All the lonely people
dem Spielplatz vorstellen. Wenn zwei Kinder darauf sitzen, landet abwechselnd eines oben und unten. Springt aber ein Kind ohne Vorwarnung ab, knallt das andere unsanft auf den Boden. Ähnlich geht es Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin auf emotionalem Gebiet. Rechnen Sie also mit Widerstand, aber bleiben Sie unbedingt konsequent. Ab sofort machen Sie das alte Spiel nicht mehr mit.
Jede Zweierbeziehung ist ein System. Systeme unterliegen der Gesetzmäßigkeit, dass sie sich verändern, sobald sich eines ihrer Teile verändert. Indem Sie sich ändern, wird sich unweigerlich auch Ihre Partnerschaft wandeln. Auf welche Weise, wissen Sie anfänglich nicht genau. Noch ist alles offen. Vielleicht sieht Ihr Partner oder Ihre Partnerin Fehler ein und gibt sich Mühe, sich anders zu verhalten. Vielleicht sind Sie jetzt beide bereit, eine Paartherapie zu machen. Oder Sie erkennen, dass Sie jahrelang in einer unwürdigen Situation gelebt haben und finden endlich den Mut, sich zu trennen.
Auf jeden Fall sind Sie kein Opfer der Einsamkeit in der Partnerschaft mehr. Sie haben in sich so viel Stärke entwickelt, dass Sie Ihr Leben selbst bestimmen können und dass Ihr Wohlgefühl nicht mehr der Willkür eines anderen ausgeliefert ist.
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Einsam durch den Verlust eines geliebten Menschen
I ch bin mir sicher: Wenn ich Sie bitte, die Augen zu schließen und sich einen größeren Verlust in Ihrem Leben zu vergegenwärtigen, dann taucht sofort ein Bild auf. Es gibt niemanden, der diese Erfahrung in seinem Leben noch nicht gemacht hätte. Je älter wir sind, desto mehr Verluste können wir zusammenzählen. Wir wechseln die Schule, Freunde verlassen uns, wir müssen umziehen. Die erste Liebe zerbricht, wir erhalten die Kündigung, ein Elternteil stirbt, wir entschließen uns zu einer Abtreibung, wir beenden ein Verhältnis, ein guter Kollege wird versetzt, die Firma wird aufgelöst, wir lassen uns scheiden, die Kinder gehen aus dem Haus. Auch ideelle Dinge können wir verlieren, wie unsere Würde, unsere Freude, unsere Schönheit, unsere Liebe, unser Selbstvertrauen. Die Reihe der Verluste ließe sich noch lange fortsetzen. Jeder echte Verlust ist von Trauer begleitet, und oft ist es, als ginge dabei auch ein Teil von uns unwiederbringlich verloren.
Sandra Caplan und Gordon Lang schlagen in ihrem Buch
Trauer
vor, einmal eine Liste unserer sämtlichen Verluste aufzustellen. Dazu soll man sie auf einem großen Blatt Papier auf einer waagerechten Linie in chronologischer Reihenfolge mit Datum eingetragen. 29 Wenn Sie auf diese Weise Ihre eigene Verlust-Grafik herstellen, staunen Sie vermutlich, wie lang die Reihe ist. Durch bewusstes Nachdenken erinnern Sie sich an Verluste, die Ihnen normalerweise nicht mehr präsent sind. Manche dieser Verluste haben sich langsam entwickelt, so dass Sie darauf vorbereitet waren, etwa wenn der Vater nach längerer Krankheit stirbt. Andere Verluste wiederum haben Sie ganz plötzlich getroffen, zum Beispiel wenn der Partner von heute auf morgen die Beziehung beendet, weil er sich in jemand anderen verliebt hat.
|129| Welche Verluste Sie auch auf Ihrer Linie eintragen, eines werden Ihnen Ihre Aufzeichnung in jedem Fall belegen: Es gibt keine Sicherheit im Leben.
Verluste bringen uns aus dem Gleichgewicht
Z um Glück ist uns das nicht ständig bewusst. Für gewöhnlich richten wir uns im Leben häuslich ein. Wir wachen nicht jede Nacht schweißgebadet auf und denken daran, welche Unwägbarkeiten wir am nächsten Tag überstehen müssen. Dann wären wir bestimmt bald am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Die Natur hat es schon weise eingerichtet, dass wir nicht ohne konkreten Anlass ständig an mögliche Verluste denken. Aber wenn wir dann tatsächlich einen Verlust erleiden, stürzt er uns unmittelbar aus der Sicherheit ins Leere. Wir geraten aus dem Gleichgewicht, ebenso wie die äußeren Bedingungen. Fast lässt sich die Regel aufstellen: Je unverwundbarer wir uns vorher gefühlt haben, je fester wir mit dem Status quo verbunden waren, desto mehr gerät unsere Welt aus den Fugen, sobald wir mit einem Verlust konfrontiert werden.
In gewisser Weise macht uns jeder Verlust, der uns tiefer berührt, einsam. Selbst wenn wir ihn mit anderen Menschen teilen, weil sie gleichermaßen davon betroffen sind oder uns unterstützen, ist es doch unser ureigenes Gefühl der Traurigkeit, der Bitterkeit, des Schmerzes, der Enttäuschung, mit dem wir fertig werden müssen. Das kann uns niemand wegzaubern. Durch
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