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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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dort einen Marktstand. Ich kann Sie hinbringen. Wollen Sie mich dabeihaben?«
    »Nein, schon gut. Setzen Sie mich einfach dort ab.«
     
    Cummins fuhr am Rand des kleinen Platzes heran, der als Fußgängerzone ausgewiesen war, und erklärte Jury, wo er den Blumenstand finden konnte. Dann fügte er hinzu: »Hören Sie, wenn Sie nichts Besseres vorhaben, kommen Sie doch auf einen Drink bei uns vorbei. Chris würde sich über Gesellschaft freuen. Im Ernst.«
    Eigentlich hatte Jury keine rechte Lust, wollte wieder zurück nach London, er mochte David Cummins jedoch ungern ein
zweites Mal einen Korb geben. »Gern, David. Können Sie mich in einer Stunde hier abholen?«
    Cummins nickte erfreut. »Direkt hier, und wenn Sie nicht da sind, warte ich. Sie können mich jederzeit auf meinem Handy anrufen.«
    Jury sah angelegentlich in den Himmel. »Ja, sagen wir, in einer Stunde, okay?«
    Cummins fuhr davon.
     
    Jury nahm an, dass es sich um Devlin handelte. Der angespannte, dunkelhaarige junge Mann mit einem Armvoll Margeriten und violetten Schwertlilien unterhielt sich gerade mit einer älteren Frau und gab ihr offenbar Ratschläge, wie sie die Pflanze behandeln sollte, die sie in der Hand hielt. Sie bedankte sich und ging.
    »Mr. Devlin?«, sagte Jury.
    Er drehte sich um, den Bund Blumen immer noch im Arm.
    »Sind Sie Robert Devlin?«
    »Bobby. Was kann ich für Sie tun?« Er steckte die Blumen in einen mit etwas Wasser gefüllten Bottich.
    »Mein Name ist Richard Jury. CID, Scotland Yard.« Er hielt ihm seinen Dienstausweis hin.
    »Oh.« Die Silbe war schwer beladen von Traurigkeit.
    Er war blass und gut aussehend und sah so wehmütig drein, dass Jury ihm am liebsten auf die Schulter geklopft und »Kopf hoch« gesagt hätte. Jury hatte noch nie im Leben zu jemandem »Kopf hoch« gesagt.
    Bobby Devlin senkte den Blick, blickte hoch und wieder hinunter. »Es geht um Mariah, stimmt’s?« Er zog sich eine alte Holzkiste her und sank schwer darauf nieder. Sein Gesicht war abgespannt, sein Körper erschöpft. »Entschuldigung. Eben waren zwei Detectives da …« Er schüttelte den Kopf.
    »Es muss schwer für Sie sein. Wie ich hörte, waren Sie und Mariah Cox verlobt.«

    Bobby nickte. Als ihm bewusst wurde, dass Jury immer noch stand, während er saß, stand Bobby auf, um einen der Klappstühle herüberzuziehen, die an der Seitenwand des Standes lehnten. Er klappte ihn auf, stellte ihn Jury hin und setzte sich wieder.
    Jury fand es ungewöhnlich aufmerksam von ihm, in Anbetracht der Umstände, und ließ sich zwischen Taglilien und üppig blühenden Rosen nieder.
    »Wir wollten im Herbst eigentlich heiraten«, sagte Bobby, »und dann in meinem Haus wohnen. Es ist klein, zu zweit ist es aber okay. Ich hab’s wegen dem Garten gekauft. Das Grundstück ist ziemlich groß. Die alte Frau, die dort wohnte, musste dann doch ins Pflegeheim. Hat mir richtig leidgetan, weil sie den Garten doch so gern hatte. Ich hab ihr gesagt …« Er hob den Blick. »Entschuldigung, ich rede wahrscheinlich, um die Leere zu füllen.«
    »Nur weiter, ich will es hören.«
    Bobby lehnte sich zurück und wurde ein wenig entspannter. »Ich hab ihr gesagt, ich liebe Blumen und Pflanzen und so, hätte beruflich damit zu tun. Die Frau wollte wissen, ob ich mich mit Primeln auskenne, und ich sagte, über die wüsste ich alles.« Er musterte Jury mit einem Anflug von Lächeln. »Das klingt jetzt eingebildet, aber ich weiß wirklich eine Menge. Als sie dann mit mir hinten rausging in den Garten, war ich ganz baff. All die vielen, bunten Blumen! Kamelien rankten über alten Steinmauern, ein blauer Teppich aus Hortensien und Lavendel und Hyazinthen breitete sich vor mir aus, sogar ein Steingärtchen gab es. Die sieht man nicht oft, weil sie so viel Arbeit machen. Daneben ein riesiges Feld von leuchtend orangegelben Mohnblumen. Sogar Perlmuttmohn – eine riesige Fläche, es war eine wahre Pracht.
    Ich hab sie dann einige Monate mehrmals in der Woche besucht, und sie sagte, es sei ihr so eine Beruhigung, zu wissen, dass das Haus in meine Hände käme. Ich hab ihr Blumen ins
Pflegeheim gebracht, bis sie gestorben ist, ein paar Monate später. Das war schlimm für mich. Ich weiß, ich rede zu viel, aber das hält mich vom Denken ab.« Er hielt inne und sah Jury nachdenklich an.
    »Woher kommen Sie, Bobby?«
    »Aus der Grafschaft Kerry. Nach dem Tod meiner Eltern kam ich nach England. Hab hier und dort gearbeitet, schließlich für eine Gärtnerei und dann nacheinander

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