Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Alix erschienen: Bertrand von Saïssac, Aaron und Esther - letztere händeringend und weinend. Doch erst am Nachmittag hatten sie festgestellt, dass auch Pater Hugo spurlos verschwunden war. Jedermann hatte angenommen, dass er, wie alle anderen, das Kind irgendwo suchte.
    Alix befürchtete sofort, dass der Hofkaplan mit Damians Entführung zu tun hatte. Schon einmal, bei Tode des Mirepoix`, war er in Verdacht geraten. Doch darüber durfte sie mit Inés nicht reden. Die Schwester vertraute Hugo blind. Sie war es auch gewesen, die bestimmt hatte, dass er den Lateinunterricht für die Kinder im Palatium übernahm. Wie hatten sie deswegen gestritten miteinander ...

    Noch bevor der Turmwächter den Morgen ankündigte, schlug der Klopfring an.
    Alix schrak auf. War sie doch noch eingeschlafen? Damian! Sofort kam ihr der gestrige schreckliche Tag in Erinnerung! Wieso ging das Leben weiter, als ob nichts geschehen wäre?
    Esther trat ein, blass und übernächtigt. In der einen Hand eine Kerze, in der anderen einen Teller mit duftendem Gebäck.
    „Nichts!“, flüsterte sie und seufzte tief, als sie an Alix` Bett trat. „Nur ´Hamans Ohren`. Iss, liebe Freundin, ich bitte dich. Du musst bei Kräften bleiben!“
    Alix setzte sich auf, fischte das Pergament aus ihrem Bett, das ihr im Schlaf entglitten war. Es war zerknittert. „Ich befürchte, Esther“, sagte sie, als sie es glatt strich und dann zur Seite legte, „ich befürchte, dass niemand von ungefähr in dieses Jammertal geschickt wird.“
    „Nächtliche Gedanken sind närrische Gedanken!“ Die Jüdin stellte die Kerze ab, setzte sich zu ihr ans Bett und reichte ihr den Teller. Ihre Augen waren rot und verweint. „Die Wege des Einzigen sind sonderbar. Man kann sie nicht hinterfragen.“ Dann brach es wieder aus ihr heraus: „Ach, warum habe ich nur nicht besser auf den Jungen geachtet! Zuerst dachte ich, er spielt mir nur einen Streich!“
    „Mach dir keine Vorwürfe, Esther. Wir beide kennen den Erzbischof. Er hat dir den Vater genommen, mir den Sohn. In einem hast du recht, ich muss stark bleiben. Stark wie Esther, die Königin der Juden“, sagte sie, bereits kauend, „deine Namensvetterin aus der Heiligen Schrift.“
    Esther nickte. Sie beugte sich vor: „Wie jene Haman überführte, damit das Scheusal hingerichtet werden konnte, müssen wir dem Erzbischof Einhalt gebieten. Sonst wird es nie ein Ende nehmen!“
    „Ich sorge dafür, dass er an seinem eigenen Galgen auf dem Rabenstein baumelt“, zischte Alix, „das schwör` ich dir!“
    Dann erzählte sie der Jüdin welch merkwürdiger Gedanke ihr gerade beim Duft der frischgebackenen „Öhrchen“ gekommen sei, und beauftragte sie ganz aufgeregt, die beiden Hunde des Trencavels zu holen, und bei Tagesanbruch unten im Ehrenhof auf sie zu warten.
    Während Gaya den Badezuber für sie vorbereitete und eines der festeren Gewänder heraussuchte, die sich für die Jagd oder einen langen Ritt eigneten, eilten Alix` Gedanken noch einmal zurück zu jenem kalten Januartag, an dem Doña Agnès in heller Aufregung eingetroffen war und ihr Bartomeus Brief überreicht hatte. Damian war damals vier Monate alt gewesen. Ein schönes Kind mit langen, wohlgeformten Gliedern, dunklem Lockenhaar, hellgrauen Augen. Aufmerksam hatte er seine Großmutter betrachtet, als diese sich über ihn gebeugt und dann gemeint hatte: „Beim Seligen Isidor von Sevilla, ja, es ist … Bartomeus Sohn!“
    Dann hatte sie ihr erzählt, was geschehen war:

    Nachdem Doña Agnès den Brief heimlich geöffnet und gelesen hatte, war ihr klar geworden, weshalb Bartomeu ihn nach Montpellier und nicht nach Carcassonne gesandt hatte. Er wollte ihr mitteilen, dass er sie fortan nicht mehr in ihrem Kampf gegen die Konsuln unterstützte, und dass die Schuld einzig bei ihrer bockbeinigen Tochter lag, die ihm davongelaufen war! Dabei hatte Agnès eigene Sorgen genug. Da war die Hochzeit von Marie und Pedro, der ewige Streit mit den Konsuln, und natürlich Wilhelm, der in den Tag hineinträumte, stundenlang würfelte, die Windräder seiner Brüder zerstörte, täglich dicker wurde ...
    Agnès hatte gerade überlegt, Pater Nicolas nach Carcassonne zu schicken, damit er Alix umstimmte, als ihre Dame Honoria hereinstürzte, bleich wie ein Leintuch.
    „Ein Unglück, ein Unglück!“, rief sie. „Ketzer haben Bischof Fleix die Kehle durchgeschnitten und die Zunge herausgerissen!“
    „Bei allen Heiligen“, schrie Agnès auf und fasste sich an den Hals,

Weitere Kostenlose Bücher