Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Salvagnac eine Sonderstellung inne, auch stand ihnen der größte Anteil am Raubgut zu. Das hatten sie sich ausbedungen.
„Und um die Soldaten kräftig einzustimmen“, fuhr Bartomeu fort, „sollte man ihnen von der schrecklichen Ermordung des ehemaligen Bischofs von Béziers erzählen. Es ist zwar lange her ...“
„Wir werden es ins Auge fassen“, fiel ihm Amaury, ausgestattet mit seiner eigenen Heiligkeit, ins Wort. Er sang mehr, als dass er sprach.
Der Graf von Montfort, der links neben ihm ritt, räusperte sich. „Ermordet? Dieser Prälat wird doch nicht käuflich gewesen sein? Mir kam da etwas zu Ohren.“ Montfort gab das prächtigste Bild von allen ab, die an der Spitze ritten: Groß, stattlich, ein Bart so schwarz wie der des Apostels, welcher Jesus verriet, ein leuchtend roter Wappenrock - auf der Brust der weiße Löwe seines Hauses.
„Aus Euch spricht der Vasall des Königs von Frankreich, Graf von Montfort!“ Bischof Fulco, der Vierte im Bunde, lachte spöttisch. Er war in seiner Jugend Troubadour gewesen und hatte die „Rosenwangen der Damen“ gepriesen, bevor er sich die Tonsur scheren ließ. „Nein, nein, besagter Bischof hat unseren Legaten nur ein paar unbequeme Steine in den Weg gelegt, das war alles. Deshalb haben sie ihn abgesetzt.“
„Ermordet haben ihn aber die Katharer“, beharrte Bartomeu von Cahors.
„Aber, Euer Erzbischöfliche Gnaden!“, entgegnete ihm Montfort. „Weshalb hätten sie das tun sollen, wenn er insgeheim auf ihrer, statt auf der Seite der päpstlichen Legaten stand?“
Auffällig schnell wechselte Fulco das Thema: „Warum stimmen wir die Soldaten nicht mit der folgenden, ebenfalls überlieferten Geschichte ein: Ein in Béziers lebender Priester trug eines Tages einen Messkelch zur Kirche. Einige Ketzer und auch Juden lauerten ihm auf, ergriffen ihn und schlugen auf ihn ein. Nachdem sie ihm den Arm gebrochen hatten, entrissen sie ihm den Kelch und urinierten in ihn aus Verachtung für den Leib und das Blut Jesu Christi.“
„Ja, dieser üble Vorfall ist mir ebenfalls bekannt“, bestätigte der Cahors. „Die Entscheidung gegen Béziers zu ziehen, ist Gottes Wille! Vernichten wir Sodom, so wird Gomorrha auf dem Fuße folgen. Das müssen wir den Leuten sagen!“
„Ich habe diesen Vorschlag eigentlich nur gemacht, weil uns unsere Späher berichtet haben, dass sich der Trencavel auf dem Weg nach Béziers befindet“, erklärte Arnaud Amaury mit gewichtiger Miene. „Wir könnten auf seine Auslieferung drängen, sobald wir vor den Toren der Stadt stehen.“
Montfort räusperte sich. „Einverstanden. Die Menschen sprechen offenbar mit einer gewissen Hochachtung von diesem Mann. Ich meine den Trencavel. Vom Herzog von Burgund weiß ich, dass er Haare wie Goldweizen besitzen soll.“
„Gotische Wurzeln“, brummte Bischof Fulco.
„Nun, jedenfalls gereicht es ihm zur Ehre, dass sein Volk ihn liebt und als Helden betrachtet. Mit einer raschen Auslieferung und Aufgabe der Stadt ist daher nicht zu rechnen. Auch wenn der Teufel mittels eines Apfels den schnellen Sieg errungen hat – wir sollten uns auf eine lange Belagerung einstellen!“
Die Geistlichen warfen sich Blicke zu.
„Ich habe gehört, dass sie vom Trencavel sagen, er soll mit seinen Knechten lachen“, sagte Amaury verdrießlich. „Mit seinen Kneeechten!“, wiederholte er.
Montfort nickte. „Mit seinen Rittern scheint er ebenfalls gut Freund zu sein, heißt es, und kaum wie ihr Gebieter. Alle duzen sich untereinander an seinem Hof, die Weiber wie die Männer. Selbst an seiner katholischen Haltung finden einige nichts Schlechtes. Es wird nicht einfach werden ...“
„Das alles und noch mehr mögen sich die Leute vom Trencavel erzählen, Graf“, warf Bartomeu von Cahors unwirsch ein. „Ich bin ein Mann der Kirche und des Südens, daher glaubt mir eines: Seine Vasallen und Vögte sind allesamt hinterhältig. Besonders Saïssac, sein Oheim und Mentor. Er ist der oberste Fuchs der Katharer, und von seinem Bischof Simorre geht alle Schlechtigkeit aus. Elende Heuchler und Apostaten auch die ´ach, so ruhmvollen Gefährten` des Trencavels. Brutstätten der Häresie ihre Burgen, auf denen sie Schätze horten, gewaltige Reichtümer!“
Beifall heischend warf der Erzbischof einen Blick über seine Schulter auf Fulco, der eilfertig alles bestätigte, was sein Bruder im HERRN gerade vorgebracht hatte.
Am späten Abend des gleichen Tages stand Rashid ein Stück vom Zelteingang entfernt an
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