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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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bewusst wurde, »Ihr seid eine Shaduf.«
    »Shaduf Sati, wenn es Euch beliebt«, sagte sie und neigte kurz den Kopf in einer sarkastischen Begrüßung. »Und nun, da wir einander ordentlich vorgestellt sind, werde ich Lodesh warnen, bevor er Euch noch einen Antrag macht.« Sie wandte sich ab und ging mit scharfen, zornigen Schritten davon.
    Alissa holte tief Luft und versperrte ihr den Weg. »Bitte«, japste sie und schluckte gegen die Säure an, die in ihrer Kehle brannte. »Lasst mich das erklären. Niemand darf wissen, dass ich eine Meisterin bin.« Dann zögerte sie. Die Übelkeit schien beinahe verflogen, als Satis letzte Worte in ihren Verstand durchdrangen. »Einen Antrag?«, fragte Alissa.
    Sati nahm eine hochmütige Haltung ein und starrte die verwirrte Alissa beinahe höhnisch an. »Ihr seid erstaunlich gut. Eure Verwandlung in einen Menschen ist fast perfekt.« Sie wackelte mit den Fingern. »Eure Augen passen noch nicht ganz, aber Grau ist besser als Gold. Hat Redal-Stan Euch das beigebracht?«
    »Einen … Antrag?«, stammelte Alissa.
    »Ja, einen Antrag«, fauchte Sati. »Seid Ihr dumm oder nur schwerhörig?«
    »Ich … ich«, stammelte Alissa, und dann kniff sie die Augen zusammen ob dieser Beleidigung. »Woher wisst Ihr, dass er mir einen Antrag machen will?«, fuhr sie auf. »Die Zukunft von Meistern können Shaduf gar nicht sehen.«
    »Sehen?«, bellte Sati beinahe. »Ich brauche das nicht zu sehen. Ich habe es erlebt! Erst«, sagte sie mit einer barschen Geste und warf den Kopf zurück, so dass ihr Haar sich halb aus dem weißen Band löste, »wird er warten, bis der Mond fast im Zenit steht, um Euch dann unter irgendeinem Vorwand in die Dunkelheit zu ziehen.«
    »Sati, ich …«
    »Dann wird er Euch zuflüstern, sein Leben sei bedeutungslos, wenn Ihr nicht bei ihm wärt.«
    »Sati, bitte«, flehte Alissa, doch dann verstummte sie. Satis Miene war weicher geworden, ihre Schultern herabgesunken. Sie stand nicht mehr angespannt und zornig da, sondern verloren in einer Erinnerung.
    »Und dann«, flüsterte Sati, »wenn der Mond über die Bäume steigt und Euch zu Füßen scheint, werden die Euthymienblüten langsam von den Bäumen herabgleiten wie ein sanfter Regen aus Duft.«
    Sati weinte; die Tränen liefen ihr unbemerkt über die Wangen, und ihr müdes Gesicht verzog sich in tragischem Kummer. Sie war wunderschön in ihrem Elend, und Alissa schnürte es vor Mitgefühl die Kehle zu.
    »Dann wird er Eure zitternden Hände ergreifen und zu einer Schüssel formen, um den süßen Regen aus Blüten darin aufzufangen und Euch eine davon zu überreichen, als Pfand seiner Liebe und Symbol für seinen Hochzeitsantrag.«
    Der Fackelschein umgab Sati mit einem weichen Schimmer. Alissa stand da und konnte sich nicht rühren. Etwas hatte diese Frau ruiniert, ihr das Leben und die Hoffnung genommen und eine leere Hülle hinterlassen. Für sie gab es keinen Trost mehr, außer in Erinnerungen. »Sati«, flüsterte Alissa. »Was ist geschehen?«
    Sie kam wieder zu sich, senkte den Kopf, strich das Haar unter das Band zurück und fiel in sich zusammen. Die harten Kanten kamen erneut zum Vorschein. »Ich dachte, jedermann wüsste das«, sagte sie. Sati trat wieder zurück ins Dunkel und starrte auf die mondbeschienene Wiese. »Ich bin eine Shaduf«, sagte sie. »Das ist alles. Meine Fähigkeiten sind ganz plötzlich über mich hereingebrochen, an einem Abend wie diesem.« Sie wandte sich Alissa zu und sah sie mit ihren gequälten Augen an. »Die Fähigkeiten einer Shaduf machen sich sonst ganz allmählich bemerkbar, erst als nächtliche Albträume, dann auch tagsüber. Man hat viel Zeit, sich auf die Ungeheuerlichkeit vorzubereiten, zu der das eigene Leben werden soll. Aber nein«, höhnte sie bitter. »Nicht bei mir. Meine Fähigkeiten sind binnen eines Herzschlags ausgebrochen.«
    »Aber was ist geschehen?«, beharrte Alissa.
    »Weißt du nicht mehr?«, unterbrach Bestie sie. »Die erste Zukunft, die ein oder eine Shaduf erlebt, ist der eigene Tod. Lodeshs Liebeserklärung hat ihre Fähigkeiten hervorbrechen lassen und ihre Liebe zu ihm mit dem G estank ihres eigenen Todes verpestet.«
    »Beim Willen des Navigators«, flüsterte Alissa entsetzt, und ihr wurde eiskalt.
    Sati fuhr mit bitterem Stirnrunzeln herum. »Der Navigator hatte nichts damit zu tun. Ich habe mich im Kindbett sterben sehen. Lodeshs Kind. Wir haben zwei Tage gebraucht, um zu sterben, meine Tochter und ich. Es endete damit, dass meine Tochter

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