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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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die bereits einen Hut voller Federn trug. Die Frau stülpte sich Connen-Neutes Hut auf dieses seltsame Arrangement und wartete auf ihren Einsatz. Alissa versuchte zurückzuweichen, doch Lodesh ließ sie nicht fort, und nun begann die Frau zu singen, den Blick vielsagend auf Lodesh gerichtet.
     

    »Sie fand Taykell in einem Wald,
    voll Sehnsucht schluchzt’ er vor sich hin.
    Da schlich sie sich von hinten an
    – ü berraschen wollt’ sie ihn.
    Doch er spürte seine Liebste nahn,
    voll Freude sprang er auf.
    Sie gab sich ihm in Wonne hin,
    und der Kuss hörte lang nicht mehr auf.«
     
    Mit flammendem Gesicht drängelte sich Alissa rückwärts durch die Menge. Lodesh folgte ihr, und sie hielt den Blick gesenkt, während die Leute jubelten. Das Lied ging ohne sie weiter, und Alissa legte die Hand an die Wange, um sie zu kühlen. Sie war schon immer der Meinung gewesen, dass Taykell auf seinen Reisen Gesellschaft haben sollte. Wenn der Vers dieser Frau weiter überliefert wurde, war er vielleicht von jetzt an nicht mehr allein.
    »Euer neues Lied gefällt mir«, sagte Lodesh boshaft, sobald sie weit genug von den Musikanten entfernt waren, um sich unterhalten zu können. Sie warf ihm einen hastigen Blick zu, und der besorgte Knoten in ihrem Bauch verschwand, denn seine Miene verriet nur gelöste gute Laune. Sein Blick war auf die andere Seite der Lichtung gerichtet, und plötzlich wurde sein Lächeln breiter. »Da ist Marga«, sagte er. »Setzen wir uns ein wenig zu ihr, bevor die anderen sie umzingeln.«
    Alissas neue Gelassenheit verflog. Sie blieb wie angewurzelt stehen und ließ Lodesh drei Schritte allein weitergehen. Dann hielt er abrupt an und blickte fragend zu ihr zurück. Sie schaute auf ihre schlichte Kleidung hinab und biss sich auf die Lippe. Alle anderen waren so schön angezogen. Ihre Bewahrer-Gewänder sahen ziemlich langweilig aus.
    Lodesh winkte ab. »Das ist doch nur Marga«, lockte er sie und geleitete sie weiter über die Lichtung. Alissa wurde immer nervöser. Marga war die Mutter des jungen Trook. Sie war freundlich gewesen, als sie sich kennen gelernt hatten, aber Alissa fand sie dennoch Ehrfurcht gebietend: so viele Diener, so ein prächtiges Haus. Alissa war sich geradezu hinterwäldlerisch vorgekommen, obwohl Marga ebenso häufig und herzlich lächelte wie Lodesh. Und was, wenn diese Frau sie singen gehört hatte?
    Aber heute Abend war von Margas Dienerschaft nichts zu sehen. Sie saß allein auf einer Decke, die mit Euthymienblüten bestickt war. Ihr langes Haar war mit Nadeln und Bändern hochgesteckt, was ihr eine gelassene Anmut verlieh, die man bei einer Mutter nicht erwartet hätte. Sie trug Kleidung in drei verschiedenen Cremetönen und sah so makellos aus wie eine noch nicht angeschnittene Torte. Wie es sich gehörte, hatte sie ihren Saum mit einer Nadel hochgesteckt, so dass man ihre Stiefel erkennen konnte, die mit Ruß geschwärzt waren, ein Zeichen der Trauer um ihren Vater und Onkel. Margas Augen weiteten sich vor Freude, als sie Alissas Gänseblümchenkette bemerkte, und Alissa senkte den Blick. Um Margas Hals hing poliertes Silber.
    »Marga!«, rief Lodesh. »Du erinnerst dich bestimmt an Alissa.«
    »Sei nicht albern. Natürlich erinnere ich mich.« Marga beugte sich vor und bot Alissa die erhobene Handfläche dar. Alissa bedeckte sie kurz mit ihrer. »Ihr habt uns noch keine Gelegenheit gegeben, uns angemessen dafür zu bedanken, dass Ihr Trook gefunden habt.«
    Auf Margas einladende Geste hin nahm Alissa Platz, und Lodesh ließ sich zwischen ihnen nieder. »Nicht nötig«, sagte Alissa.
    »Ich war eher zufällig dabei.« Sie zögerte, und wieder huschte ihr Blick zu Margas geschwärzten Stiefeln. »Ich möchte Euch mein Beileid aussprechen«, sagte sie. »Es ist hart, wenn die Herrin des Todes so plötzlich kommt.«
    Marga wandte sich ab, wühlte in einem Korb und wich allen Blicken aus. »Vater hat stets gesagt, die Euthymienbäume könnten den Charakter besser beurteilen als die meisten Menschen. Dass sie sich entschieden haben, als Totenwache für ihn zu blühen, ist ein großer Trost.« Sie stellte eine Schüssel mit Käse, in Blütenform gepresst, auf die Decke, und Alissa machte große Augen. Die Schüssel war aus Glas! Und Marga hatte sie mit nach draußen genommen und servierte Essen darin, als sei sie gewöhnliches Geschirr.
    »Ich werde nie verstehen, warum Vater, möge er an der Tafel des Navigators speisen, etwas dagegen hatte, dass du den Hain hegst, Lodesh«,

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