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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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für mehrere Gärtnereien. Die letzte in High Wycombe. Ich hab wahrscheinlich von Natur aus einen Hang dafür. Ich spreche anscheinend die Sprache der Blumen, wenn sich das nicht zu sentimental anhört.«
    Beim Anblick all dieser glühenden Farben und grünen Blätter, die aussahen, als würden sie am liebsten über ihre Kisten und Bottiche hinauswuchern, glaubte ihm Jury. »Teilte Mariah denn Ihre Liebe zu dem allem?« Er deutete auf den ganzen Stand.
    »Ja, sehr sogar. Sie wusste eine ganze Menge über Blumen …« Er verstummte plötzlich. Die tote Mariah löschte die Erinnerung an die lebende aus.
    »Und Sie wussten nichts davon, dass Mariah womöglich ein Doppelleben geführt hatte?«
    »Ein Doppelleben?« Er beugte sich hinunter, um einen großen Topf mit Hortensien anders hinzustellen, und sah Jury nicht an.
    »Würden Sie es denn nicht so beschreiben? Sie war regelmäßig in London und …«
    Bobby legte die Hand an die Stirn und schob sein Haar zurück, als hätte er brüllende Kopfschmerzen, die er nicht loswerden konnte. Vermutlich war es auch so. »Diese Frau, die die Polizei gefunden hat … die ist einfach nicht wie Mariah.« Er schüttelte den Kopf. »Mariah war so … zurückhaltend, das ist das Wort, das mir dabei einfällt.« Er zupfte ein paar gelb gewordene Blätter vom Stängel einer blasslila Rose. »Komisch, das mit Edna. Ich hätte es gemerkt.«
    »Mrs. Cox? Sie meinen, Sie hätten die Tote identifizieren können?«

    Er nickte. »Ich hätte es gemerkt«, wiederholte er. »Ich weiß, gerade habe ich gesagt, es war nicht Mariah. Damit meinte ich, die Frau, die ich kannte. Trotzdem hätte ich sie erkannt.«
    »Ihre Tante wollte es wohl nicht wahrhaben. Mariah sah wahrscheinlich ganz anders aus, mit dem rötlichen Haar.«
    Bobby nickte erneut. »Na ja, vielleicht wäre es mir ja auch wie Edna gegangen, keine Ahnung. Ich weiß jedenfalls keinen, der Mariah etwas hätte antun wollen. Aber es kann ja auch sein, dass der Täter es gar nicht auf Mariah abgesehen hatte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sagten was von einem Doppelleben. Es hätte doch die andere sein können – diese andere Person -, die Sie gefunden haben. Es könnte doch sein, dass der, der sie umgebracht hat, gar nicht wusste, dass Mariah existiert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand Mariah was antun wollte. Ganz einfach, Schluss, aus.« Er richtete sich auf, die Ellbogen auf den Knien, die schlaffen Hände ineinander verschränkt, und starrte auf das kleine Stück vom Gehweg, das nicht mit Blumenkübeln vollgestellt war. Er machte den Mund auf, wie um etwas zu sagen, blieb aber stumm.
    Hilflos schaute er auf den großen Behälter mit blauen Hortensien neben sich, als hätte ihn ihre Sprache am Ende doch im Stich gelassen.

9. KAPITEL
    Prada, Valentino, Fendi – Jury hatte sich bei Sergeant Cummins’ zuhause eingefunden und betrachtete nun, mit einem Whisky in der Hand, eine ganze Wand voller Schuhe, ein Schuhfach neben dem anderen, ein Designer nach dem anderen. In einer Ecke neben dieser Sammlung stand ein hölzerner Garderobenständer mit einer kurzen roten Jacke (ihrer), einem recht robusten schwarzen Wollmantel (ihrem) und einem etwas abgetragen aussehenden Regenmantel (entweder ihrem oder seinem) – alle zusammen entschieden nicht vom Designer.
    Die Schuhe allerdings konnten eine ganze Farbpalette ausfüllen: rosenrot, die gesamte Skala der Blautöne vom leuchtenden Himmelblau bis zu Saphirblau, silberne Riemchen aus Schlangenhaut, karmesinrote Satinriemchen. Es waren bestimmt Hundert Paare.
    »Es ist eine Sucht, so könnte man es wohl nennen«, sagte Chris Cummins, gutmütig über sich selbst lachend.
    David Cummins verdrehte die Augen. »Sie kommt auf jeden Fall nicht davon los.«
    Dein Geld kann dafür aber nicht ausreichen, dachte Jury. Wenn das eine Paar Jimmy Choos von Mariah Cox sechs-oder siebenhundert gekostet hatte, was musste diese Kollektion dann wert sein? Von seinem Gehalt als Detective Sergeant konnte Cummins sich das hier nicht leisten. Vielleicht war er ja anderweitig vermögend. Oder sie. Das war schon eher wahrscheinlich.
    Ihr bescheidenes Cottage und die Einrichtung passten absolut nicht mit Chris Cummins’ Schuhen zusammen. Die dreiteilige
Polstergruppe vor dem gekachelten Kamin im Wohnzimmer war mit Wildlederimitat bezogen, das sich etwas klamm anfühlte. Die Baumwollgardinen an den vorderen Fenstern hatten ein wildes Muster aus graublauen Dahlien auf blauem Grund. Jury machte diverse

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