Aljoscha der Idiot
er,
CRY FOR LOVE UNTIL MY EYES ARE SOAKIN’
daß er ziemlich glücklich sei. Sein Aufsatz war geschrieben, er war frei,
YEARS MAY GO BY
die Musik trug ihn dahin, als ritte er auf Klang –
YEARS MAY GO BY
Jahre vergehen. Jahre können vergehen mit Verzichten und Vertagen und Vertändeln. Jahre vergehen, das war es, was Aljoscha anhalten ließ. Er sah die Sterne über sich und hatte Tränen in den Augen. Und er sagte leise vor sich hin: „Und was jetzt?“ Von fern kam dumpfes Grollen und Rumoren, als antwortete die Zeit mit dem Zertrümmern
WORKING FOR THE CLAMPDOWN
aller Ordnung. Wahrscheinlich nur ein Riese, der über die Gleise eines Güterbahnhofs stampfte. Eine Straßenampel blinkte Gelblicht. Alarm.
THE VOICES IN YOUR HEAD ARE CALLING
STOP WASTING YOUR TIME THERE’S NOTHING COMING
All’arme. Zu den Waffen. Aber wogegen kämpfen?
HERE I STAND IN ISOLATION
Die Tage mit Leda wurden immer mehr zu Graden von hätte können, zu Unvollendeten, zu überhaupt Unbegonnenen, sie beide spürten es und verharrten davor wie gelähmt.
FIND ME ONE HEART TO COMPLETE WITH
Wenn sich nur der Sitz des Übels, das diese Herbsttage angriff, ausfindig machen ließe! Es kam nicht von außen. Es fraß sich Dasein an vom Zwischenraum, der Leda und ihn trennte, es saugte sich parasitär an die Leere zwischen ihren Standorten. Es war etwas nur zwischen ihnen.
HEADING FOR THE FARTHEST REACHES
Aljoscha lehnte an einer Mauer wie ein Flüchtling, der einfach nicht mehr weiter weiß, der nicht einmal mehr weiß, wie er es hierher geschafft hat. Keine Erklärung tat, was sie soll: erklären. Das Wasser in den Augen sagte ihm, daß er mitnichten ziemlich glücklich war. Aber traurig war er auch nicht. Das Wasser in den Augen stieg ein wenig aus Erschütterung: weil er trotz der Fremdheit, die sich eingeschlichen hatte in das Selbstverständlichste, nicht wirklich traurig war. Ein Winter stand bevor,
DON’T NEED A CURE
dunkel, abgründig und magisch, ein Winter aus unerklärlicher Sehnsucht, ein Winter, in dem er die Schattenlinien, die wie Gitterstäbe aussehen, beobachten würde, ein Winter, in dem vielleicht etwas Namenloses nach ihm rief aus dem Schneeglänzen im Dämmerlicht,
DON’T NEED A CURE
und Aljoscha hatte Tränen in den Augen, weil er den Winter herbeiwünschte, obwohl er spürte, daß Gefahr anbrach.
NEED A FINAL SOLUTION
Er hatte Tränen in den Augen, weil er der kleine Junge war, der noch lange nach Einbruch der Dunkelheit versteckt lag zwischen Sträuchern. Versteckt im All. Alles war möglich.
Pjotr saß in Aljoschas Zimmer und schnitt Passepartouts für ein paar erstaunliche Zeichnungen, die er seiner Großmutter zum Geburtstag auf den Freudenteller legen wollte, der zweifelsfrei zum Verblüffungsteller werden würde, ja zum befremdlichen Teller; Aljoscha rief soeben in Erinnerung, daß es in dem Buch namens Boheme einen Maler gibt, der seit Jahr und Tag an einem einzigen Bild malt. „Er wird einfach nicht fertig damit. Seine ganze Vision soll in dieses Bild. Es heißt Der Zug durchs Rote Meer .“ Er schmierte mit seinem Pinsel in einem Klacks von heftigem Blau herum und betrachtete Maria Magdalena. „Mein Zug durchs Rote Meer ist sie.“
„Idealismus und Perfektionismus, das sind Zwillings-Ismen“, sagte Pjotr, der eine Banane verzehrte und die Schale als Teil einer Assemblage auf Aljoschas Tisch placierte. „Rutschiges Terrain, aber wenn man die nötige Geduld hat… ich für mein Teil habe sie nicht. Manchmal ist das gut. Manchmal gibt es nichts Endgültigeres als den Entwurf. Aber habe ich dir erzählt, was ich mit dem Kopf der Sphinx vorhabe?“
„Du hast von ihren Augen erzählt. Das eine blau, das andere rot.“
„Genau. Der fatale Blick zwischen dem Auge des Betrachters und dem Auge der Sphinx, wie erziele ich ihn? Was soll ich in die Augenhöhlen der Sphinx setzen? Zuerst dachte ich an diese Fahrradreflektoren, wie heißen die doch gleich… Katzenaugen .“
Aljoscha malte ungerührt weiter. Nur eine Art Alter ego von ihm war auf den Tisch gesprungen und von dort aus weiter zur Lampe. Da schaukelte es jetzt mit irrer Miene.
„Aber Katzenaugen gibt es nicht in Blau. Also werde ich wohl Glaskugeln verwenden. Natürlich könnte ich auch Spiegel einsetzen. Dann würde man der Sphinx in die Augen schauen, und da wären nur die eigenen Augen.“
„Haarsträubend.“
„Ja, aber wie leicht ist die Sphinx nur der Widerschein meiner Imagination. Meine Vorstellung von ihr verfehlt
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