All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
aufgeführt wie ein alter Pfau. Ich habe übrigens keine Ahnung, wovon ihr anfangs gesprochen habt. Aber im Ernst: Wie würdest du diese seltsame Haarfarbe nennen?«
Gustav warf noch einen Blick auf Bärbel Müllenmeister, die gerade den Raum verließ. »Ich sag mal, das ist ein Grau und ein sehr hell gewordenes Rot.«
»Oder eher ein Silbergrau mit einem Stich Kupfer?«
Gustav grinste noch breiter. »Warum sagst du nicht gleich: Dieses Haar ist ein Fluss von weichem, warmem Silber, auf dem sich die Morgenröte spiegelt an einem blassen Wintertage, der bereits vom Einzug des Frühlings kündet – der dritte Frühling von Opa Bertold.«
Lorenz wollte etwas erwidern, wurde jedoch von dem eilig herbeitretenden Benny Bethge unterbrochen.
»Moin, Männer. Ich habe eben gesehen, wie der Sohn vom alten Busch eingetroffen ist. Die zwei haben bestimmt etwas Interessantes zu besprechen.«
Lorenz stand auf. »Das sollten wir uns nicht entgehen lassen! Wo ist der Alte?«
»Eben war er noch auf seinem Zimmer.«
Auch Gustav stand auf. »Dann werden wir mal schauen, was wir erfahren können.«
Die drei verließen den Speisesaal, natürlich nicht ohne das Geschirr wegzuräumen, wie es üblich war für diejenigen Bewohner, die dazu selbst in der Lage waren.
Wenig später standen die drei vor dem Zimmer des Dr. Busch. Gustav presste sein Ohr an die Tür und lauschte. Nach einigen Sekunden schüttelte er den Kopf. »Da ist keiner.«
»Kommissar Wollbrand fragte sich, wo der Alte mit seinem Besuch bloß hingegangen sein konnte«, brummte Lorenz leise. Und laut sagte er: »Benny, hier ist der Insider gefragt. In diesem Laden will doch auch immer irgendjemand wissen, wo ich gerade bin. Also: Wo hält sich der alte Verbrecher auf?«
Benny zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Keine Ahnung.«
»Junge, denk nach«, knurrte Gustav. »Wenn du es nicht weißt, wer weiß es dann?«
»Vielleicht die Stationsschwester Inge«, grübelte Benny. »Wenn es einer weiß, dann die.«
»Na also!«
»Na also was?«, fragte Benny zurück.
Gustav hob die Hände gespielt verzweifelt in die Höhe. »Um des lieben Himmels willen, mein holder Knabe: Befrage die Schwester Inge!«
»Ach so«, sagte Benny und machte sich auf den Weg zum Stationszimmer des Pflegepersonals.
»Wir warten hier auf dich!«, rief Lorenz ihm hinterher. Dann murmelte er so leise, dass auch der neben ihm stehende Gustav ihn nicht verstehen konnte: »Kommissar Wollbrand hatte längst aufgehört sich zu fragen, ob er früher auch so schwerfälligen Geistes gewesen war wie die moderne Jugend.«
Benny Bethge erwies sich zumindest läuferisch als überhaupt nicht schwerfällig, denn er kehrte zurück, noch bevor die beiden Alten sich zu einem Gesprächsthema hatten durchringen können.
»Dr. Busch badet!«, stieß er etwas außer Atem hervor.
»Wie?«, fragte Gustav.
»Wo?«, schloss sich Lorenz an.
Benny grinste. »Erste Antwort: nackt. Zweite Antwort: in Badezimmer Numero Eins der hiesigen Station. Und sein Sohn leistet ihm Gesellschaft.«
»Mist«, meinte Lorenz. »Wie sollen wir da mitkriegen können, was die beiden Lumpen besprechen?«
»Wir könnten uns als Badenixen verkleiden«, witzelte Gustav.
»Nicht nötig«, antwortete Benny immer noch grinsend. »Folgt mir unauffällig, ich kenne den optimalen Lauschposten!«
Damit eilte er auch schon den Gang hinunter. Gustav und Lorenz folgten ihm, so schnell sie konnten. Vor einer Tür, die die Aufschrift
Installationen – Zutritt nur für Personal
trug, hielt Benny inne. Er zog seinen Schlüsselbund hervor und legte, bevor er die Tür öffnete, einen Finger auf die Lippen und flüsterte: »Leise jetzt, meine Herren, der große Lauschangriff beginnt.«
Dann betraten sie den Raum. Benny schloss von innen ab und ließ den Schlüssel stecken. Leise raunte er den beiden Alten zu: »Das ist der Technikraum für die Badesektion. Direkt nebenan ist das Badezimmer, die Wand ist da hinten hauchdünn. Also leise!« Er führte Gustav und Lorenz durch den Raum bis an die gegenüberliegende Wand, wo eine Reihe von Heizungs- und Wasserrohren verlegt war. Hier presste Benny sein Ohr an die Wand, und die beiden taten es ihm nach. Leise, aber deutlich vernahmen sie das Geräusch plätschernden Wassers in einer Wanne und dann auch eine Stimme, die Lorenz sofort als die des alten Busch erkannte: »Tiefer, du Idiot. Siehst du nicht, dass ich nicht ganz im Wasser bin? Soll ich mich erkälten?«
»Schon gut, Papa«, ließ
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