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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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weil sie wusste, dass ihre Worte den sensiblen jungen Meister nicht verletzen würden. Er war der einzige bewusste Raku, der noch übrig geblieben war. Aber Connen-Neute hatte Angst vor Bestie und käme gar nicht auf den Gedanken, Alissa zu umwerben, zu Nutzlos’ großem Unverständnis und Missfallen.
    Nutzlos lehnte sich mit einem schweren Seufzen auf seinem Stuhl zurück. »Alissa«, versuchte er es erneut. »Wir sprechen hier von der realen Bedrohung des Aussterbens. Dir ist das vielleicht gleichgültig, aber willst du Connen-Neute die Chance auf ein erfülltes Leben verwehren? Ja, ich weiß, im Augenblick ist er noch fest entschlossen, nichts mit dir zu tun haben zu wollen, aber er ist noch jung. Gib ihm eine Chance.«
    Connen-Neute wand sich vor Verlegenheit. »Tut mir leid. Nicht meine Idee«, flüsterte er insgeheim in ihre Gedanken hinein.
    Alissa sagte nichts, hielt den Blick mürrisch auf den Tisch gerichtet und klopfte mit dem Fußknöchel gegen das Stuhlbein.
    »Hab Geduld«, sagte Nutzlos sanft. »Eines Tages wirst du frei sein und gehen können, wohin du willst. Aber jetzt noch nicht. Du bist zu jung, zu unerfahren. Vergangenen Herbst bist du nur um Haaresbreite aus dem Tiefland entkommen.« Offensichtlich frustriert hob er seine abnorm langen Hände, um seine Erklärung zu unterstreichen. »Du kannst als gewöhnlicher Mensch durchgehen. Ich nicht. All meiner Kraft zum Trotz bin ich nutzlos. Ich kann dir dort nicht beistehen, und ich lasse nicht zu, dass du erneut dein Leben aufs Spiel setzt, ehe ich sicher bin, dass du dich im Griff hast.«
    »Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Mir geschieht schon nichts«, brummte sie.
    »Du bleibst hier.« Nutzlos verschränkte die Arme und sah nun noch mehr wie ein würdevoller Lehrer aus als sonst. »Manchmal«, sagte er sehr ernst, »lernt man mehr, indem man etwas nicht tut, als man lernen würde, wenn man es täte.«
    Alissa schnappte zornig und frustriert nach Luft. »Was, bei Bein und Asche, soll das nun wieder heißen?«, rief sie und stand auf.
    »Alissa«, sagte Nutzlos, und der erste Anflug echten Zorns schwang in seiner Stimme mit. »Ich will, dass wir uns recht verstehen. Ich verbiete dir, die Feste zu verlassen. Ich will dich nicht einmal im Hochland haben.«
    Drei Herzschläge lang starrte sie ihn an. »Aber vorher durfte ich doch auch –«
    »Ab sofort nicht mehr.« Nutzlos’ Kinn war entschlossen gereckt.
    Alissas Atem ging keuchend, und ihr Körper forderte, endlich handeln zu dürfen. Mit wild klopfendem Herzen stand sie vor ihm. »Ihr zu groß geratene, rotznäsige, besserwisserische Eidechse!«, schrie sie, so dass Connen-Neute verängstigt rückwärtstaumelte. »Ihr versteckt Euch hinter Regeln, die Ihr nach Belieben erfindet, wie es Euch gerade bequem ist. Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden. Nur dem Gesetz muss man gehorchen!«
    Frustriert wirbelte sie zur Gartentür herum. Sie kam drei Schritte weit, schnappte dann nach Luft und blieb stehen wie erstarrt, als ein Bann sich um sie schloss. Mit zornig glühenden Gedanken brannte sie sich frei von dem Bann. Schockiert, dass Nutzlos auch nur versuchte, sie auf diese Weise zu bannen, fuhr sie herum und sah ihn direkt hinter sich stehen. »Ich gehe jetzt in den Garten«, sagte sie und verabscheute sich für ihre plötzliche Angst.
    Er packte sie am Arm. »Wo hast du das gehört?«
    Furchtsam riss sie sich los. »Was spielt das für eine Rolle?« Sie stürmte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Mit hastigen, steifen Schritten stapfte sie den frisch gekiesten Weg zur Feuerstelle entlang. Sie schlang kochend vor Wut die Arme um den Oberkörper. Nutzlos übertrieb seine Beschützerrolle maßlos. Dass sie in einem Tiefland-Gefängnis eingesperrt worden war, weil sie sich aufmüpfig verhalten hatte, war nun wirklich nicht ihre Schuld. Und sie war aus eigener Kraft wieder herausgekommen.
    Die Tür zur Küche öffnete sich und krachte mit einem hallenden Schlag gegen die Wand.
    Alissa fuhr herum. Ihre Augen weiteten sich. Nutzlos stand zu voller Größe aufgerichtet im Türrahmen. Sein sonst so friedvolles Gesicht glühte vor Zorn. Mit seinen goldenen Augen blickte er scharf um sich, als suche er nach Beute. Er entdeckte sie. »Alissa!«, brüllte er beinahe und schritt auf sie zu.
    In plötzlicher Angst nahm sie ihre Raku-Gestalt an. Bestie erwachte zum Leben, und die ganze Tragweite der Beleidigungen, die Alissa Nutzlos eben an den Kopf geworfen hatte, wurde ihnen beiden

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