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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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zurückkam, fügte er noch hinzu: »Aber bitte, ich passe mich den älteren Mitbürgern gerne an.« Er verlangsamte seinen Schritt ein wenig, sodass Gustav aufschließen konnte.
    Bald erreichten sie die romanische Kirche, die bereits auf dem Burghügel-Plateau stand, und der Weg wurde flacher.
    »Achtung, Weibsvolk«, raunte Gustav etwas außer Atem Lorenz zu. Damit war die lebhaft winkende Bärbel Müllenmeister gemeint, die vor der Kirche stand. Noch bevor die beiden Männer ganz herangekommen waren, rief sie ihnen zu: »Kommen Sie, meine Herren, und bewundern Sie Sankt Johannes Baptist!«
    »Was meint sie?«, fragte Gustav.
    »Die Kirche«, antwortete Lorenz leise, und laut erwiderte er: »Ja, meine Liebe, ich bewundere alles, was älter ist als ich und immer noch steht.«
    Bärbel Müllenmeister lachte und antwortete: »Ich weiß nicht, wie Sie das meinen, lieber Lorenz, aber vermutlich wissen Sie das selbst genauso wenig.«
    Gustav lachte und meinte: »Liebe Bärbel, verwirren Sie bitte den Lorenz nicht. Da wird man ja ganz kirre im Kopf.« Er raunte Lorenz zu: »Wie kriegen wir die jetzt wieder los?«, und laut sagte er: »Wir wollten einen Rundgang um die Burg machen, da kann uns auch Johannes der Täufer nicht aufhalten.«
    »Wissen Sie, wer hier begraben liegt?«, fuhr Bärbel unverdrossen fort. »Leider ja«, versetzte Lorenz. »Wilhelm der Vierte, der in Aachen erschlagen wurde.«
    »Wie, Sie wissen das?«, staunte Bärbel. Sie trat näher an Lorenz heran. »Erzählen Sie mir mehr, das interessiert mich. Kommen Sie, wir machen den Rundgang gemeinsam, und Sie weihen mich in die Geschichte dieses Ortes ein.«
    Lorenz verkniff sich den Gedanken, dass Kommissar Wollbrand jetzt ganz andere Prioritäten vorzuschlagen hatte, und beschloss, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Er reichte Bärbel Müllenmeister einen Arm und antwortete: »Wie könnte ich mich diesem Charme entziehen. Lassen Sie uns gehen.« Gustav Brenner schaute kopfschüttelnd zu und folgte den beiden.
    Lorenz begann während des Spaziergangs zu erzählen. »Wilhelm der Vierte lebte im dreizehnten Jahrhundert. Wesentlich bekannter ist Wilhelm der Zweite, der ungefähr hundert Jahre vorher diesen Ort hier zur Trutzburg ausgebaut und Krieg gegen so ziemlich alles und jeden geführt hat.«
    Bärbel lachte. »Stimmt es, dass im Burgverlies auch ein Kölner Erzbischof gesessen hat?«
    »Sogar zwei«, erwiderte Lorenz. »Das war aber wiederum etwas später, unter Wilhelm dem Vierten, soweit ich weiß. Dieser Wilhelm war immerhin so kultiviert, dem Bischof einen Durchbruch vom Verlies zur Burgkapelle zu schaffen und ihn nach einiger Zeit gegen Zahlung eines fetten Lösegeldes wieder freizulassen. Aber Wilhelm der Zweite hatte eine besondere Art, mit Widersachern umzugehen. Zum Beispiel hat er seinen ärgsten Feind, also seine Frau, nackt und mit Honig beschmiert, in einen eisernen Schandkorb stecken und an der Burgmauer hinhängen lassen.«
    »Hui, warum denn das?«
    Lorenz grinste. »Er hielt sie für schamlos und glaubte, sie habe ihn betrogen. Was ihn seinerseits nicht davon abhielt, sich aufs Pferd zu schwingen und nach Köln zu reiten, um sich dort diversen Belustigungen hinzugeben, während seine Gattin Alveradis nackt im Korb hockte.«
    »Jau«, meinte Gustav. »Das wird ein Anblick gewesen sein. Erinnert mich an Salvador Dalí, der sich firnisbeschmiert seiner angebeteten Gala zu Füßen warf. Nur war das widerspenstige Burgfräulein eher unfreiwillig beschmiert.«
    »Oder eher an Joseph Beuys, der mit Honig beschmiert einem toten Hasen die Kunst erklärte«, ergänzte Bärbel.
    »Dass ihr Künstler immer abschweifen müsst«, grummelte Lorenz, der sich ein bisschen ärgerte. »Jedenfalls, kaum war der gute Wilhelm im Puff, eilte der bloßgestellten Alveradis eine Horde Weibsvolk aus der Umgegend zu Hilfe und befreite sie. So hatten alle ihren Spaß. So war’n hier halt die Rittersleut.«
    Mittlerweile waren die drei an der Burg angelangt. Bärbel wollte Lorenz zum Burghof hin lenken. »Ich habe gehört, hier gibt es ein schönes Burgmuseum. Wollen Sie mir das nicht einmal zeigen?« »Sehr gerne«, erwiderte Lorenz und war froh, dass ihm plötzlich der aktuelle Wochentag wieder einfiel, »aber nicht heute, denn es ist Montag, und da hat das Museum nicht geöffnet.« Mit diesen Worten zog er Bärbel sanft, aber bestimmt mit sich fort. Er lenkte die Schritte nach rechts, wo ein kleiner Weg sich an der Burganlage vorbei in den Wald

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