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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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auf dem Gras bequem.
    Während Strell weiterhin an seiner Hose herumwischte, häufte Lodesh das wenige Holz, das er gefunden hatte, für ein Feuer auf. Dann bastelte er ein kleines Nest aus trockenem Gras und Spänen, schlug mit den Feuersteinen einen Funken und brachte das verkohlte Stück Werg zum Glimmen. Alissa spürte ein Zwicken an ihren Gedanken, als Connen-Neute das aufgeschichtete Holz mit einem Bann in Brand steckte. Lodesh schloss mit leidgeprüfter Miene die Augen. »Darf ich Tee kochen?«, fragte er Connen-Neute und löschte sein winziges Reisigfeuerchen. »Darf ich den Tee auch ganz allein machen?«
    Der junge Meister blinzelte gutmütig mit den großen Augen. Stirnrunzelnd holte Lodesh ein doppelt eingewickeltes Päckchen Teeblätter aus seinem Gepäck.
    Alissas Augen weiteten sich; sie hatte gar nicht daran gedacht, Tee einzupacken. »Hast du genug für alle?«, fragte sie, und Lodeshs Frustration fiel wie eine Maske von ihm ab.
    »Hättest du gern Tee?«, fragte er und rückte strahlend ein Kissen weiter, neben sie. »Ich koche dir welchen.«
    Strell gab ein ordinäres Geräusch von sich, und Lodesh wandte sich um. »Pfeifer«, sagte der Bewahrer spöttisch, »du stinkst.«
    Strell erstarrte, und sein stoppeliges Gesicht wirkte besorgt. »Ich – äh – hatte nicht genug Platz, um Kleidung zum Wechseln mitzunehmen«, sagte er. Alissa verzog verlegen das Gesicht. Sie konnte nun einmal nicht unendlich viel tragen. »Ich werde mir an der Küste etwas kaufen«, fügte er hinzu, und sie fühlte sich noch elender, als er von ihnen abrückte, sich ganz an den Rand des Lagerplatzes setzte und weiter an seiner Hose herumwischte.
    Alissa sah Lodesh stirnrunzelnd an, doch ihr Ärger zerstob zu Asche, als sie den überraschend viel sagenden Ausdruck eines Versprechens in seinen Augen sah. Ihr stand wieder die Szene vor Augen, wie er sie mit Strell ertappt hatte, und sie begann, sich zu sorgen. Sie hatte nein gesagt, doch sie wusste, dass Lodesh nicht einfach daneben stehen und nichts unternehmen würde. Er sah so jung aus – es war schwer, stets daran zu denken, dass er auf List und Weisheit eines langen Lebens zurückgreifen konnte. Sie hatte einmal gehört, wie er zu Strell gesagt hatte, es mache ihm nichts aus, notfalls zu warten, bis Nutzlos starb. Er hatte drei Jahrhunderte auf Alissa gewartet. Was waren da noch ein paar Jahre mehr?
    Er lächelte, und ihr Herz machte einen Satz, als sie an ihren Tanz unter den Euthymien dachte, im vorletzten Herbst – oder auch vor dreihundert Jahren, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Die wilden Gefühle, das Begehren, das er in jener Nacht in ihr geweckt hatte, hatten sie beinahe dazu gebracht, sich von Strell abzuwenden. Sie wusste, dass Lodeshs Liebe aufrichtig war und er sie nie wieder verletzen würde. Doch die Erinnerung an seinen Verrat verfolgte sie. In der Vergangenheit gefangen zu sein, hatte ihr eine verwirrende Mischung aus Kummer und Freude gebracht. Der jüngere Lodesh, unschuldig und nicht ahnend, wer sie wirklich war, war ganz unerwartet zu ihrem Anker geworden, der sie bei klarem Verstand gehalten hatte. Und sie hatte sich in ihn verliebt, genau wie es der klügere, ältere, der Welt ein wenig überdrüssige Lodesh geplant hatte.
    »Äh … Lodesh?«, stammelte sie und versuchte, ihre Aufmerksamkeit gleichmäßig auf ihn und Strell zu verteilen.
    »Dein Tee ist fertig«, sagte er leise, ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen.
    Sie schnappte bekümmert nach Luft und setzte sich ein Kissen weiter von ihm weg. Connen-Neute hatte sich wie eine riesige Katze am Rand des Lagers zusammengerollt. Sein zweites Augenlid schloss sich, so dass seine goldenen Augen rot wirkten, während er faul zusah, wie die Hitze vom Feuer aufstieg.
    Lodesh schenkte ihr einen Becher Tee ein. Dabei ließ er sie keinen Moment aus den Augen, und Alissa blickte nervös zwischen diesen Augen und der rasch ansteigenden heißen Flüssigkeit hin und her. Doch er wusste genau, wann er aufhören musste. »Danke«, sagte sie, und er beugte sich vor, um ihr eine Strähne hinters Ohr zu streichen. Er duftete nach Euthymienholz, eine Mischung aus Kiefern und Äpfeln.
    »Gern geschehen«, erwiderte er, und seine beiläufigen Worte standen in starkem Kontrast zu seiner Körpersprache.
    Ihr Blick rückte in die Ferne, als ihr plötzlich Bilder des Hains von Ese’ Nawoer voll süßer Blüten vor Augen standen. Alissa spürte, wie ihre Entschlossenheit ins Wanken geriet. »Lodesh?«, sagte

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