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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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erhob wie ein Kommandeur, der hoch über seinen Männern auf einem Panzer steht und die ihm verbliebenen Köpfe zählt. Ein sanfter, warmer Wind ließ die Bäume ihre Blätter aneinanderreiben und leise rauschen. Schließlich wussten sie nichts davon, dass ihre Vorfahren einst von Schrapnells zerfetzt und von Phosphorgranaten und Flammenwerfern bis auf nackte, schwarze Stummel verbrannt worden waren. Manfred Becker folgte den Amerikanern mechanisch. Als die Männer ihn direkt ansahen, wandte er sich zur Seite, so als betrachtete er einen Grabstein genauer. Hier hielten Georg Schleicher und Emil Gottwalt die Stellung, in ihrer Mitte einen Iwan in Schach haltend. Schon wieder ein Russe, dachte Becker unwillkürlich. Amerikaner und Russen. Wieder lauschte er dem Gespräch der Veteranen, ohne dabei mehr als nur wenige, unzusammenhängende Worte verstehen zu können. Achselzuckend kehrte er den Amerikanern den Rücken und verließ den Friedhof. Er folgte nicht dem gebogenen Pfad, sondern nahm den direkten Weg über die Wiese, durch die Kreuzreihen hindurch. Er las nicht mehr die Namen der Toten und hatte genug von den Gesichtern der Lebenden. Er spürte auch nicht den bohrenden Blick des Mannes, der ihn mit zu dünnen Strichen zusammengepressten Lippen und starren grauen Augen fixierte, bis er die Wiese verlassen hatte und die Treppen zum Parkplatz heruntergegangen war.

6. Kapitel
    Lorenz Bertold stand vor der Tür, neben der das Namensschild Gustav Brenner angebracht war. Es war das erste Mal, seit er hier war, dass er einen Mitbewohner in dessen privatem Domizil besuchte. Lorenz murmelte leise: »Kommissar Wollbrand wusste nicht, was ihn nun erwarten würde, aber er ging nicht davon aus, dass es gefährlich werden könnte. Trotzdem nahm er sich vor, auf der Hut zu sein.«
    Lorenz holte noch einmal tief Luft und klopfte an. Er lauschte still, wartete auf eine Antwort. Dann, als er nichts hörte, klopfte er nochmals, nun etwas kräftiger. Keine Reaktion. Alles blieb still. Lorenz raunte: »Der erfahrene Kommissar hätte eigentlich damit rechnen können, dass er nicht erwartet wurde. Darum war er auch nicht wirklich enttäuscht, als er vor der Tür stand wie bestellt und nicht abgeholt.« Er wandte sich zum Gehen. Da kam Gustav Brenner, begleitet vom Pfleger Benny Bethge, den Gang hinunter und winkte ihm zu.
    »Hallo Lorenz. Bin ich zu spät?«
    »Nicht eine Sekunde«, antwortete Lorenz und grinste erleichtert.
    »Hallo, Opa Bertold«, begrüßte ihn Benny. »Alles aufrecht?«
    »Werde ja nicht jeden Tag hinters Licht geführt und gewaltsam geimpft«, knurrte Bertold und wedelte mit seinem Gehstock.
    »Ach was«, lachte Benny Bethge. »Du bist doch gar nicht sauer!«
    »Hm«, meinte Lorenz. »Ich befürchte, ich werde alt. Früher war ich nicht so leicht zu durchschauen.«
    »Da kanntest du mich ja noch nicht«, erwiderte Benny.
    Gustav Brenner schloss die Tür auf. »Darf ich bitten, meine Herren. Unschön, aber mein.«
    Sie betraten die Wohnung. Lorenz fiel sofort auf, dass sie so gut wie leer war. Es gab keine Bilder, weder an der Wand noch auf Tisch oder Regal. Auch sonstiges individuelles Inventar war nicht zu entdecken. Es wirkte so, als besäße Gustav Brenner keinerlei persönliches Eigentum. Außer der Standardmöblierung, die alle Wohnungen dieses Zuschnitts im Heim aufwiesen, war nichts zu sehen. Gustav ging eilig vor und stellte die drei Stühle zurecht, die sich in dem Zimmer befanden.
    »Perfekt«, meinte er. »Mehr Besucher dürfen es hier nicht werden, sonst muss sich einer nebenan ins Bett legen oder hier auf den Boden.«
    »Kein Problem«, grinste Benny. »Ich kann mich auf den Boden setzen. Bin ja wohl der Einzige, der dann ohne fremde Hilfe wieder hochkommt.«
    »Er ist frech, nicht wahr?«, meinte Lorenz zu Gustav. Der lachte: »Aber er hat vermutlich recht.« Dann fuhr er fort: »Kann ich euch einen Kaffee anbieten? Ich setze mir hier oft selbst einen auf.«
    »Gerne«, antwortete Lorenz. Gustav machte sich daran, einen Wasserkessel zu füllen und diesen auf eine kleine Kochplatte zu stellen. Dann holte er eine Kaffeemühle aus dem Schrank, füllte Kaffeebohnen hinein und setzte mit langsamen Drehungen eines kupferfarbenen Schwungrades, an dem ein Handgriff befestigt war, das Mahlwerk in Bewegung.
    »Nur so kann man wirklich Kaffee machen.«
    Benny betrachtete neugierig die altertümlich aussehende Mühle, die Gustav mit sehr langsamen Bewegungen bediente. »Das Ding sieht klasse aus. Warum stellst

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