicht unterdrücken. »Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er weiß, wo ich bin.«
    Lodesh blinzelte. »Mit ihm gesprochen?« Dann hellte sich seine Miene auf. »Ach so. Durch Connen-Neute.«
    »Ja«, sagte sie mit schwacher Stimme und merkte sich diesen kleinen Schnitzer, damit er ihr nicht noch einmal unterlief. »Ich habe fast den ganzen Tag mit ihm verbracht.«
    Lodesh blickte verwundert zwischen ihr und Connen-Neute hin und her und zögerte. »Mit Connen-Neute?«
    Alissa schürzte die Lippen.

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