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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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… an einen ruhigen Ort zurückgezogen, an dem es ihr möglich ist, ihren Glauben zu leben, ohne der Häresie täglich begegnen zu müssen.“
    „So ist sie also mit ihrer Stiefschwester Marie in das Kloster von Aniane gegangen, wo sich auch die ...“, der Trencavel räusperte sich, „wo seit langen Jahren auch die rechtmäßige Frau Eures verstorbenen Gemahls lebt, nicht wahr?“
    Doña Agnès hielt die Luft an. Ihre Lippen waren zwei dünne Striche. Die „rechtmäßige“ Frau Wilhelms? Was fiel dem Vizegrafen ein, sie an die unselige Eudoxia zu erinnern!
    „Ich habe mein Wort gegeben, Euch den Ort nicht zu verraten“, antwortete sie fast atemlos, was nicht gelogen war, wenn sie an Bartomeus Warnung dachte. „Meine jüngere Tochter Inés jedoch … nun, sie wäre unter bestimmten Voraussetzungen bereit, die Eure zu werden. Ich meine damit … für den Fall, dass … dass Ihr … dass Carcassonne …“
    Einmal aus dem Tritt geraten, begann Doña Agnès zu stottern, so dass Nicolas sich veranlasst sah, ihr beizustehen. Ein weiteres Mal erklärte er wortreich, was Montpellier und Carcassonne unterschied, und dass es für eine junge rechtgläubige Frau nicht leicht sei, in eine Stadt zu ziehen, in der man die Häresie offen dulde. „Wenn dem Schiff der Kirche nicht bald kraftvolle Hilfe geleistet wird, wird es untergehen“, meinte er düster.
    „Wir geben zu bedenken“, insistierte nun Peter von Cabaret, „dass Ihr offenbar zweierlei Maßstäbe anlegt, Pater. Bei Alix von Montpellier spielt Saïssacs Glaube eine Rolle, wie Ihr sagt, und Ihr heißt das Verhalten der jungen Frau, ihren Rückzug in ein Kloster, ganz offen für gut. Inés von Montpellier hingegen, die Jüngere, würdet Ihr uns anvertrauen? Wie erklärt Ihr Euch diesen Widerspruch? Weshalb denkt Ihr überhaupt noch an eine Verbindung mit Carcassonne, wenn Euch solche Ängste vor den Katharern heimsuchen?“
    Agnès und Nicolas warfen sich beunruhigte Blicke zu.
    „Nun, zumindest sollte gewährleistet sein, Vizegraf“, meinte Nicolas zum Trencavel, Peter von Cabaret ignorierend, „dass man Inés von Montpellier zu keinem Zeitpunkt zwingt, ihren Glauben zu wechseln. Unter dieser Prämisse mag sie Eure Frau werden. Zur Festigung ihres Glaubens wird sie sich allerdings noch einige Monate in meine Obhut begeben müssen. Sie ist noch zu jung, um …“
    Nun war des Trencavels Geduld am Ende. „Genug, Pater!“, rief er mit schneidender Stimme. „Euer Eifer für den katholischen Glauben in allen Ehren, doch Ihr müsst mich nicht ständig belehren. Ich bin Katholik! Ich frage mich allerdings, woher Ihr die Gewissheit habt, dass der römische Glaube der rechte Glaube ist.“ Und zu Doña Agnès gewandt: „Wir nehmen mit großem Bedauern zur Kenntnis, dass Eurer Tochter Alix an einer Verbindung mit Carcassonne nichts liegt. Was Inés von Montpellier angeht, so versichere ich Euch - und Euer Pater mag das schriftlich festhalten - dass im Vertrauen auf die Macht Gottes an meinem Hof niemand gezwungen wird, seinen Glauben zu wechseln.“
    „Im HERRN ruht die Hoffnung“, sagte Nicolas leise, jedoch erneut mit einem Unterton, der keinen Zweifel aufkommen ließ, dass er sich vor dem Vizegrafen ebenso wenig fürchtete wie vor dem Bischof von Cahors. „Es freut uns, dass Carcassonne nach wie vor an einer Verbindung mit Montpellier gelegen ist. Vermutlich zu den Bedingungen, wie sie Wilhelm ausgehandelt hat?“
    Raymond-Roger Trencavel sah im Geiste das frische, rothaarige Mädchen vor sich, wie es beim Mahl die ganze Zeit über an seinen Lippen gehangen war und ihn angeschmachtet hatte.
    Als er nickte, bemerkte er, wie die Augen der Kastilierin triumphierend aufleuchteten.
    „Ich stelle jedoch ebenfalls eine Bedingung“, sagte er stolz.
    Wieder sahen sich Doña Agnès und Nicolas überrascht an. „Und die wäre?“
    „Ich werde Eure Tochter schon morgen mit nach Carcassonne nehmen - allerdings ohne Euch, Pater Nicolas. Sie wird bei uns am Hofe in guten Händen sein und mag von Bischof Bérenger auf unseren christlichen Ehestand vorbereitet werden.“
    Doña Agnès wurde bleich. „Aber wieso diese Eile, Vizegraf?“, fragte sie entsetzt. „Ich verstehe Eure Gründe dafür nicht!“
    „Ach nein?“, antwortete der Trencavel, und nun hörte sich seine Stimme wirklich höhnisch an. „Nun, dann will ich sie Euch darlegen: Es erscheint mir sicherer, Eure letzte Tochter selbst im Auge zu behalten, nachdem Euch bereits deren zwei abhanden gekommen

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