All the lonely people
eigenen Ego. Allzu leicht ziehen wir den Schluss: »Er (sie) ist gegangen, weil ich nicht gut genug war.« Wir schämen uns vor anderen, als sei es allein unsere Schuld. Solche Minderwertigkeitsgefühle beherrschen Sie, wenn Sie annehmen, dass man Sie aus einem der folgenden Gründe verlassen hat:
|139| •
Ich bin sexuell nicht aktiv genug.
•
Ich bin zu dick (zu dünn, zu klein, habe zu wenig Busen, kaum noch Haare auf dem Kopf etc.).
•
Ich bin zu alt.
•
Ich bin zu unerfahren.
•
Ich bin nicht interessant genug.
•
Ich sehe schrecklich aus.
•
Ich habe mir zu wenig Mühe gegeben .
•
Ich bin nicht gebildet genug.
•
Ich bin nicht weiblich (männlich) genug.
•
Die (der) andere ist viel attraktiver als ich.
•
Ich bin es nicht wert, dass man bei mir bleibt.
Machen Sie bitte sofort Schluss mit dieser Selbstzerfleischung. Meinen Klienten sage ich oft: »Sie können die perfekteste Frau oder der attraktivste Mann der Welt sein – Ihr Partner oder Ihre Partnerin hätte sich trotzdem von Ihnen getrennt.« Ich möchte damit vermitteln, dass es ganz sicher nicht nur an den eigenen Mängeln liegt, wenn der Partner geht. Wir haben keine Macht über die Liebe eines anderen Menschen. Selbst wenn wir uns noch so anpassen und anstrengen, gibt es keine Garantie für ein dauerhaftes Glück. Dazu existieren zu viele Gründe für eine Trennung, die nichts mit unserer Person zu tun haben: Menschen entwickeln sich auseinander, Vorlieben ändern sich, neue Reize wirken, man will mehr vom Leben, innere Veränderungen bestimmen das Verhalten, man sucht Selbstbestätigung, die Angst vor dem Altern führt dazu, dass man sich Jüngeren zuwendet.
Das alles ist unabhängig von Ihrem Wert. Wie sich der andere Ihnen gegenüber benimmt, sagt etwas über ihn aus, nicht über Sie. Es zeigt seine Loyalität, seine Fairness, seinen Stil, seine Selbstdisziplin. Selbst wenn es stimmt, dass Sie Fehler gemacht haben, etwa indem Sie zu intolerant oder zu passiv waren, sollten Sie sich sagen: »Zu der Zeit habe ich es nicht besser gewusst.« Es hat wenig Sinn, sich im |140| Nachhinein vor Reue verrückt zu machen. Die einzig konstruktive Möglichkeit ist, daraus für die Gegenwart zu lernen. Wenn Sie finden, es ließe sich etwas an Ihnen verbessern, dann tun Sie es jetzt. Machen Sie einen Rhetorikkurs, gehen Sie zum Friseur, nehmen Sie zehn Kilo ab, seien Sie charmanter. Aber nicht, um Ihre(n) Ex zurückzugewinnen, sondern für sich selbst – und vielleicht für die nächste Liebe.
Phase III: Die Erlösung
I m Laufe der Zeit sind die negativen Gefühle dank Ihrer Anstrengungen weniger geworden. Sie können wieder lachen, sind gelegentlich sogar glücklich. In diesem Stadium ist es möglich, die Sehnsucht loszulassen, sich nicht mehr mit der alten Beziehung zu beschäftigen und die Eifersucht auf das gegenwärtige Leben Ihres Ex-Partners aufzugeben. Dabei kann Ihnen helfen, dass Sie für sich selbst mit allen Sinnen erfahren: Es ist vorbei.
•
Nehmen Sie die Dinge, die Ihnen vom Partner geblieben sind, Stück für Stück in die Hand. Verabschieden Sie sich von ihnen und der Erinnerung, die daran hängt. Werfen Sie sie dann entweder weg, verschenken Sie sie oder verbannen Sie sie in den hintersten Winkel Ihres Kellers.
•
Machen Sie ein Abschiedsritual. Zünden Sie zum Beispiel Kerzen an. Stellen Sie ein Foto auf. Verabschieden Sie sich deutlich und für immer. Oder spannen Sie ein breites rotes Band zwischen zwei Stühle als Symbol für die Verbindung, die Sie noch emotional zu Ihrem Ex-Partner haben. Durchtrennen Sie das Band mit einem Schnitt wie eine Nabelschnur. Von jetzt an lebt jeder für sich.
•
Stellen Sie sich vor, dass Sie die geistige Verbindungsschnur zu ihm wie den Stecker einer Lampe aus Ihrem Herzen ziehen .
Ablösung heißt nicht, dass Sie sämtliche guten Erinnerungen über Bord werfen müssen. Die dürfen Sie gerne bewahren, solange Sie sie nicht dazu benutzen, die Vergangenheit zu idealisieren oder eine traurige Stimmung auszulösen. Es sind nur noch Souvenirs.
|141| Vergeben Sie
V ermutlich empfinden Sie weniger liebevolle Gefühle als vielmehr einen tief sitzenden Zorn: »Es ist zwar vorbei mit uns, aber was er (sie) mir angetan hat, werde ich nie vergessen!«
Wenn ich Ihnen nahelege, Sie sollten vergeben, dann rechne ich damit, dass Sie sich erst einmal empört weigern. Das kann ich durchaus
Weitere Kostenlose Bücher