Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
weitem ein Zeichen zum Aufbruch gab, liefen sie langsam zu den anderen zurück. Auf dem Weg dorthin erzählte ihr Rashid noch von der demütigenden Behandlung, die Bartomeu durch den Papst erfuhr, und vom „Teufelspakt“ auf dem Schiff.
Es war, als wollte sich der Maure die Jahre, die er an der Seite seines Herrn verbracht hatte, von der Seele reden.
Alix hätte gerne gewusst, wer der Mörder von Bischof Fleix, Pater Nicolas und Pater Hugo war. Doch sie fürchtete sich vor der Antwort. Eines stand für sie fest: Rashid war Bartomeu hörig gewesen.
„Er ist tot - und ich bin frei; die Schätze Salomons bedeuten mir nichts“, sagte er zum Abschied, bevor er mit einem erleichterten Salam aleikum auf den Lippen davonritt.
18.
Als Villaine ins Schloss von Béziers zurückkehrte, erklärte er Alix und Esther mit besorgtem Gesicht, dass die Wachhabenden niemanden mehr aus der Stadt ließen. Es sei zu gefährlich. „Wären wir doch nur mit dem Trencavel geritten!“
„Aber Ihr wisst doch den Grund, Villaine, wir waren zu erschöpft!“, versuchte sich Alix zu rechtfertigen. Innerlich war sie mit sich im Unreinen. Sie hatte einen Fehler gemacht, wobei zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung tatsächlich niemand damit gerechnet hatte, dass das Heer so schnell hier sein würde. Den wahren Grund, weshalb sie nicht mit Raymond-Roger hatte reiten wollen, verschwieg sie den Freunden.
„Ich mache Euch keinen Vorwurf“, lenkte der Spielmann ein. „doch befürchte ich, dass ...“
„Keine Angst, Villaine, wir werden noch heute die Stadt verlassen. Lamothe, der Lehnsvogt, wird uns helfen. Bleibt beisammen, macht Euch zur Abreise bereit. Ihr hört von mir ...“
Als Alix die breite Steintreppe hinunterlief, die in den großen Saal führte, hörte sie laute Stimmen. Sie blieb stehen, lauschte. Der Streit kam aus der Kanzlei - und er drehte sich um Raymond-Roger Trencavel!
„So beruhigt Euch“, hörte sie eine dunkle, ungeduldige Männerstimme sagen, „der Vizegraf hat uns Entsatz versprochen! Auf sein Wort ist Verlass!“
„Ha! Verlass hat er wohl bewiesen, indem er sich in der Nacht mit den Juden aus der Stadt schlich. Weshalb sie und nicht wir? Weil sie reicher sind?“
Die Stimme troff nur so vor Häme.
„Schweigt auf der Stelle, sonst lass ich Euch ins Loch werfen!“, brüllte der Erste, und ein Dritter sagte beschwichtigend: „Es befanden sich doch auch Katharer darunter.“
„Tatsächlich?“, schrie die jüngere Stimme in hitziger Unerschrockenheit zurück, „Und weshalb hat man dann mich nicht gefragt?“
„Wie stellt Ihr Euch das vor, Vital Sans!“, hörte Alix den besonneneren Mann reden. „Der Vizegraf kann doch nicht halb Béziers nach Carcassonne führen und dort vielleicht monatelang verköstigen. Die Stadt ist jetzt schon brechend voll!“
So ging es noch eine Weile weiter, und als Alix endlich vorgelassen wurde, kam sie nicht mehr dazu, ihr dringendes Anliegen dem Lehnsvogt zu unterbreiten; ein Bediensteter stürzte herein, um zu melden, dass Bischof Rainald aus dem Lager der Kreuzfahrer zurückgekommen sei und den Kanzler dringend zu sprechen wünsche.
Ein Unterhändler?, fuhr es Alix durch den Kopf und ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Ging es vielleicht um den „verschwundenen“ Bartomeu von Cahors?
Gottfried von Lamothe, der Mann mit der dunklen Stimme, bat sie, in einer Fensternische neben der Kanzlei Platz zu nehmen. „Es wird nicht lange dauern“, entschuldigte er sich.
„Wie Ihr wisst, Sénher, habe ich mich unter die Soldaten Christi begeben“, hörte Alix den Bischof sagen - kaum dass sie ihn aufgrund der Entfernung verstand, denn er sprach sehr leise. Er berichtete, dass die Anführer des Kreuzzugs ihn gebeten hätten, der Stadt ein Ultimatum zu stellen, das morgen früh, am Tag der Heiligen Maria Magdalena, in der Kathedrale verkündigt werden sollte. Arnaud Amaury verlange von den katholischen Bürgern die sofortige Auslieferung derjenigen Ketzer, die er, Rainald, morgen namentlich aufzeichne. „Zweihundertzweiundzwanzig notorische Ketzer werden verlangt!“
„Zweihundertzweiundzwanzig Perfekte? Und woher, wenn ich fragen darf, wollt Ihr die Namen nehmen, Euer Bischöfliche Gnaden?“
Weil Schweigen herrschte, stand Alix auf, lugte um die Ecke.
Der Bischof sah hinauf auf die reich geschnitzte Decke. Dann hörte sie ihn sagen: „Nun, diese sollten sich wohl finden lassen.“
„Sich finden lassen?“ Die Stimme des Kanzlers überschlug sich fast. „Über
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