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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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unterdrücken es und halten es für zerstört. Ich habe mich auch nicht aus dem Nichts entwickelt. Ich war schon immer hier. Als du das erste Mal deine Gestalt gewandelt hast, wurden wir getrennt.«
    Alissa wurde eiskalt, als sie erkannte, dass Bestie recht hatte.
    »Das Rakukind steht am Abgrund«, fuhr Bestie fort. Sie sprach von Silla. »Sie unterdrückt ihre Bestie so stark, dass sie nicht fliegen kann. Wenn sie zu wenig von ihrer wilden Seite an die Oberfläche lässt, wird sie vermutlich bei einem Flugunfall umkommen. Wenn sie zu viel davon zulässt, wird sie verwildern.«
    »Bei den Wölfen«, hauchte Alissa und hörte, wie die Worte als tiefes Grollen aus ihrem Maul drangen. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie die Insel schon fast umrundet hatten. Der Strand in der Nähe des Dorfes lag vor ihnen, leer bis auf Yar-Taw, der in der Brandung fischte. Er stand in seiner Raku-Gestalt fast hüfttief im Salzwasser. Er blickte auf, als der Schatten von Schwingen über ihn hinwegglitt. Überrascht reckte er den Hals.
    Silla wandte den Kopf und sah Alissa an. »Ich will nicht aufhören«, sagte sie und strahlte vor Stolz. »Ich bin nicht müde. Fliegen wir noch einmal rundherum.«
    »Ich … ich muss mich setzen«, stammelte Alissa. »Silla. Ich fühle mich nicht gut.«
    Plötzlich hörte sie wie von ferne einen Schwall geistiger Kommunikation, und Alissa wandte sich dem Dorf zu. Es drehte ihr den Magen um, und sie hielt mitten im Flug inne.
    »Silla!« Keribdis’ geistiger Schrei war viel zu laut, und der junge Raku neben Alissa erschrak. Silla verlor die Konzentration und zog ängstlich die Schwingen an.
    »Die Schwingen ausbreiten!«, schrie Bestie.
    Silla schlug wie wild mit den Flügeln und schaffte es, plump inmitten eines kleinen Sandsturms zu landen. Sie schüttelte sich den Sand von den Schwingen. Aufgeregt hob sie den Kopf, und ihre Augen blitzten vor Freude über ihren Erfolg, als sie erst Alissa ansah, dann Yar-Taw.
    Alissa landete neben ihr und bekam Angst, als Keribdis mit peitschenden Schwingen vor ihnen aufsetzte. Keribdis war als Frau schon furchteinflößend, doch sie als Raku zu sehen, versetzte Alissa fast in Panik.
    »Habt Ihr mich gesehen?«, platzte Silla heraus. »Keribdis! Habt Ihr das gesehen? Ich bin einmal um die ganze Insel geflogen. Ich bin am Ausguck losgeflogen und einmal ganz herumgekommen!«
    »Ich habe dich gesehen, Nestling!«, fuhr Keribdis sie an, und Silla riss die Augen auf. »Ich habe dir verboten, allein zufliegen. Du hättest dich umbringen können!«
    »Ich war nicht allein«, erwiderte Silla mit einem schwachen Gedanken, und Alissas Furcht sank als saurer Klumpen in ihren Magen. »Alissa war bei mir. Sie kann wunderbar fliegen. Sie hat mir geholfen.«
    Keribdis senkte ihr zweites Augenlid, so dass ihre Augen sich von Gold zu Blutrot verfärbten. Alissa wich erschrocken zurück. Verängstigt schlang sie ihren langen Schwanz zwei Mal um ihren Körper, doch die Spitze zitterte noch immer.
    »Wo warst du heute Morgen?«, stieß der erzürnte Raku tief in Alissas Geist vor.
    Alissa verwandelte sich. Sie war so durcheinander, dass sie in den Gewändern wieder erschien, die sie als Erste in ihren Gedanken fixiert hatte: Bewahrerkleidung. Das war vermutlich nicht die beste Wahl. Yar-Taw war aus der Brandung an den Strand gewatet, hielt sich aber im Hintergrund. »Ich war auf der Klippe und habe meditiert«, sagte Alissa und hörte selbst, wie ihre Stimme zitterte. Ihr Blick huschte zu Yar-Taw. Er schüttelte warnend den Kopf, und sie fügte streitlustig hinzu: »Und Ihr seid nicht meine Lehrmeisterin. Talo-Toecan ist mein Lehrer.«
    Keribdis neigte den Kopf, bis ihr Atem Alissas Haar zerzauste. »Ich bin deine Lehrerin. Sei morgen früh am Strand, sonst schleife ich dich dorthin, ob in deiner menschlichen Gestalt oder als Raku.«
    Alissas Wangen wurden warm, und sie öffnete den Mund, um zu protestieren, ließ es aber sein, als Keribdis sich Silla zuwandte.
    »Und du!«, rief Keribdis aus, und Sillas goldener Kopf sank herab. »Ich kann es nicht fassen, wie unvernünftig du dich gezeigt hast! Wie kannst du dich so benutzen lassen von dieser … dieser …« Keribdis zögerte, bebend vor Zorn. »Von ihr!«, endete sie.
    In Sillas großen, runden Augen schimmerten Tränen, und der letzte Rest von Alissas Angst schlug in Wut um.
    »Ihr habt nicht gesagt, ich dürfte nicht fliegen«, protestierte Silla. »Ihr habt mir nur verboten, allein zu fliegen. Ich war nicht allein. Alissa

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