Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
Vom Netzwerk:
Personal, lachte dabei und ließ sich zeigen, was es alles zum Frühstück gab. Die Frau war recht klein, Lorenz schätzte sie auf unter einssechzig, dabei schlank und offenbar noch sehr rüstig. Er hatte sie bei ihrer Ankunft schon einmal gesehen, erinnerte Lorenz sich. Die Frau nahm sich einen Kaffee und ließ dann ihren Blick durch den Raum schweifen, offenbar auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Lorenz hörte eine Pflegerin sagen, die auch am Buffet stand: »Es gibt keine festen Sitzplätze, Sie können essen, wo immer Sie wollen.«
    »Vielen Dank«, sagte die Frau. »Ich werde schon ein Plätzchen finden.«
    »Das haben Sie schon, meine Dame«, sagte Gustav und stand auf. »An unserem Tisch ist noch viel Platz, wir können sogar unfallfrei mit Besteck hantieren und werfen nicht mit Essen.«
    Die Frau kam näher, lächelte und antwortete: »Soll das heißen, es wäre gefahrlos für mich, hier Platz zu nehmen?«
    »Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren!«
    »Dante Alighieri,
Göttliche Komödie
«, sagte sie und lächelte.
    »Bret Easton Ellis,
American Psycho
«, versetzte Gustav lächelnd und fügte dann hinzu: »Gustav Brenner, sehr erfreut.«
    Er machte eine einladende Handbewegung. »Gefahrlos ist das Leben nie, selbst in einer Seniorenresidenz.«
    »Barbara Müllenmeister«, stellte die Frau sich vor und setzte die Kaffeetasse auf dem Tisch neben Gustav ab, bevor sie Platz nahm. »Ich bin es gewohnt, Bärbel genannt zu werden.«
    Lorenz erhob sich andeutungsweise und sagte: »Sehr angenehm, Bärbel. Ich bin Lorenz Bertold, und ich bin es gewohnt, Opa Bertold genannt zu werden. Lorenz wäre mir in diesem Falle jedoch lieber.«
    Bärbel Müllenmeister lachte hell auf und ließ dabei eine Reihe blendend weißer Zähne sehen, die echt aussahen, wie Lorenz registrierte. »Gustav und Lorenz, mir scheint, ich habe mich an meinem ersten Morgen gleich an den Tisch der gefürchtetsten Galane des Hauses locken lassen.«
    »Lorenz ist gefürchtet, ich dagegen bin nur galant«, sagte Gustav lächelnd. »Herzlich willkommen in der Seniorenresidenz Burgblick, liebe Bärbel.«
    »Was für ein Empfang«, meinte Bärbel Müllenmeister. Sie trank einen Schluck Kaffee. »Ich bekomme dieses schöne Apartment, in dem es so wunderbar hell ist und das sogar genug Platz für meine Staffelei hat, und nun werde ich hier von fremden Männern umworben und willkommen geheißen.«
    »Und Sie schämen sich offenbar gar nicht!«, sagte eine Frau, die neben dem Tisch stehen geblieben war und dem Gespräch gelauscht hatte. »Die arme Gertrud wird sich im Grabe umdrehen!«
    Sie sprach laut und in so scharfem Ton, dass an den Nebentischen die Gespräche erstarben.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Bärbel Müllenmeister leise. »Wer ist Gertrud?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau!«, fauchte die Frau mit zitternder Stimme. Gustav erhob sich und sagte: »Aber nicht doch, meine Liebe. Sie kennt doch die Trudi gar nicht. Woher denn auch?«
    »Ich glaube, ich verstehe schon«, sagte Bärbel. »Gertrud war die Vorbewohnerin meines Apartments. Habe ich recht?«
    »Ja!«, rief die Frau. »Und Sie wären nicht hier, wenn die Gertrud noch leben würde!«
    »Sie haben die Gertrud sehr gern gehabt, nicht wahr? Sie war bestimmt eine liebe Freundin.«
    »Ja«, antwortete die Frau tonlos.
    Bärbel stand auf, ergriff ihre Hand und drückte sie sanft. »Die Gertrud ist gestorben, so wie wir alle sterben werden. Wenn sie fortlebt, dann in den Herzen der Menschen, die sie geliebt haben, nicht in jenem Zimmer, das ich jetzt bewohne.«
    Die Frau begann zu schluchzen, machte sich los und verließ den Speisesaal. Bärbel griff nach ihrer Tasse und nahm im Stehen einen Schluck Kaffee. Dann sah sie Lorenz und Gustav an: »Ja, meine Herren: Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Nun erlauben Sie mir, mich zu entfernen. Ich möchte mein Zimmer fertig einrichten. Und essen mag ich heute Morgen nichts.«
    Sie lächelte den beiden zu und ging, ohne dass Lorenz oder Gustav etwas hätten erwidern können. Es dauerte noch einen kurzen Moment, dann lebten die Gespräche im Speisesaal wieder auf.
    Lorenz nahm einen Happen von seinem Ei, das mittlerweile kalt geworden war. Er sah Bärbel Müllenmeister nach und meinte: »Wie würdest du ihre Haarfarbe nennen?«
    Gustav grinste. »Ich würde sagen, es ist eine Farbe, die Opa Bertold zum Schwärmen bringt.«
    »Nicht doch«, antwortete Lorenz. »Du hast sie an unseren Tisch gebeten und dich

Weitere Kostenlose Bücher