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Aljoscha der Idiot

Aljoscha der Idiot

Titel: Aljoscha der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Erdmann
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kommt hier ins Haus… Hundehaltung strikt verboten. Und Katzenzeug, nicht wahr! Hunde verboten… Herr… na, damit das klar ist. Und vor allem… Katzen. Keine Katzen!“ – Der Altgediente schrie alles zweimal, und seine Frau flüsterte Aljoscha zu, daß dem Armen ein Granatsplitter im Kopf zu schaffen mache.
    „Danke sehr. Vielen Dank auch“, sagte Aljoscha, keinen Granatsplitter im Kopf, aber etwas ähnliches. Den Kontrakt in der Tasche, ging er auf dem Rückweg vorbei an dem eleganten Altbau, in dem Katharina Rogowskaja wohnte. Man hätte ein Seil spannen können von hier zu seiner neuen Behausung. Aber jetzt hieß es auf Wasser gehen.

32
    Die Tage sanken durch Aljoscha wie Ertrunkene durch schwarze Eismeertiefen. Könnte man die Zeit zurückdrehen – bis zu dem Augenblick, als er Leda zum ersten Mal geküßt hatte an diesem Abend auf dem Reiterhof – ungeschehen machen die Berührung dieser Lippen – nie gewesen sein in diesen Augen, getilgt der Gram und der Anfang seines Nichtendens – könnte man sich einfach subtrahieren aus dem Geschehen von einst – das Mädchen mit dem melancholisch winddurchwehtenHaar, noch einmal, was sie damals war, sich umdrehend mit demselben überraschten Blick, doch niemand wäre hinter ihr – einfach ein Reflex, zu dem es keinen Reiz mehr gab, nur noch eine Narbe in der Zeit – einen Augenblick lang wäre sie verwirrt, doch dann würde Leda weitergehen, in ein Leben ohne Erinnerung an einen Mann, der alles hatte, was sie nicht wollte; niemand, dem sie sagen mußte: was du bist, ist mir zu schwer. – Aber nicht einmal jetzt wünschte Leda, er wäre nie gewesen. „Ich hatte einen schlechten Traum“, erzählte sie. „Ich war verheiratet. Zwei Kinder. Nicht von dir.“
    Nur eine halbe Chance, Chronos, und ich ließe dich taumeln. Und dann schnitte ich dir mit deiner eigenen Sichel den Tag heraus, an dem die Katzenmenschenfürstin umging und mich nicht umging. Und dann trennte ich mit deiner Sichel meinen Sehnerv durch, damit SIE keinen meiner Blicke je gefangengenommen hätte. Und dann fände ich die Stränge dieser Unausweichlichkeit, die aus deiner Bestimmung und meiner Freiheit besteht, und ich trennte alle Stränge einzeln durch. Und wenn es dir dann immer noch gelungen wäre, SIE mir zuzuspielen – und ich weiß, es wäre dir gelungen –, dann hätte ich mit deiner Sichel noch gesucht, was von IHR schon immer in mir war, und was von mir schon immer in IHR war, und wenn ich es gefunden hätte, wäre ich wie du, denn ich hätte das ganze Universum überblickt. Nur die Sichel in meiner Hand schiene mir jetzt rätselhaft – bis dann Uranos erscheint. Nur noch ein Glied bis zum Chaos. Der letzte Abschnitt für die Sichel. Und zurück im ersten Chaos sehe ich, daß es der Urgrund aller Bilder ist – und mittendrin der Regisseur. Er legt gerade einen Film ein.
    „Gut, daß du gekommen bist“, sagt er und löscht das Licht. Am Anfang aller Dinge: ein Preview von Katzenmenschen.
    „Die Charaktere sind fiktiv“, bemerkte der Regisseur. „Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen wäre rein zufällig.“
    „Aber es besteht Ähnlichkeit mit lebenden Personen“, protestierte Aljoscha.
    „Unsinn, Bürschlein.“
    „Ach, Sie sind es wieder!“
    „Nein, ich bin es selbst. Der alte Matthäus war nur so eine Maskerade von mir. Sieh hin! Das da, die im Film, das ist Irena Dubrovna!“
    „Das weiß ich.“
    „Den Film habe ich als Medium benutzt!“
    „Das habe ich mir schon gedacht.“
    „Wenn du alles schon weißt, was willst du dann eigentlich hier, Puschkin?“
    „Tuschkin.“
    „Der Film war das Mittel, mit dem ich deine Empfänglichkeit schärfen wollte. Ich mußte es tun, um das Wissen des Unwißbaren zu ermöglichen. Nicht schlecht, was?“
    „Können Sie mir nicht meine Augen herausnehmen?“
    „Was ist los?“
    „Nichts.“
    „Du solltest auf die Knie fallen vor der Einzigartigkeit eines jeden Menschengesichts, von dem dereinst die Tränen abgewischt werden in der jaspisumringten Stadt!“
    „Das tue ich, Vater.“
    „Zuerst habe ich dich glauben lassen, daß eine seltsame Ähnlichkeit besteht zwischen Irena Dubrovna und Katharina Rogowskaja. Da, sieh mal!“
    Der Alte schnippte mit den Fingern, und statt Irena Dubrovna bewegte sich Katharina Rogowskaja durch den Film.
    „Na?“
    „Dieselbe Art von Eleganz, die etwas Regelwidriges verbirgt. In ihr ist Fluch und Pech für alle Diebe, die nicht an das glauben, was sie rauben. Sie meint, ihr junges

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