All unsere Traeume - Roman
schrecklich.«
Es sollte ein kleiner Scherz sein. Es wäre so leicht, zu lächeln.
»Ich könnte hierher zurückkommen«, sagte er. »Wenn du das möchtest. Es fühlt sich falsch an ohne dich. Bitte lass mich zurückkommen, Claire. Ich liebe dich. Die Sache mit Romily … Ich habe es ganz falsch ausgedrückt. Ich war überrumpelt. Ich habe es nicht so gemeint, wie ich es gesagt habe, dass eine Affäre ehrlicher wäre. Ich würde keine Affäre mit ihr wollen. Es ist mir nie auch nur in den Sinn gekommen. Du bist es, die ich liebe.«
»Aber du empfindest mehr als nur Freundschaft für sie.«
»Nein. Ich schwöre es dir.«
»Und wenn du zwischen mir oder Romily und dem Baby wählen müsstest?«
»Was meinst du damit?«
»Es ist ihr Baby. Sie will es behalten.«
»Ist das dein Ernst?«
Nein, er sah nicht aus wie immer. Doch bei den Worten veränderte er sich. Irgendwie wurde er kleiner, als wäre etwas in ihm zusammengebrochen, etwas, das ihn aufrecht gehalten hatte.
»Das habe ich nicht gewusst. Sie hat gesagt, dass sie es behalten will? Das hat sie dir gesagt?«
»Sie hat es in ihren Briefen geschrieben.«
»Was stand darin? Wie lauteten ihre Worte?«
»Sie hat geschrieben, dass sie in das Baby verliebt ist. Dass er ihr Baby sei, das Baby, das gewollt ist. Zur Hälfte von ihr und zur Hälfte von dem Mann, den sie liebt.«
»Und als du sie danach gefragt hast, hat sie gesagt …«
»Sie hat es nicht abgestritten. Wie könnte sie ihn hergeben, wenn sie ihn liebt?«
»Wenn sie sagt, dass sie uns das Baby geben wird, dann wird sie es auch tun«, erklärte Ben. Doch seine Stimme zitterte.
»Wie soll das gehen? Sie hat alles niedergeschrieben. Es ist das, was sie wirklich empfindet.«
»Es ist ein Junge«, sagte Ben. »Ist es ein Junge? Weiß sie es?«
»Sie müssen es ihr gesagt haben, als sie den Ultraschall nach ihrem Sturz hatte. Das Foto hat sie uns nie gezeigt.«
»Ich habe einen Sohn«, flüsterte er.
»Wen würdest du wählen?«, fragte sie ihn noch einmal. »Ich muss es wissen, Ben. Wenn sie das Baby behält, für wen würdest du dich entscheiden?«
»Ich kann mich nicht zwischen meiner Frau und meinem Sohn entscheiden.«
»Also würdest du dich entscheiden, mit ihr und dem Baby zusammen zu sein.«
»Zwing mich nicht dazu, mich zu entscheiden«, bat er. »Ich kann es nicht.«
Es war so falsch mit anzusehen, wie er litt, und nicht zu ihm zu gehen, ihn nicht zu halten.
»Dann hast du dich bereits entschieden«, meinte sie.
»Romily? Warum können wir am Wochenende nicht Ben und Claire besuchen?«
»Ich glaube, sie haben schon etwas vor, Pose.«
»Aber wir haben sie schon seit letzter Woche nicht mehr gesehen. Und Claire hat mir versprochen, mir noch mehr Ballettmusik vorzuspielen. Ich habe geübt.«
»Das weiß ich. Du siehst sehr graziös aus. Ich bin stolz auf dich. Du bist dran mit Austeilen.«
»Ich will nicht mehr Karten spielen.«
»Wir können auf den Spielplatz gehen, wenn du willst.«
»Kommt Jarvis?«
»Ich glaube, der hat auch schon was vor.«
»Alle haben was vor, bloß wir nicht.«
»Es tut mir leid, Pose.«
»Und du siehst krank aus. Hast du dich wieder übergeben?«
»Nein. Es ist das Baby. Ich kann nicht richtig schlafen. Es ist schon in Ordnung. Mach dir bitte keine Sorgen.«
»Kommt Dings bald auf die Welt?«
»Ja, bald. Nach Weihnachten, im neuen Jahr.«
»Werden wir alle dort sein, im Krankenhaus, zusammen mit dir? Wird es richtig eklig, wenn ein Baby geboren wird? Machst du Kacka, wenn du richtig feste presst?«
»Teilst du nun aus, oder sollen wir auf den Spielplatz gehen?«
»Was machen wir an Weihnachten?«
»Ich weiß es noch nicht, Posie. Warum planen wir nicht einen dieser faulen Tage, bloß du und ich? So, wie wir es mögen.«
»Vielleicht können wir alle zu Ben und Claire fahren. Jarvis sagte, er hat viele Brüder und Schwestern. Vielleicht können die auch kommen. Meinst du, Claire weiß, wie man Plumpudding mit Feigen macht?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich besorge einen besonderen Plumpudding von Marks. Einen, den wir in der Mikrowelle machen können.«
»Ich könnte Claire anrufen und sie fragen.«
»Nein! Lass das sein. Warum können wir zwei beiden nicht einfach ein bisschen Zeit miteinander verbringen? Reicht das denn nicht?«
Ergo
R omily hatte auch früher immer wieder mal ihr Handy für längere Zeit ausgeschaltet, wenn sie arbeitete, oder wie neulich, als sie sich davor gefürchtet hatte, dass Jarvis sich bei ihr melden
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