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All the lonely people

All the lonely people

Titel: All the lonely people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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wenn er Mut und Energie kostet.
    Dazu sind allerdings einige Lockerungsübungen nötig. Schließlich haben Sie lange Jahre mit einer starken Selbstkontrolle gelebt. Die war nötig, damit sich die Maus nicht nach draußen wagte. Ihre vermeintlichen oder echten Schwächen durften nicht sichtbar werden. Diese Haltung ist inzwischen zur Gewohnheit geworden. Wenn Sie jemand fragt, wie es Ihnen geht, kommt Ihnen wahrscheinlich schon automatisch ein strahlendes »Danke, sehr gut« über die Lippen. Oder wenn Sie im Job ungerecht behandelt werden, dann tun Sie das vor anderen achselzuckend ab: »Na ja, so ist es eben«. Niemand ahnt, dass es Ihnen schlecht geht oder dass Sie gekränkt sind. In solchen alltäglichen Situationen können Sie beginnen, die glatte Fassade etwas aufzurauen. Sie tun nicht länger so, als ob alles ganz wunderbar sei, sondern drücken mehr von Ihren wahren Gefühlen aus. Wenn Sie jemand fragt: »Wie geht es Ihnen?«, sagen Sie vielleicht: »Na es geht so, ich bin ziemlich im Stress.« Und wenn einer von Ihnen wissen möchte: »Sagen Sie mal, wie finden Sie das denn, dass man Ihnen den Kollegen Müller vor die Nase gesetzt hat?«, dann antworten Sie etwa: »Das macht mich schon betroffen. Ich hatte damit gerechnet, diese Position zu bekommen.«
    |165| Sie merken sicher: Sie sollen keinen Seelenstriptease machen, sondern sich Ihrer inneren Wahrheit etwas mehr nähern. Der amerikanische Psychologe Carl Rogers sprach in dem Zusammenhang von
congruence
, einer Übereinstimmung zwischen dem, was wir wirklich fühlen und dem, was wir äußern. Solche Kongruenz lässt sich auch an scheinbar unbedeutenden Situationen üben.

Suchen Sie sich Ihre Gesprächspartner sorgfältig aus
    U nsere Probleme, unsere Träume, unsere geheimen Wünsche oder unsere extremen Schwächen sollten Menschen vorbehalten bleiben, denen wir vertrauen und die uns in Liebe und Freundschaft verbunden sind. Selbstoffenbarung ist schließlich kein Kamikaze-Unternehmen. Ich würde niemals einer Plaudertasche meine intimsten Geheimnisse anvertrauen. Ebenso wenig möchte ich, dass meine Zukunftsträume von einem Pessimisten gnadenlos zerpflückt werden. Ferner gibt es Menschen, die einfach nicht auf meiner Wellenlänge liegen. Auch mit ihnen vermeide ich, persönliche Dinge zu erörtern. Lassen Sie sich also Zeit, und beobachten Sie, wer vertrauenswürdig ist. Dafür gibt es einige Anhaltspunkte. Betrachten Sie Ihre nähere Umgebung unter den folgenden Gesichtspunkten:
     
    •  Wer ist verschwiegen?
     
    •  Wer kann zuhören?
     
    •  Wer spricht gut über andere?
     
    •  Wer hat eine überwiegend positive Lebenseinstellung?
     
    •  Wer hat in seinem Leben schon Leid erfahren?
     
    •  Von wem habe haben Sie den Eindruck, dass er / sie Sie gerne mag?
     
    •  Wen finden Sie sympathisch?
     
    Insgesamt klingt diese Liste ziemlich anspruchsvoll. Sie fragen sich vielleicht, wo um Himmels Willen Sie denn so ein ideales Wesen auftreiben sollen. Keine Sorge, es ist nicht nötig, dass jede Eigenschaft hundertprozentig erfüllt ist. Ein gutes Mittelmaß reicht durchaus. |166| Schauen Sie sich um. Vielleicht befindet sich die entsprechende Person ja schon längst an Ihrer Seite, als Freund oder Freundin, als Verwandte(r) oder Partner(in).

Springen Sie über Ihren Schatten
    S obald Sie jemanden gefunden haben, dem Sie vertrauen können, warten Sie die passende Gelegenheit ab. Sie brauchen Zeit und Ruhe, denn man kann nun mal nicht in zwanzig Minuten über Herzensangelegenheiten sprechen. Beginnen Sie nicht abrupt. Sondieren Sie erst einmal das Terrain, indem Sie allgemein über das Thema reden, das Sie gerne vertiefen möchten. Arbeit, Kindererziehung, Partnerschaft, Religion, Weltanschauung, Bücher oder Reisen sind bewährte Aufhänger. Ideal ist es, wenn Ihr Gegenüber selbst etwas von sich erzählt. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Bedingungen günstig sind, wagen Sie es, über sich zu sprechen. Wie sehr Sie dabei gewinnen können, zeigt das Beispiel von Carla.
    Carla, eine 42-jährige Lehrerin, erzählte mir: »Ich erinnere mich noch genau an die Situation, in der ich meine jahrelange innere Einsamkeit durchbrochen habe. Es war vor zwei Jahren im Zug von Köln nach München.« Carla hatte zuhause viele Probleme. Ihr Mann betrog sie immer wieder. Sie litt sehr darunter, wollte sich aber wegen ihrer fünfjährigen Tochter nicht scheiden lassen. Für Carla war typisch, dass sie ihre »Löwinnen-Seite« zeigte: Nach außen

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