All the lonely people
innere Stimme. Deren einzige Funktion besteht darin, Sie zu frustrieren und Ihre Einsamkeit zu verstärken. Deshalb ist es an der Zeit, sie endlich zu entmachten:
Als erstes geht es darum, dass Sie Ihre negative Stimme identifizieren. Wann immer Sie sie hören, machen Sie sich ihre Botschaft bewusst, zum Beispiel »Du bist ungeschickt«, »Du bist verklemmt«, »Du bist karrieresüchtig«. Überlegen Sie dann: Was würde eine liebevolle Freundin oder eine gute Mutter stattdessen zu Ihnen sagen? Vielleicht: »Das war vielleicht ein bisschen ungeschickt, aber das macht doch nichts.« Oder: »Du hast eben Angst, deinen sexuellen Fantasien nachzugeben. Das ist aus deiner prüden Erziehung völlig verständlich. Im Laufe der Zeit wird sich das schon ändern.« Oder: »Deine Aufgabe ist dir sehr wichtig. Da schießt du leicht ein bisschen über das Ziel hinaus. Aber schau mal, ob du deine Anerkennung nicht auch anders bekommst.« Wiederholen Sie diese neue, akzeptierende Botschaft in Gedanken mehrmals.
Auf diese Weise lernen Sie allmählich, sich selbst zu akzeptieren. Sie gehen nicht länger beinhart mit sich um und sehen Ihre Schwächen in milderem Licht. Allmählich nehmen Sie sie als etwas an, das vielleicht nicht sonderlich erwünscht ist, das aber zur menschlichen Natur gehört und durchaus sein darf. Mit manchen Macken müssen wir einfach liebevoll leben lernen. Inzwischen bin ich im Vergleich zu meinen Anfangsjahren als Therapeutin sanfter mit mir und anderen geworden und halte nicht mehr jede Veränderung für möglich, zumindest nicht auf die Schnelle. Der amerikanische Psychotherapeut Sheldon Kopp drückt es für sich so aus: »Also sage ich mir: Ich kann nur der werden, der ich bin. Und ich kann nur dieses ganz bestimmte Leben leben, das ich bekommen habe.« 34 Indem Sie das erkennen, fangen Sie an, sich selbst zu lieben.
Lassen Sie sich keine Mängel einreden
O ft redet uns die negative innere Stimme aber auch Schwächen ein, die überhaupt nicht vorhanden sind. Dann geht es weniger darum, |161| sie entspannt zu akzeptieren, sondern ungerechtfertigte Kritik energisch zurückzuweisen.
In Seminaren erhielt ich reichlich Gelegenheit, festzustellen, wie stark das eigene Bild und die Wahrnehmung der anderen auseinanderklaffen können. Die Erfahrungen dort zählen für mich besonders, weil ich mich dabei nicht nur auf meine eigene Sichtweise verlassen musste, sondern durch die der übrigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen unterstützt wurde.
Lena zum Beispiel, eine 34-jährige Optikerin, hielt sich für langweilig und unattraktiv. Sven, ein 49-jähriger Grafiker, glaubte, dass er bereits zum alten Eisen gehöre und es bestimmt nicht schaffen könnte, sich selbstständig zu machen. Die innere Stimme der beiden erzählte Unsinn: Lena bekam einstimmig das Feedback, eine warmherzige, interessante und attraktive Frau zu sein. Wohlgemerkt, das war die reine Wahrheit und kein Süßholzraspeln. Sven wirkte auf alle verbindlich, dynamisch, fachlich kompetent und realistisch – gute Voraussetzungen, um sich seinen Traum von der Selbständigkeit zu erfüllen.
Wenn Ihre negative innere Stimme Ihnen Fähigkeiten abspricht oder Sie ängstigt, dann sollten Sie das in keinem Fall hinnehmen. Von jemand anderem würden Sie sich ja auch kaum so beschimpfen lassen: Du siehst nicht gut aus. Du bist uninteressant. Du bist zu alt. Du bist unweiblich. Du bist unmännlich. Du bist ungeschickt. Dich will ja doch keiner. Du bist bindungsunfähig. Du bist nicht intelligent genug. Du bist verklemmt. Du bist verkrampft.
Aktivieren Sie gegen solche Anschuldigungen Ihre positive innere Stimme.
Dazu reicht es nicht, eine negative Aussage einfach umzudrehen und auf ein »Das schaffe ich nicht« zu kontern: »Das schaff ich doch.« Sie müssen sich schon darum bemühen, sich selbst zu überzeugen. Etwa, indem Sie aufzählen, was Sie schon alles geschafft haben. Schließlich sagen Sie sich: »Ich habe schon so viel geleistet – das hier bewältige ich auch.«
Oder auf die zweifelnde Frage, warum man bei einem Job ausgerechnet Sie nehmen sollte, antworten Sie zum Beispiel »Ich bin gut |162| vorbereitet. Ich erfülle die meisten Anforderungen. Ich gebe jetzt mein Bestes. Damit habe ich eine reelle Chance.«
Seien Sie im Dialog zwischen der positiven und negativen Stimme beharrlich. Gehen Sie davon aus, dass die negative Stimme trainiert ist. Sie wird sich nicht so schnell geschlagen geben. Wahrscheinlich müssen Sie jedes Mal einen längeren
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