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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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hinein schlängelte. »Lassen Sie uns hier entlanggehen. Der Weg führt an die Burgfelsen, von da hat man einen wunderschönen Blick ins Tal.«
    Bärbel Müllenmeister war einverstanden, und Lorenz ließ insgeheim Kommissar Wollbrand darüber sinnieren, was für ein Schlitzohr er doch war, denn nun konnte der Spaziergang seine eigentliche Funktion erfüllen, ohne auf die durchaus angenehme Begleitung Bärbels verzichten zu müssen.
    Der Weg war schmal und teilweise etwas feucht, sodass die drei aufpassen mussten, wohin sie traten. Lorenz und Gustav waren froh, hier noch nicht im Dunkeln unterwegs zu sein. Bald wurde es jedoch lichter, und sie gelangten an einen Felskopf, von dem aus man einen weiten Blick über das Tal hatte. Der Aussichtspunkt war mit einem Geländer gesichert, denn unmittelbar dahinter ging es steil abwärts. Lorenz versuchte, sich alles so gut er konnte einzuprägen. Bärbel drängte zum Weitergehen, sie war neugierig auf den weiteren Verlauf des Weges. »Kommen Sie«, sagte sie. »Gehen wir weiter, und Sie erzählen mir noch mehr von dem bösen Wilhelm.«
    »Was kann ich erzählen«, meinte Lorenz. »Er war immerhin ein so wilder Kerl, dass die Leute hier bei einem Unwetter heute noch, nach achthundert Jahren, sagen: Der stärke Helmes blös, was so viel heißt wie ...«
    Bärbel unterbrach ihn: »Ich weiß schon, ich komme aus Zülpich, das ist nicht so weit weg, dass ich den hiesigen Dialekt nicht verstehen würde.«
    Sie gingen weiter am Burgfelsen entlang. Ihre Blicke wurden gefesselt von bizarren Felstürmen, die aus rotem Buntsandstein geformt und mit runden Kieseln durchsetzt waren. Der Weg wandte sich nach links, wieder der Burg zu, und ließ den weiten Talblick hinter sich, um tiefer in den Wald einzudringen. Gustav versuchte, sich alle Windungen des Weges einzuprägen und fragte nebenher: »Bärbel, was haben Sie eigentlich so gemacht, bevor Sie zu uns gekommen sind? Sind Sie Künstlerin?«
    »So ist es«, bestätigte Bärbel. »Hauptsächlich male ich, früher habe ich auch Objektkunst und Performances gemacht, aber die wilden Jahre sind vorbei.« Und lächelnd fügte sie hinzu: »Sowohl für die Kunstszene als auch für mich. Die Happenings früherer Jahre reizen heute weder mich selbst noch das Publikum.«
    »Sie meinen, das Schöne setzt sich durch?«, meinte Gustav.
    »Ja, so könnte man es charmanterweise auch sagen.«
    »Vielleicht verschönern Sie unsere Versorgungsanstalt ein wenig mit Ihren Bildern«, spann Gustav den Faden weiter. »Die einzigen Bilder im Haus, die mir gefallen, sind die von Franz Marc.«
    »Oh ja, ich liebe Marc«, antwortete Bärbel Müllenmeister strahlend. »Schade nur, dass er so früh im Krieg gefallen ist.«
    Gustav nickte zustimmend. »Ja, was hätte der vielleicht noch schaffen können. Was möchten Sie denn noch schaffen?«
    Bärbel dachte kurz nach. »Ruhe.«
    »Ruhe?«, fragte Lorenz, der von Kunst nicht viel wusste und jetzt die Gelegenheit ergriff, sich am Gespräch zu beteiligen.
    »Ja, Ruhe«, bestätigte Bärbel. »Ich habe viele Jahre versucht, Emotionen auszudrücken, Materie, Energie und Gefühle im Raum zu interpretieren. Jetzt weiß ich, dass Ruhe und Zufriedenheit wichtiger sind als flüchtige Emotionen. Vielleicht schaffe ich es ja noch, dies auch künstlerisch auszudrücken.«
    »Ein schönes Ziel – Ruhe«, sinnierte Gustav. »Manchmal habe ich zu viel davon, und manchmal glaube ich, nicht genug zu bekommen.«
    »Ich denke, das verstehe ich«, grübelte Bärbel.
    »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete Gustav. »Aber lassen wir das. Genießen wir den wundervollen Tag, der sich übrigens bald dem Ende zuneigen wird. Wir haben noch ein gutes Stück zu gehen, und ein wenig freue ich mich, man fasst es kaum, auf das Abendessen in unserer schönen Seniorenresidenz.«
    »Na, ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist«, grummelte Lorenz. »Jedenfalls bin ich froh, noch einmal hier herumspaziert zu sein, denn man sollte sich ja in seiner Umgebung immer gut zurechtfinden, besonders im Alter.« Dabei sah er Gustav mit Verschwörermiene an.
    »Und ich bin sehr dankbar, von so kundigen Führern in Örtlichkeit und Geschichte meiner Wahlheimat eingeführt zu werden«, sagte Bärbel und sah Lorenz dabei lächelnd an. Dies verfehlte seine Wirkung nicht, und so verbot es Lorenz sich, noch einen bissigen Kommentar aus der Sicht Kommissar Wollbrands zu formulieren.

10. Kapitel
    Der alte Mann betrachtete unbeweglich die

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