Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
dankte, dann erhob er sich.
Wie würde der Oberlehnsherr, der katholische Pedro, auf diese Blasphemie reagieren?
Als der König jedoch einzig mit einem launigen Nunc est bibendum , die Gäste zum Trinken aufforderte, konnte sich Inés nicht entscheiden. Sollte sie darob verärgert oder lieber erleichtert sein, dass das Fest ohne neuen Eklat weiterging?
Erste Becher wurden hochgehalten, Jubelrufe erschallten - als Saïssac zurückkam.
Ziemlich atemlos stieg er auf die Estrade und stellte sich hinter seinen Neffen.
Ein zufriedenes Lächeln umspielte plötzlich Raymond-Rogers Mund. Er ließ die Hand seiner Braut los und erhob sich. Zuerst dankte er König Pedro, stieß mit ihm und den Edelleuten an, und begann dann, zu Inés` größter Verblüffung die Spielleute mit Geschenken und launigen Worten zu verabschieden. Worte, von denen Inés erstmals den Verdacht hatte, dass sie gut vorbereitet waren. Bedeutete das, dass Carcassonne entschlossen war, mit Rom zu brechen?
Verwirrt warf sie einen Blick auf ihre Mutter und auf Marie hinunter, doch diese lächelten zurück, als ob nichts geschehen sei.
Miquel, noch immer in seinem Weiberzeug, trat vor, knickste artig und dankte für die Großzügigkeit und Verschwendung des Brautpaares, die den wahren Adel erkennen ließe.
Mit hoher, schöner Stimme sang er: „Gibt es ein Paradies, Geliebte, kein andres als die Liebe!“
Villaine ist und bleibt ein gerissener Hund, dachte der Trencavel zufrieden bei sich, als sein Freund zum Schluss noch einmal vortrat und um Absolution derjenigen bat, die er mit seinem „Possenspiel des Lebens“ zutiefst gekränkt hätte.
Der Spielmann fiel auf sein rechtes Knie und sagte: „Gleich einem Huhn hielt ich ein Gerstenkorn für eine Perle!“
Begeistert klatschten alle, als auch er zum Schluss seinen „milden und hochherzigen Schenker“ pries, den edlen Vizegrafen Trencavel, sowie seine holde und herzensgute Gemahlin Inés - und abschließend meinte, er hätte von keinem Fest je erzählen hören, das ebenso groß und berühmt gewesen wäre, wie jenes, das man dieser Tage hier in Carcassonne veranstaltete.
18.
Beim Lanzenstechen war der König von Aragón als Sieger hervorgegangen, doch noch bevor die Ehrung ausgesprochen werden konnte, hatte sich ein kräftiges Gewitter über Carcassonne entladen. Kein gutes Omen, wie manche meinten.
Am nächsten Morgen fand das vereinbarte Treffen statt, die Tafelrunde der Herrschenden Okzitaniens. Der Prunksaal war geräumt und gekehrt und der große Runde Tisch wieder aufgestellt worden, an dem sich nun neben dem Trencavel und Saïssac auch deren engste Berater, Peter und Jordan von Cabaret einfanden. Der König von Aragón und die Grafen von Toulouse und Foix erschienen jeweils mit zwei Ministern. Als einzige Frau wohnte, auf Wunsch ihres Bruders, Esclarmonde von Foix der Besprechung bei. Auf die Hinzuziehung der Katharerbischöfe hatte man kurzfristig verzichtet, nachdem von katholischer Seite kein Würdenträger mehr zu einem Gespräch bereit gewesen war.
Gerüchteweise hatte der Graf von Toulouse von einer in Kürze bevorstehenden Absetzung der römischen Legaten Gui und Rainer reden hören. Er meldete sich als erster zu Wort und legte Wert auf die Feststellung, dass man ihm mangelnde Unterstützung der Legaten nicht nachsagen könne.
„Wer solches behauptet, lügt!“, sagte er mit Blick auf König Pedro.
„Ach!“, antwortete ihm der Aragón knapp, und forderte ihn auf, seine Behauptung mit Beweisen zu untermauern.
Der Tolosaner, das schulterlange Haar ergraut, der Kinn- und Oberlippenbart jedoch noch tiefschwarz, ereiferte sich, als er berichtete, dass Rainer nach seiner Rückkehr von Rom beim Erzbischof von Narbonne vorgesprochen hätte. „Einzig, um mich, den Grafen von Toulouse, in die Knie zu zwingen!“, betonte er mehrfach. „Doch der Narbonner, der mich wie den Aussatz hasst, obgleich ich rechtgläubig bin, lehnte rundweg ab, Rainer zu helfen. Ja, er verweigerte dem Legaten sogar frische Pferde.“ Der Graf lachte verächtlich. „Was soll man davon halten, frage ich Eure Hoheit? Wie zerstritten ist die katholische Seite überhaupt? Wie kann man in dieser Situation auch nur an einen kostspieligen Kreuzzug denken, wenn es den Bischöfen schon um ein paar Pferde leid tut.“
„Aber heißt es denn nicht, dass ein Kleriker von einem anderen keine Abgaben fordert?“, warf der Graf von Foix spöttisch ein, worauf es Peter von Cabaret nicht lassen konnte, hinter
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