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Aljoscha der Idiot

Aljoscha der Idiot

Titel: Aljoscha der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Erdmann
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heidnischer Opferplatz, ein Thron, Rotlicht, Zwielicht, jeder Blick, der SIE traf, und jeder Blick, der IHR auswich.
    Aljoscha ging langsam zur Damtorsk-Station zurück, voll Traurigkeit und einer Traurigkeit dazu, die er noch nicht kannte. Es war zu spät, um sich zu wünschen, es hätte nie begonnen. Zu spät, um zu vergessen. Der Stern, unter dem all das geboren war, hieß Nichtwahrmachbar. Aber er war einmal den Augen der Wahrhaftigkeit begegnet. Wandte er sich um, sah er IHREN unerlösten Blick. Er sah, wie SIE zerbrach in IHRER Schönheit. Wandte er sich nochmals um, war er in der Stimmung für ein metaphysisches Verbrechen. Gottfriedensbruch.
    Er konnte nicht zurück. Man betrügt, wenn man betrügt, nicht unbedingt mit einem anderen. Er hatte Leda um sich selbst betrogen, und sie hatte ihn um sich selbst betrogen. Wohin mit dem, der er geworden war? In der Welt, die jetzt noch übrig blieb, konnte er immer noch als sein eigenes Gespenst umgehen.
    Die Nacht war nackt. Aljoscha warf den Ball, doch die Mauern teilten sich nicht mehr. Er war allein in der Arena. Auf der anderen Seite der Mauer gingen die Enttäuschten hin, den Vermaledeiten lassend. Aljoscha versuchte, nicht den Schrei zu schreien, der ein nicht mehr rückgängig zu machendes Chaos in seinem Kopf ausgelöst hätte. Aber wer sagt, daß Wahnsinn nicht ein Ausruhen ist, wenn man nur halb von dieser Welt war.
    Aljoscha strich Regalbretter schwarz an. Vor dem offenen Fenster
    SEE THESE EYES SO GREEN
    posierte eine schwarze Katze und sah ihm zu.
    I CAN STARE FOR A THOUSAND YEARS
    Die Anwesenheit dieser Katze hatte etwas entschieden Übertriebenes. Etwas entschieden Gekünsteltes. Weiß Gott geschmacklos. Diese Kunstgriffe waren jetzt abgegriffen. Solche Unglaubwürdigkeiten waren bei ihm jetzt an der falschen Adresse. Man konnte das nicht ernst nehmen. Es gab daran nichts, aber auch gar nichts zu bedenken. Solche Dinge übersah er jetzt einfach. Eine Katze will etwas, ein Mehlsack fällt um. Na und? Wie kann man sich nur so hervortun wollen? Ksch! Was fällt dir eigentlich ein, du kleines Biest? Glaubst du vielleicht, du könntest deine Krallen auf die Wunde legen? Oder irgendwelche Anklagen vorbringen? Nicht nötig! Ah, du willst herein? Womöglich eine Haussuchung machen? Bitte einzutreten! Warum sollte ich mich nicht von einer Katze tyrannisieren lassen?
    Du willst nicht? Du hörst nicht? Sprichst du meine Sprache nicht? Ich weiß, wessen Gefährtin du bist. Ich weiß, daß du IHRE Sprache sprichst. Dann erfahre also, worauf zu warten du die Stirn hast! Jawohl, genau hier, wo ich jetzt schwarzmale für nichts, wollte ich Schloßgemächer errichten, deren einziger Zweck es war, einer Bestimmung das Gefängnis zu ersetzen! Du weißt, wovon ich spreche, schönes Tier. Man fragt mich, ob ich an Gott glaube, und ich sage: ich glaube an Bestimmung. Da sagt man mir: also glaubst du an Gott. Darüber kann ich nur lachen. Hahaha! Man kann nicht alles Mögliche Gott nennen, wie es einem gerade in den Kram paßt! Das hat kein Gott im Griff. Das ist unsere Sache, Sache der Baumeister. Die Baukunst des Bewußtseins ist nämlich von unermeßlicher Größe. Ich habe das verstanden, du kompetente Katze. Wir bauen in der Traumzeit. Und dann durchwandern wir die Korridore, die wir schufen, und wir hoffen, daß die Begegnung eine Frage der Zeit ist. Du und ich, wir wissen, was Bestimmung ist. Das Aufeinandertreffen solcher Korridore. Das Resultat der Addition zweier Unausweichlichkeiten. Zweimaliges Wissen: eine andere Möglichkeit hat nie bestanden. Traumarchitektonische Präzision. Ich bin ein Vitruv geworden! Ich erschuf eine Arena, und ihre Mauern waren metamorph, du verstehst? Du verstehst. Als es soweit war, bildeten die Mauern einen Korridor, der den Punkt, an dem die Zeit sich löst von ihrem Fließen, ins Unendliche verlängerte. Ich lief hinein, und als ich plötzlich nicht mehr allein war, wußte ich, daß es eine traumgelenkte andere Seite gibt. Ein Korridor übrigens, in dem die Zeit kein Nacheinander hat. Seelen, die sich in diesem Korridor begegnen,haben dieselbe Zukunft im Gedächtnis und nehmen dieselbe Gegenwart vorweg. Und sie nehmen erträumte Formen an. Metamorphe Formen in einem metamorphen Raum. All das ist so einfach. Aber rede vor den Menschen von Bestimmung und du machst dich zu ihrem Feind. Sie denken, Bestimmung ist das Gegenteil des freien Willens! Bestimmung ist der höchste Ausdruck des freien Willens, ihr Trottel!
    Du verläßt mich?

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