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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Wüste ausgelöscht worden. Dass er ihr dieses Andenken an seine Schwester schenkte, rührte sie. »Status?«, fragte sie. »Je mehr Glöckchen, desto mehr Ansehen?«
    Strells Mund öffnete sich zu einem Ausdruck der Überraschung. »Du bist nicht böse?«, fragte er. »Ich dachte, du würdest es erniedrigend finden, wenn ich dich bitte, ein Glöckchen zu tragen, das deinen Wert anzeigen soll.«
    »Äh, nein.« Sie fädelte sein Glöckchen auf das Band und schämte sich ein wenig, weil ihr an etwas so Oberflächlichem wie Status tatsächlich etwas lag. »Status wird überall durch irgendetwas angezeigt. Im Tiefland damit, wie lang die Frauen ihr Haar wachsen lassen und wie viele Kinder sie am Leben erhalten können. Im Hochland ist es die Größe der Schafherde und wie viel Tand aus dem Tiefland man kaufen kann. Ich bin noch nicht dahintergekommen, wie Status auf der Feste demonstriert wird.« Sie überlegte einen Moment lang. »Vielleicht danach, wie hoch im Turm man seine Gemächer hat?«, schlug sie vor, und Connen-Neute zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, ich hatte – äh – bisher überhaupt keinen Status.« Sie verzog das Gesicht bei der Erinnerung an das Elend, das mit dem Markttag kam. Sie hatte ihr helles Haar stets unter einem Tuch verborgen und sich bemüht, möglichst wenig zu sprechen, um nicht mit dem Akzent aufzufallen, den sie von ihrer Mutter, einer Tiefländerin, übernommen hatte. »Das wäre vielleicht ganz nett – so zur Abwechslung?«, fügte sie hinzu.
    Strell und Lodesh wechselten einen Blick, offenbar überrascht, dass sie sich um so etwas wie Status scherte. Das war ihr peinlich – fast. Zu Asche verbrannt, es war einfach schwer, immer hoch erhobenen Hauptes zu gehen, wenn ihr »Halbblut« und ähnliches Geflüster folgten wie ein Rudel hungriger Straßenköter.
    Strells Gesicht nahm einen verständnisvollen Ausdruck an, und er erklärte: »Der Status eines Mannes an der Küste ist der seiner Mutter, bis er heiratet; dann übernimmt er den Status seiner Frau. Das führt dazu, dass die Männer zwar das Geld verdienen, die Frauen aber fast alles besitzen. Ihre Männer geben ihnen, was sie können, um ihren eigenen Status über den ihrer Frau mit zu erhöhen. Mit drei Glöckchen, würde ich sagen, wärst du die Tochter eines Kaufmanns oder kleinen Schiffseigners.« Er neigte den Kopf und sah sie unter seinem Schopf dunkler Haare hervor lächelnd an. »Ich gratuliere, Alissa. Du bist reich.«
    Alissa erwiderte sein Grinsen und rüttelte an dem Band, um die Glöckchen erklingen zu lassen. Jedes für sich klang hübsch, doch zusammen brachten sie Musik hervor. Morgen, wenn keiner von ihnen hinsah, würde sie sie an ihren Knöchel schnallen, wo sie hingehörten, und die drei von Nutzlos noch dazu, die sie bis dahin als ihr Geheimnis betrachten würde.
    Strell sah unendlich erleichtert aus, als er nach seiner Flöte griff und ein paar Tonleitern spielte, um das Euthymienholz anzuwärmen. »Was möchtest du gern hören, Alissa?«, fragte er. »Ich muss mehr üben, und es würde nicht schaden, ein wenig mehr Geld zu haben, das ich für dich ausgeben kann. Da du ja nun eine reiche Frau bist«, fügte er mit blitzenden Augen hinzu.
    Ihre Augenbrauen hoben sich, denn er bot nur sehr selten an, ein Stück nach Wunsch zu spielen. Da ihr gerade besonders großzügig zumute war, machte sie eine wegwerfende Geste und sagte: »Entscheide du.«
    Offensichtlich erfreut darüber, dass sie ihm die Wahl gelassen hatte, sandte er die erste Strophe von »Taykells Abenteuer« in die stille Luft. Ihr stockte der Atem, und sie riss die Augen auf. Ihr Blick schoss zu Lodesh hinüber, und errötend erinnerte sie sich an die anzüglichen Verse, die sie unter seinen Euthymien gemeinsam gedichtet hatten, als sie in der Vergangenheit gefangen gewesen war. »Alles, nur das nicht!«, rief sie.
    Connen-Neute kicherte beinahe vor Häme, und Lodesh grinste ob ihrer offensichtlichen Verlegenheit. Strell hielt inne. Er merkte zwar, dass etwas vorging, hatte aber keine Ahnung, warum ein Lied, das sie früher besonders gern gehört hatte, ihr nun die Schamesröte in die Wangen trieb. Langsam begann er ein Schlaflied zu spielen und behielt Lodesh dabei argwöhnisch im Auge.
    Alissa ließ sich auf ihr Kissen zurücksinken. Sie lächelte allen drei Männern zufrieden zu und nippte an Lodeshs Tee, während Strell spielte, was er wollte.

 
    – 7 –
     

    A lissa atmete tief ein, obgleich sie den Geruch von totem Fisch und

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