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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie zögerlich. Er nahm ihre Hand, als wolle er ausprobieren, ob sie nachgeben würde, falls er ganz zufällig ein wenig daran zog. Sein Griff war warm, und seine grünen Augen ließen sie alles Mögliche vergessen.
    »Bei den Wölfen, hör auf damit, Lodesh«, drang Strells zornige Stimme aus den Schatten, und sie entzog Lodesh ihre Hand. »Du könntest zumindest so viel Anstand beweisen, damit zu warten, bis ich gerade nicht zuschaue.«
    Connen-Neutes Augen öffneten sich einen Spaltbreit, und er brummte zustimmend.
    Grinsend trat Lodesh von ihr zurück, und Alissa atmete auf. Er kramte kurz in seiner Hosentasche. »Hier«, sagte er überraschend förmlich, als er ihr die geschlossene Faust hinhielt. »Die möchte ich dir schenken. Man trägt sie. Am Fußgelenk.«
    Alissa streckte die Hand aus, und mit leisem Klingeln fiel ein winziges Glöckchen in ihre Handfläche. Sie zog die Augenbrauen hoch und stellte ihren Becher beiseite. Noch ein Glöckchen?
    »Das ist ein Geschenk zu unserer Reise an die Küste«, sagte Lodesh mit leuchtend grünen Augen. »Als ich das letzte Mal dort war, trugen alle wohlhabenden Frauen so etwas. Wirst du sie für mich tragen?«
    »Ja. Ja, natürlich«, sagte sie leise und nahm sie an sich. »Danke, Lodesh.« Das Glöckchen war kleiner als die, die Nutzlos ihr gegeben hatte – kaum so groß wie der Nagel an ihrem kleinen Finger –, und es sah älter aus, weil das Metall angelaufen war. Doch ihr Klang war lieblicher, wie Wasser auf Steinen, und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Zwei von ihnen hatten ihr nun Glöckchen geschenkt. Wozu waren die nur gut?
    Mit einem kräftigen Zug an ihrem Bewusstsein verschwand Connen-Neutes gewaltiger Schatten in einem perlweißen Nebel, und gleich darauf erschien er wieder in seiner menschlichen Gestalt. »Ich habe auch eines für dich, Alissa«, sagte der junge Meister, ließ sich auf dem Kissen nieder, auf dem eben noch sein Kopf geruht hatte, und zog sein Bündel zu sich heran.
    Nun war sie ganz sicher, dass es damit irgendeine Bewandtnis haben musste. Sie streckte die Hand über das niedergebrannte Feuer, um das Glöckchen von ihm entgegenzunehmen. Das kühle Kügelchen sah ganz ähnlich aus wie die von Nutzlos, und es klingelte fröhlich, als es in ihrer Hand herumkullerte.
    »Man trägt sie am linken Fuß, wenn man unverheiratet ist«, sagte Connen-Neute. »Ist das nicht eine niedliche Tradition? Schön, dass du schon zwei davon hast.«
    Strell trat vor, sein Bündel an sich gedrückt, und kniete sich auf ihre andere Seite. »Alissa? Das wollte ich dir eigentlich erst morgen geben, aber –«
    Sie drehte sich mit hochgezogenen Brauen um. »Noch ein Glöckchen?«
    Wortlos fischte er ein Glöckchen aus der Tasche und reichte es ihr. Es war wesentlich größer als die anderen, hatte aber eine Delle, die es wenig harmonisch scheppern ließ. »Ich – äh – habe auch ein Knöchelband für dich gemacht. Siehst du?«, stammelte er mit rotem Hals.
    Er hielt es ihr hin, und als Alissa sich weigerte, es anzunehmen, legte er es vorsichtig neben sie auf den Boden. Es sah aus wie der Lederstreifen, aus dem er einmal ein Geschüh für Kralle hatte machen wollen, und bei dieser Symbolik kniff sie misstrauisch die Augen zusammen.
    Lodesh beugte sich zu Connen-Neute hinüber. »Wo hat der nur ein Glöckchen her?«, flüsterte er laut.
    Strells Miene verfinsterte sich. »Ich habe es gekauft. Ich musste zwei Winter lang dafür arbeiten, aber ich habe es gekauft. Woher hast du deines? Aus einer Schublade in der Zitadelle?«
    Alissa atmete tief durch. »Also schön. Wozu sind die Dinger da?« In dem darauf folgenden, verdächtigen Schweigen wichen die drei ihrem Blick aus. »Ihr habt mir alle Glöckchen gegeben. Sie müssen wichtig sein. Wozu sind sie gut?«
    »Ich habe es dir doch schon gesagt«, antwortete Connen-Neute mit großen Unschuldsaugen. »An der Küste gelten sie als Zeichen dafür, ob eine Frau verheiratet ist oder nicht. Ich wollte nicht, dass man dich anstarrt. Ich weiß, dass du nicht gern als andersartig auffällst.«
    Lodesh schenkte ihr Tee nach. »Sie klingen sehr hübsch, wenn man tanzt.«
    Sie wandte sich Strell zu. Er hatte die Augen niedergeschlagen. »Glöckchen sind an der Küste ein Statussymbol, Alissa«, erklärte er leise. »Ich habe es für meine Schwester gekauft. Ich würde – ich freue mich, wenn du es trägst.«
    Alissas Zorn verflog. Seine gesamte Familie war vor Jahren bei einer der seltenen Überflutungen in der

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