All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
»Das hat mit der bitteren Plörre, die du unten in der Küche trinkst, nichts gemein.«
»Das glaube ich«, sagte Lorenz und genoss den ersten Schluck sichtlich. »Das ist ja wunderbar. Woher hast du den?«
»Kann man kaufen«, meinte Gustav. »Teuer, aber nicht geheimnisvoll. Nur, die meisten kaufen halt im Supermarkt ein, und am besten für weniger als zwei Euro das Pfund, da wird man so etwas natürlich nicht finden. Den kannst du im Internet bestellen oder auch in Nideggen im Laden – ich bevorzuge den Laden«, grinste Gustav.
»Nun, seid ihr dabei?, spann Lorenz den Faden weiter. »Ich will wissen, was da vor sich geht. Das könnte aber gefährlich werden.«
»Gefährlich?«, meinte Benny. »Das wäre ja mal was. Ihr braucht keine Angst zu haben, wenn’s mal heiß hergeht – ich bin unterwiesen in einer der edelsten Kampfkünste dieses Planeten!«
»Was denn – Katheter anlegen?«, spottete Gustav.
»Nee, Kendo«, antwortete Benny.
»Was ist denn das?«, fragte Lorenz. »Hört sich an wie ein Brettspiel.«
»Der Weg des Schwertes«, erklärte Gustav. »Die traditionelle japanische Schwertkampfkunst, bei der der Samurai sich in allen Kampftechniken ebenso übt wie darin, Charakterfestigkeit, Entschlossenheit und moralische Stärke zu erlangen.«
»Besser hätte ich es nicht erklären können«, staunte Benny. »Was du so alles weißt!«
Gustav brummte: »Wenn du siebzig Jahre lang alleine durch die Welt rennst, hast du viel Zeit zum Lernen.«
»Das glaube ich gern«, erwiderte Benny und ging ans Fenster. »Es regnet immer noch. Ich muss wieder zum Dienst, man wartet bestimmt schon auf mich. Vielleicht zeige ich euch demnächst mal, was man so alles mit Opa Bertolds Gehstock anfangen kann, wenn man nur ein bisschen – hey, schaut mal!«
»Was ist denn?«, fragte Lorenz und stand auf, um ebenfalls zum Fenster zu gehen. Benny wies auf den Innenhof und den Haupteingang, den man von hier aus einsehen konnte. »Es zieht wieder jemand ein.«
»Das wird der Nachrücker für die Trudi sein«, meinte Gustav, ohne Anstalten zu machen, aus dem Fenster zu schauen.
»Eine Nachrückerin, besser gesagt«, versetzte Benny und wies auf die Frau, die etwas, das sie in ihrer Hand hielt, mit einer Jacke vor dem Regen schützte und dabei selber nass wurde. Das schien ihr jedoch nichts auszumachen, denn sie lachte dabei. Man konnte ihr helles Lachen durch das gekippte Fenster hören, bis sie eiligen Schrittes im Eingangsbereich verschwunden war.
»Ganz schön fit, die Neue«, schmunzelte Benny. »Pflegestufe Doppelnull, würde ich sagen.«
Lorenz wandte sich vom Fenster ab. »Also, helft ihr mir?«
»Was habe ich hier sonst schon zu tun?«, fragte Gustav und grinste. »Ich bin dabei.«
Benny setzte seine leere Tasse auf den Tisch und meinte: »Und ich darf euch nicht allein herumkriminalisieren lassen, immerhin ist es mein Job, auf euch aufzupassen und für euer Wohl zu sorgen. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss weiter.« Benny verließ eiligen Schrittes das Zimmer. Beim Schließen der Tür rief er noch zurück: »Toller Kaffee, Onkel Gustav. Bleib sauber, Opa Bertold!«
Lorenz trank noch einen Schluck. »Der Junge spinnt zwar, aber mit dem Kaffee hat er recht.« Dann setzte er sich wieder hin, grübelte über die nächsten Schritte, die er zu unternehmen gedachte, trank den Kaffee aus und fühlte sich zum ersten Mal seit Monaten beinahe zu Hause. »Hast du noch eine Tasse für mich?«, fragte er.
7. Kapitel
Elfi Schröder war nervös. Sie hatte bis zum Abend gewartet, was ihr sehr schwergefallen war. Dann hatte sie im Hotel
Zur ewigen Lampe
vorgesprochen, wo die amerikanischen Veteranen und ihre Familien untergebracht waren. Dieses Haus lag im Zentrum von Nideggen, nicht weit von ihrer eigenen Wohnung entfernt. Sie hatte einige Zeit gebraucht, um zu erfahren, dass der Mann, den sie suchte, Dave Schwartz hieß und in einem anderen Haus logierte. Die
Ewige Lampe
verfügte nicht über die Kapazität, alle amerikanischen Besucher aufzunehmen. Nun saß sie auf ihrem Fahrrad und fuhr mit klopfendem Herzen ins nahe gelegene Rath, wo das
Gästehaus Thomé
ihr Ziel war. Das letzte Stück des Weges führte sehr steil den Hügel zum Wald hinauf, sodass sie das Rad schieben musste. Als sie das Hotel erreichte, war sie verschwitzt und außer Atem. Doch nicht nur deswegen schlug ihr Herz heftig, als sie das Haus betrat. Sie brauchte nicht nach Dave Schwartz zu fragen, denn sie sah ihn sofort mit einigen anderen am
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