Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
aus. Stattdessen stellte er ihr eine Frage: „Ich wusste gar nicht, dass Ihr ein Kind erwartet. Ist es von ... ihm?“
    Alix nickte. „Von Bartomeu von Cahors.“
    Dann brachte sie ihr Anliegen vor. Villaine begriff sehr schnell.

    Eleonore von Saïssac, die ebenfalls dem Fest beiwohnte, allerdings im hochgeschlossenen dunklen Kleid mit langen Ärmeln, hatte die ganze Zeit über Alix von Rocaberti beobachtet.
    Die Szene mit der Wölfin war ihr aufgefallen, auch die Bemühungen Brunissendes an der Säule, und natürlich das merkwürdige Getuschel mit dem Spielmann Villaine, worauf sie sich nun gar keinen Reim machen konnte.
    „Du befindest dich dennoch im Irrtum, Bertrand“, sagte sie leise zu ihrem Gemahl, als sie an seiner Seite auf der mit Blumengirlanden geschmückten Estrade Platz nahm, um Villaines Vorstellung beizuwohnen. „Der Hochmut dieser Frau ist nur Schein. Sie ist zutiefst unglücklich, doch sie gesteht sich das nicht ein. Und dass sie ein Hermaphrodit sein soll, ein Zwitter, ist völlig absurd, Bertrand. Verzeih, aber darüber kann ich nur lachen! Wer weiß, weshalb sie sich die Haare abschnitt, da kann es viele Gründe gegeben haben. Fest steht, wir müssen Raymond-Roger vor ihr schützen. Ich habe auch ihn beobachtet. Er wirft ihr zwar heimliche, aber recht begehrliche Blicke zu.“
    „Ich weiß. Doch mit welcher List sollen wir das bewerkstelligen, liebe Frau, ohne dass wir uns mit unserem Neffen entzweien? Mit welcher List?“
    Eleonore wusste es nicht.

    Dass die Spielleute ausgerechnet den Schwank vom „Schneekind“ aufführten, den sie zwei Tage lang für dieses Fest einstudiert hatten, zeigte erneut, dass das Schicksal für gewöhnlich keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Menschen nimmt.
    Nun begriff auch Alix. Und es zog sich ihr nicht nur das Herz schmerzhaft zusammen, auch ihr Leib verkrampfte sich plötzlich. Doch sie hielt tapfer durch, bis die Aufführung zu Ende war. Im anderen Fall, so bildete sie es sich ein, hätte die Wölfin über sie triumphiert und Villaine wäre gewiss ... traurig gewesen.
    Das unselige Stück handelte von der Gemahlin eines Paternosterperlenmachers, der sich zwei lange Jahre auf einem Kreuzzug befand. Nach Hause zurückgekehrt, erkannte er zu seinem größten Schrecken, dass seine Liebste in der Zwischenzeit ein Kind geboren hatte. Auf die Frage, wie die Zeugung ohne sein Beisein zustande gekommen sei, erklärte ihm die Frau scheinheilig - wobei Miquel im Weiberrock wieder für Gelächter sorgte - , das Kind sei durch den Schnee gezeugt worden, der im letzten Winter fiel.
    Als der Junge herangewachsen war - nun trat der Bossu auf - nahm ihn der Mann (Villaine) mit, auf eine neue Reise, und verkaufte ihn in die Sklaverei. Beim Heimkommen erklärte er seiner entsetzten Gemahlin, das Kind sei leider, leider unter der heißen Sonne Äthiopiens geschmolzen!
    Esther, die neben Alix saß, hatte sofort gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Die Freundin atmete so schwer. „Was ist mit dir?“, flüsterte sie.
    „Nichts!“ Alix schüttelte den Kopf.
    Wie ein heiliger Schrecken war die erste Wehe über sie gekommen, und hatte sie stumm und hilflos auf ihrer Bank zurückgelassen. Noch während der Beifall aufbrauste und die Spielleute sich vor dem Trencavel verbeugten, stand sie auf, um den Saal zu verlassen. Wasser lief ihr die Beine hinab. Esther eilte ihr hinterher.
    Das „Schneekind“ sollte geboren werden.

49.

    Huschende Schatten an den Wänden. Die Ammen, sowie Meister Renaud, der Hofarzt des Trencavels, gaben sich alle Mühe, ihn zu bannen - den Sturm, der in Alix` Leib tobte.
    Doch es wollte ihnen nicht gelingen.
    Alix wusste: Nach dem Gesetz des Lebens konnte dies bedeuten, dass sie beide starben, sie und das Kind. Das Gesetz des Lebens? Sie hatte Bartomeus Sohn, so es ein Sohn war, der sie so schmerzte, ohne Liebe und ohne ihr Einverständnis empfangen. Und nun wurde sie dafür bestraft?
    Alix holte tief Luft, keuchte, stöhnte, krümmte sich.
    Esther drückte ihr ein Kräutersträußlein in die Hand. „Riech, Alix, riech!“
    Lavendel, Melisse ... ach, wie vertraut! Heitere Kindertage in Montpellier, der gute Vater, wie er sie lobte, das Reifenspiel, die Zuflucht im herbaculum, die Platanenallee, die Ölmühle, das silberhelle Lachen der Mägde, das „Ogottogottogott“ Estrellas, die finstere Küche, in der es immer nach gebratenen Hühnern roch, das Schweinchen Zaubernuss - und die dicke Blanche, die Gute! Sie wüsste, was zu tun

Weitere Kostenlose Bücher