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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Wort auch über den Bischof“, hatte Agnès gezischt, „wenn du nicht willst, dass es deiner Schwester schlecht ergeht, wo sie doch für Montpellier und uns alle ein Opfer bringt!“
    Inés hatte sich nicht getraut nachzufragen, was es denn mit dem Opfer auf sich hatte. Zwar wusste sie von Pater Nicolas, dass man für eine böse Tat irgendwann zahlen musste, aber Alix hatte ja nichts Unrechtes getan! Inés hätte aber auch nicht sagen können, woran es gelegen war, dass sie Mutters Geschichte keinen Glauben schenkte.
    Am gestrigen Abend, als Doña Agnès und Nicolas sie über ihre zukünftigen Haushaltspflichten aufgeklärt und ihr die Gesetze und Verträge erläutert hatten, die mit ihrer Eheschließung sowie mit dem An- und Verkauf von Grund und Boden zusammenhingen, hatte es sich herausgestellt, dass Inés nicht viel von dem verstand, was sie als zukünftige Vizegräfin wissen musste.
    „Es war ein Fehler, dass Wilhelms Augenmerk nur auf Marie und Alix gerichtet war“, hatte die Mutter unwirsch gezischt.
    Inés ließ den Rosenkranz durch ihre Finger gleiten ... Die dicke Blanche war der Meinung gewesen, dass in alten Geschichten einer klugen und schönen Schwester stets eine dumme, hässliche gegenübergestellt sei. Wenn das stimmte, so war sie - Inés - als Verliererin zur Welt gekommen!
    Rasch schlug sie das Kreuz. Wie konnte sie nur so undankbar sein! Das Opfer wurde schließlich von Alix verlangt, nicht von ihr.

    Nach der Rückkehr von der Messe trank Estrella gierig vom kühlen Wasser aus dem Zuber, der in einer schimmelfleckigen Ecke der geräumigen Kammer stand, die sie und fünf weitere Frauen bewohnten. Estrella war zutiefst enttäuscht von dieser Unterkunft, in der es nicht nur nach Moder roch, sondern auch aus allen Ritzen zog, und in sämtlichen Ecken der Mausdreck lag. Viel zu selten wurde hier die Streu gewechselt. Sie musste darauf bestehen, eine ordentliche Unterkunft zu bekommen!
    Natürlich war in Montpellier auch nicht alles Gold gewesen, was glänzte, dachte sie, als sie die Kelle zurückhängte. Die Launen von Doña Agnès zu ertragen, hatte ihre Geduld oft auf eine harte Probe gestellt, vor allem nachdem der gute Wilhelm tot war. Doch als Dame und Landsmännin der Herrin war sie im Turm mit Hochachtung behandelt worden.
    Ihre Mitbewohnerinnen hier in diesem Loch jedoch, allen voran diese angemalte Mathilde mit ihrem Schlangenlächeln, hatten sie ob ihrer Beschwerde ausgelacht und gemeint, jedermann hätte Läuse, und ihr vornehmes Getue würde sich hier bald legen.
    Vornehmes Getue! Von wegen. Was wussten die schon! Den ganzen Tag zankten sie sich nur! Nun ja, gleich Vieh leckt sich gern, dachte Estrella angewidert. Einzig das noch junge Ding, das mit trübsinnigem Gesicht auf seinem Bett lag und sich die Lippen wund biss, schien anders zu sein. Vielleicht wurde die Kleine zugänglicher, wenn sie erst ihr Kind zur Welt gebracht hatte, lange konnte es nicht mehr dauern.
    Über eines war Estrella froh: Sie hatte eine Aufgabe. Arbeit macht keine Langeweile!
    Doch etwas zerrte ihr gewaltig am Herzen: Sie verstand nicht, weshalb man sie nur zu bestimmten Zeiten zu Alix lassen wollte, wie der Maure ihr bedeutet hatte, und weshalb dieser Heide ihre Schutzbefohlene einschloss. Beim Seligen Isidor, dass Alix Angst ... vor der Ehe hatte und am liebsten nach Hause geflohen wäre, das war doch zu verstehen! Jeder jungen Frau erging es so. Ehe? Das war allerdings ein Punkt, über den Estrella schon unterwegs ständig gegrübelt hatte. Ein weltlicher Fürst konnte heiraten - aber wie stand es mit einem weltlichen, der zugleich ein Kirchenfürst war? Priester nahmen sich mitunter Frauen, das hörte man allenthalben, und früher war es sogar die Regel gewesen. Aber noch nie hatte man davon gehört, dass ein Erzbischof geheiratet hätte. Und wenn doch, so konnte es sich nur um eine Hochzeit „zur linken Hand“ gehandelt haben. Daraus hervorgehende Kinder waren und blieben Bastarde. Doña Agnès, die selbst unter einer nicht anerkannten Ehe litt, konnte für ihre Älteste doch nicht gewollt haben, dass diese eine erzbischöfliche ... nun, dieses Wort wollte Estrella nicht einmal denken, im Zusammenhang mit Alix, niemals! Und der arme Wilhelm gar, Ogottogottogott, der würde sich ganz sicher im Grabe herumdrehen, wenn dem so wäre. Nein, nein! Estrella schob die unangenehmen Gedanken weit von sich. „Der Bischof ist ein Mann des Adels“, hatte ihr Doña Agnès erklärt, und - dass ihre Tochter in

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