All the lonely people

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Autoren: Eva Wlodarek

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Kapitel: Ein mächtiger Löwe saß friedlich neben einer kleinen weißen Maus.
    Lassen Sie sich überraschen, was der Löwe und die Maus aus meinem Traum mit Einsamkeit zu tun haben.

Immer ehrlich ist auch nicht gut
    S tellen Sie sich bitte vor, wir könnten Gedanken lesen. Dadurch ergäbe sich gewiss manche peinliche Situation. Während der Politiker auf seiner Wahlreise freundlich formuliert: »Ich freue mich, hier bei Ihnen in Kleinfelden zu sein«, läsen seine Zuhörer die Wahrheit: »Hoffentlich bin ich bald aus diesem öden Kaff wieder heraus.« Oder während eine Bekannte säuselt: »Kommen Sie jederzeit vorbei, ich freue mich auf Ihren Besuch« nehmen Sie gleichzeitig wahr: »Hoffentlich meldet sich diese Person nicht wirklich bei mir.«
    Wir können froh sein, dass wir Menschen diese Sehergabe nicht besitzen, denn allzu oft klafft eine Riesenlücke zwischen dem, wie wir uns geben und dem, wie wir uns tatsächlich fühlen. Zum Teil gehört das gesellschaftlich zum guten Ton. Im Beruf, aber auch im Umgang mit uns weniger bekannten Menschen wäre es unklug, das Herz auf der Zunge zu tragen und unsere Gefühle offen zu zeigen. Wenn ich beispielsweise mit einer Führungskraft über ein Coaching spreche, dann würde die sich doch gewaltig wundern, von mir zu hören: »Ich fürchte, das wird ein hartes Stück Arbeit.« Stattdessen strahle ich die |154| von mir erwartete Zuversicht aus. Ebenso wenig erzähle ich meiner Nachbarin: »Heute habe ich einen ganz schwarzen Tag. Beim Frühstück habe ich mir Kaffee auf mein Kostüm gekippt und dann kam auch noch der Steuerbescheid.« Lieber plaudere ich nett über das Wetter.
    Wenn Sie sich in bestimmten Situationen souveräner, optimistischer, friedlicher oder freundlicher geben, als Sie tatsächlich sind, ist das völlig in Ordnung. Als problematisch erweist sich die Diskrepanz zwischen innen und außen erst, wenn sie zum Dauerzustand wird, wenn wir glauben, den anderen ständig unsere Schokoladenseite bieten zu müssen.
    Der Psychologieprofessor Reinhard Tausch, der die Gesprächstherapie in Deutschland bekannt gemacht hat, spricht in diesem Zusammenhang von »Fassade«. Unwillkürlich denkt man an die sprichwörtlich gewordenen »Potemkinschen Dörfer«. Als die Zarin Katharina die Große ihr Reich besichtigte, wünschte sie kein Elend zu sehen. Ihr treuer Diener Fürst Potemkin sorgte dafür, dass das kaiserliche Auge nirgendwo durch Armut beleidigt wurde. Vor die Elendshütten der Dörfler ließ er gemalte Kulissen stellen, die aus der Ferne betrachtet wie echte gepflegte Häuser wirkten.
    Wie ein Potemkinsches Dorf wird unser Verhalten zur Fassade, wenn niemand sehen darf, wie wir wirklich sind.

Außen Löwe, innen Maus
    V ielleicht ahnen Sie jetzt schon, was Maus und Löwe damit zu tun haben könnten. Sie stellen ein Kontrastprogramm zueinander dar:
    Der Löwe gilt als Sinnbild für Sicherheit und Stärke. Die Maus steht für alles, was klein, zart, ängstlich und schwach ist. Den Tiersymbolen lassen sich bestimmte Eigenschaften zuordnen.
    Wenn Sie im Zeichen des Löwen auftreten, sind Sie selbstsicher und cool. Sie können sehr charmant sein. Mit Ihnen kann man sich interessant unterhalten. Beruflich sind Sie erfolgreich. Kein Wunder, Sie sind ja auch ziemlich tüchtig. Sie sind engagiert, haben gute Laune, sind gastfreundlich, witzig, großzügig. Optisch rücken Sie sich ins beste Licht.
    |155| Wenn Sie sich innerlich wie eine Maus fühlen, sind Sie deprimiert. Das Leben erscheint Ihnen grau wie ein Mausefell und macht keinen Spaß. Das soll alles gewesen sein? Sie fühlen sich unsicher und glauben, niemand könnte Sie jemals lieben. Sie fürchten sich davor, etwas falsch zu machen. Sie hassen sich dafür, dass Sie neidisch, gierig, aggressiv, passiv oder unfähig sind. Obwohl Sie objektiv keinen Grund dazu haben, werden Sie von Ängsten und Weltschmerz geplagt.
    Vielleicht haben Sie einige der beschriebenen Züge bei sich wiedererkannt? Das wäre nicht verwunderlich. Alle Menschen haben Löwen- und Mäusequalitäten. Niemand ist immer stark und gut drauf, und niemand ist immer schwach und unsicher. Mal zeigt sich die eine, mal die andere Seite.
    Kritisch wird es erst dann, wenn Löwe und Maus ein Abkommen miteinander geschlossen haben: Nach außen zeigt sich nur der sichere Löwe, drinnen sitzt eingesperrt die ängstliche kleine Maus.
    Diese Kombination habe ich bei vielen Menschen gefunden, die in meine Praxis kamen. Sie erlaubten mir, hinter das