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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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vorgehaltener Hand unverschämt zu grinsen.
    „Eines ist gewiss … Die Zeiten haben sich geändert. Ja, die Zeiten haben sich geändert“, meinte Esclarmonde und fasste nach der Hand ihres Bruders. „Früher hat es geheißen Ecclesia non sitit sanguinem – die Kirche dürstet nicht nach Blut. Heute soll, wie man hört, ein Kreuzzug Christen gegen Christen vorbereitet werden! Lasst uns bitte nicht im Gezänk über Roms Bischöfe und Legaten verbleiben, sondern darüber reden, ich meine über den geplanten Zug!“
    Ihre smaragdgrünen Augen waren auffordernd auf den König von Aragón gerichtet, der bislang kaum ein Wort gesagt hatte. „Wisst Ihr Näheres, Eure Hoheit?“
    „Nun, man redet in Rom davon“, antwortete Pedro unbestimmt und rückte mit einer fahrigen Handbewegung den runden Kragen aus feinem Leder zurecht, der sein Gewand zierte. Dann legte er in frommer Geste die Hände zusammen und beugte das Haupt: „ Si vis pacem, para bellum. “
    „Hören wir recht?“, warf Esclarmonde bitter ein. „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor? Rom will tatsächlich die Einheit des Glaubens mit dem Schwert wiederherstellen?“
    „Ein Fehler zieht den anderen nach sich, Doña“, antwortete der König.
    Seine Stimme klang vorwurfsvoll, und um seinen Mund lag ein scharfer Zug. „Man hätte es eben nicht soweit kommen lassen sollen! Ich erinnere an die freche Provokation deines Spielmanns“, sagte er mit Blick auf den Trencavel. „Wir gestehen diesen Leuten vieles zu, das Leben am Hofe wäre ohne die Schellenträger undenkbar, es ist ihre Pflicht, die eine oder andere Schmährede zu halten und den Finger in die Wunden gewisser Edelleute oder Prälaten zu legen, doch dein Villaine hat dir mit dieser Kunst keinen Gefallen erwiesen.“
    „Zugegeben, Don Pedro. Die gravierenden Versäumnisse des Klerus` jedoch, die Forderungen der Menschen nach apostolischer Lebensführung zu erfüllen, sind wirklich nicht dem Adel Okzitaniens oder den Sängern anzulasten“, versuchte sich der Trencavel zu rechtfertigen. „Übrigens auch nicht, dass in diese Lücke irgendwann ... die Katharer traten.“
    „Lassen wir auch die Katharer beiseite, mein guter Trencavel“, warf Esclarmonde ein. „Es geht um anderes, um unser Land, unser Land! Der Adel Okzitaniens wird eine Besetzung Fremder nicht zulassen“, betonte sie mit Nachdruck. „Und Ihr, Hoheit“, wandte sie sich an den König, „Ihr seid als Oberlehnsherr zum Schutz Eurer Vasallen verpflichtet! Ihr könnt Euch nicht einseitig hinter Rom stellen!“
    Pedro kniff die Augen zusammen und schwieg … Dass Foix seine ketzerische Schwester nicht zurückhielt, die hier lautstark das Wort ergriff und ihm - dem König - auch noch seine Pflichten unter die Nase rieb, war dreist. Es reichte, dass das Weib sich ständig wiederholte.
    Der Trencavel spürte, dass sich der Aragón von Esclarmonde auf die Zehen getreten fühlte.
    Dennoch hatte sie recht. Er beugte sich zum König hinüber. „Don Pedro“, sprach er ihn so vertraulich an, wie ihm das im Jahr zuvor erlaubt worden war, „wenn es ernst wird, geht es in der Tat um sehr viel mehr als um die Vertreibung der Katharer und Waldenser, wie man es uns einreden will.“
    Esclarmondes Augen funkelten. „Ist einer unter uns in dieser Tafelrunde, der Interesse daran hat, dass sich fremde Herren in seiner Nachbarschaft niederlassen?“
    Sie sah von einem zum anderen, und weil niemand etwas erwiderte, sagte sie feurig zum König: „Denkt an meine Prophezeiung, Eure Hoheit, denkt daran! Es geht nicht nur um den Einheitsglauben, sondern vor allem um unser Land - das in großen Teilen auch das Eure ist. Derzeit wartet Innozenz noch, er zaudert, doch in Kürze streckt Philipp von Frankreich die Finger nach uns aus, ob mit oder ohne Rom. Unter dem Schutzmäntelchen der Ketzerverfolgung wird es ihm leicht gemacht werden. Das weiß er genau. Gott will es, wird er lauthals verkünden - obwohl es Philipp ist, der es will. Es ist dringend erforderlich, dass wir unseren Vasallenverband festigen!“
    „Nun, beruhigt Euch wieder, Doña Esclarmonde“, entgegnete ihr der König zwar höflich, aber herablassend. „Seit seinem Amtsantritt versucht Innozenz, vom Kapetinger die Genehmigung für die Verfolgung der Katharer zu bekommen; bislang hat Philipp immer abgelehnt. So dringend scheint ihm die Landbesitznahme Okzitaniens also nicht zu sein!“
    „Freilich! Aber nur weil er selbst mit Innozenz im Streit ist, aufgrund seiner …

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