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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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Hand.
    »Fulminant.«
    »Entschuldigen Sie, sind Sie Posies Eltern?« Eine junge Frau stand am Schultor. Sie trug einen Sicherheitspass der Schule um den Hals.
    »Ja«, sagte Jarvis.
    »Ich bin Posies Lehrerin, Mrs. Kapoor. Könnte ich vielleicht kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Oh. Okay.« Romily wandte sich an Posie. »Gibt es da etwas, das du mir sagen solltest, Posie?«
    Doch Posie war hinter Jarvis gehechtet, sodass nur ihr Rocksaum zu sehen war. »Ich nehme sie mit auf den Spielplatz«, schlug Jarvis vor. »Du kannst dann nachkommen.«
    Romily folgte der Lehrerin in die Schule, wobei sie versuchte, nicht auf die starrenden Mütter zu achten. Im Klassenzimmer klebten bunte Papieraushänge an den Wänden. »Bitte setzen Sie sich, Mrs. Summer«, sagte Mrs. Kapoor.
    »Dr. Summer«, verbesserte Romily, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Sie erkannte die Klassenlehrerin ihrer Tochter noch nicht einmal wieder. Sie hatte sich nie darum bemüht, sie kennenzulernen. Noch so etwas, das sie falsch gemacht hatte. Die einzigen Sitzmöglichkeiten waren Plastikstühle in Kindergröße. Sie ließ sich auf einem nieder. Das ließ sie mindestens einen Kopf kleiner als die Lehrerin wirken, was wohl beabsichtigt war.
    »Ich weiß, dass nach den Ferien ein Elternsprechtag angesetzt ist, aber ich dachte, dies sei wichtig genug, um schon einmal vorab ein kurzes Gespräch zu führen. Posies Verhalten bereitet mir Sorgen.«
    »Sie ist schon immer ein recht … individuelles Kind gewesen.«
    »Sie ist sehr intelligent. Zu Beginn des Jahres waren ihre Leistungen in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Sie ist sehr kreativ.«
    »Davon kann ich ein Lied singen.«
    »Ich glaube, sie verbringt viel Zeit in ihrer eigenen imaginären Welt. Habe ich recht?«
    »Ja.«
    »Und sie ist sehr schüchtern.«
    »Schüchtern? Nein, ich würde sie nicht als schüchtern bezeichnen.«
    »Sie findet es schwierig, in der Gruppe zu arbeiten. Wenn ich sie auffordere, mit einem anderen Kind zusammenzuarbeiten, weigert sie sich. Nicht auf freche Art, Sie verstehen? Sie macht einfach weiter, als wäre das andere Kind gar nicht da. Hat sie ein aktives Sozialleben außerhalb der Schule?«
    »Sie meinen, ob sie Freunde hat?« Romily seufzte. »Ich habe versucht, sie zu ermuntern, mit anderen Kindern zu spielen, und früher hatte sie auch Spielkameraden. Aber sie sind irgendwie … abhandengekommen. Sie zieht es vor, Zeit mit Erwachsenen zu verbringen oder ihr eigenes Ding zu machen. Ich war genauso, als ich klein war.«
    »Manche Kinder sind von Natur aus Einzelgänger, aber seit etwa einer Woche hat sich Posie vollständig in sich selbst zurückgezogen. Sie kommuniziert mit keinem der anderen Kinder, und wenn ich ihr eine Frage stelle, tut sie so, als hätte sie mich nicht gehört. Sie arbeitet auch sonst nicht mehr mit. Sie gibt Blätter ab, die leer sind oder höchstens vollgekritzelt. Hausaufgaben macht sie gar nicht.«
    »Sie sagt mir, sie würde sie machen.«
    »Sehen Sie denn nicht nach?«
    Allmählich wusste Romily, wie sich die Eltern dieses Teenagers an Claires Schule gefühlt haben mussten, als sie von einer Lehrerin gesagt bekamen, dass sie ihre Sache mies machten. »In letzter Zeit bin ich nicht dazu gekommen. Ich kümmere mich darum.«
    »Die Hausaufgaben sind noch das Geringste. Sie ist kaum noch ansprechbar. Manchmal kommt so etwas vor, wenn ein Kind gemobbt wird, also habe ich ein paar diskrete Erkundigungen eingezogen, aber bisher bin ich auf nichts gestoßen. Hat Posie Ihnen gegenüber etwas erwähnt?«
    »Nein.« Hätte sie überhaupt hingehört, wenn Posie etwas gesagt hätte?
    »Ist zu Hause etwas los?«
    Romily fragte sich, wie viel Spielplatztratsch bis zu den Lehrkräften drang. Sie schluckte. »Da gibt es das eine oder andere. Ich dachte nicht, dass es Posie belasten würde.«
    »Vielleicht rührt es also daher. Sie könnte sich Sorgen machen. Kinder wissen häufig mehr, als wir glauben.«
    »Ich werde mit ihr reden.«
    »Es wäre gut, wenn wir der Sache auf den Grund gehen könnten. Es stört den Unterricht nicht unerheblich.«
    »Das tut mir leid.«
    »Posie wirkt derzeit einfach wie ein sehr unglückliches kleines Mädchen.«
    Ein sehr unglückliches kleines Mädchen.
    Posie saß auf der Schaukel, ihre Füße hingen nach unten. Sie zog die Zehen durch den Schmutz, während Jarvis sie anschubste. Ihr Pony, der längst hätte geschnitten werden müssen, hing ihr über das Gesicht und verbarg es.
    »Was ist los?«, fragte Jarvis, sobald

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