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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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selbst entzünden. Er versuchte angestrengt, Namen aus den Gesprächsfetzen der Amerikaner aufzufangen, da er mit den Gesichtern nichts anzufangen wusste. Irgendwie war er unkonzentriert und vermischte die aufgefangenen Worte mit den Namen, die auf den Kreuzen standen. Er schnappte den Namen Seguso auf, der ihm italienisch und damit auch schon wieder recht amerikanisch vorkam. Dann verwirrte ihn der Name Juriy Tschuwin, der hier mit einem Albert Lubinsky und einem Herbert Emmrich eine Grabgemeinschaft bildete. Ärger schoss in Manfred Becker hoch. Wer hatte wohl die Idee gehabt, einen Russen mit einem seiner alten Kameraden zusammenzulegen? Es entging seiner Aufmerksamkeit, dass der Mann, der als Mister Seguso angesprochen worden war, seinen Blick starr auf Becker gerichtet hielt und eine Faust so ballte, dass die Knöchel an der vergilbten Haut des Handgelenks weiß hervortraten. Die grauhaarige Frau, die die andere Hand des Veteranen hielt, schaute ihn an, seine Erregung wohl bemerkend. Auf ihre besorgte Frage hin versuchte er ein Lächeln, das nicht nur wegen seines kantigen Kinns sehr knapp ausfiel. Er antwortete nur kurz: »
Just a shadow of the past
.« Dann wandte er sich langsam ab und spazierte weiter den Weg entlang. Manfred Beckers Aufmerksamkeit wurde in diesem Moment von einem Mann in Anspruch genommen, der von einem anderen Veteranen gerade »Theo« genannt worden war. Dieser Mann hatte ein wettergegerbtes, kühnes Gesicht. Becker schätzte den Mann auf Anfang bis Mitte achtzig, also etwa so alt wie er selbst. Sie waren beide noch recht junge Soldaten gewesen, damals in der Hölle des Hürtgenwaldes. Becker kramte aus seiner Tasche verstohlen ein Bild heraus. Er hatte es einer Publikation der amerikanischen Veteranenvereinigung entnommen. Das Bild zeigte in groben Graustufen einen jungen Kerl in Uniform mit einem kantigen Gesicht, wie geschaffen für Abenteuer, die sich als härter erwiesen als gedacht. Manfred Becker hatte keinen Zweifel, dass dieser Mann vor ihm der Soldat Theodor Feigenbaum aus Evergreen, Montana, war. Er versuchte, sich unauffällig in der Nähe dieses Mannes aufzuhalten. Der stand gerade zusammen mit mehreren anderen Männern in der warmen Sonne vor dem Grabkreuz eines gewissen Heinz Herold, der sich seinen Unterstand mit zwei unbekannten Soldaten teilte. Manfred Becker betrachtete den Amerikaner eingehend. Er trug eine Baseballmütze, auf der unter einem Adler in großer Schrift
112. Infantry
stand. Becker grinste hämisch. Er selber war dabei gewesen, als die Hundertzwölfte aufgerieben wurde. Über dreitausend Mann waren in der Allerseelenschlacht von Vossenack in Richtung Schmidt gegangen, kaum mehr als dreihundert rannten in der Nacht zum 8. November 1944 über die Kall zurück. Becker wusste, dass dieser Mann nicht gerannt war. Feigenbaum konnte nicht – wegen eines Kopfschusses, den er sich dummerweise eingefangen hatte. Er ertappte sich dabei, neugierig zu sein, wie Feigenbaum hatte überleben können. Der Amerikaner bückte sich, um sich die Schuhe zu binden. Dabei sah Becker in das Gesicht eines anderen Mannes, den er bislang nicht hatte sehen können. Und dabei zuckte er zusammen. Zuerst wusste er noch nicht einmal warum. Auch dieser Veteran trug das Zeichen der 112. auf seiner Kappe. Doch das Gesicht kam Manfred Becker bekannt vor. Und er kannte es nicht von einem alten Foto. Er war sicher, den Mann schon einmal persönlich gesehen, ihn sogar gekannt zu haben. Einen Augenblick lang schien es, als gehe es dem anderen ebenso, doch dann wandte er sich dem kauernden Feigenbaum zu und sagte etwas zu ihm in einem amerikanischen Kauderwelsch, das Becker nicht verstand. Becker wischte seine seltsamen Erinnerungsfetzen beiseite. Hätte er in diesem Moment die ihm verhasste Elfi Schröder gesehen, die einige Schritte hinter ihm stand, so hätte er sich sicherlich eines anderen besonnen. Auch sie hatte soeben den Amerikaner erblickt und war leichenblass geworden. Ihre stumme Bestürzung wurde noch größer, als sie den Mann in jener für sie so fremdartigen Sprache reden hörte. Elfi Schröder machte einen Schritt auf die Amerikaner zu, dann jedoch drehte sie sich um und verließ eiligen Schrittes den Friedhof. Als Feigenbaum sich wieder aufgerichtet hatte, gingen die Männer weiter. Langsam schlenderten sie den Weg entlang und drehten eine Runde um das große Kreuz, welches sich vor den dunklen Bäumen am Ende der Wiese grau und schlicht über die Reihen der kleinen Grabmale

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