Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
Vom Netzwerk:
Romily nahe genug heran war. Posie hielt die Schaukel an und begann, sich um sich selbst zu drehen. Romily packte die Ketten und hielt sie fest, um Posie ins Gesicht sehen zu können.
    »Mrs. Kapoor sagt, du redest mit keinem in der Schule mehr«, sagte sie. »Sie denkt, dass etwas los ist. Kannst du mir erklären, was los ist, Posie?«
    Posie trat mit dem Fuß nach etwas. »Keiner hat was Interessantes zu sagen.«
    »Ich glaube, da steckt mehr dahinter«, entgegnete Romily sanft. »Bereitet dir etwas Sorgen?«
    »Es macht mehr Spaß, Dinge einfach nur zu denken. Heute habe ich mir zum Beispiel gedacht, du weißt doch, wenn die Sonne sich im Wasser widerspiegelt und es wie eine Leiter oder ein Weg aussieht? Wie es wohl wäre, auf der Leiter zu gehen. Ein glitzernder Weg aus Licht bis hin zur Sonne.«
    »Pose.« Romily nahm Posies Gesicht in die Hände, doch Posie drehte sich weg.
    »Ich mag einfach nicht reden. Keiner will über irgendetwas reden, außer was wirklich da ist. Und ich mag nicht, was wirklich da ist.«
    »Was magst du denn daran nicht?«, fragte Jarvis. Er wechselte einen kurzen Blick mit Romily, bevor sie sich beide wieder auf Posie konzentrierten.
    »Einfach alles … Warum heißt es eigentlich Weihnacht? Weil die Erwachsenen dann immer so viel Wein trinken, die ganze Nacht?«
    »Posie, bitte sag es uns.« Auch wenn Romily es ohnehin wusste. Natürlich wusste sie es. Es war eine kleine Wohn ung. Posie war wahrscheinlich aufgewacht, lange bevor sie an dem Abend aufgetaucht war, der Abend, an dem Claire Romilys Notizbuch gefunden hatte. Wahrscheinlich hatte sie Claires und Romilys Streit Wort für Wort mitbekommen.
    »Es ist wegen Bens SMS .« Posie murmelte es in ihren Schoß.
    »Wovon redest du?«, fragte Romily.
    »Ich habe dein Handy benutzt. Ich weiß, dass du es ausgeschaltet hattest, aber ich habe es angemacht und habe ihm gesimst, um ihn zu fragen, wann wir ihn sehen würden.«
    »Oh.« Romily überlief es eiskalt. »Hast du mit deinem Namen unterschrieben, Posie? Hat er gewusst, dass die SMS von dir stammt, oder dachte er, sie kommt von mir?«
    »Romily«, warf Jarvis ein, »was geht da vor sich?«
    »Ich weiß nicht mehr, ob ich meinen Namen geschrieben habe«, antwortete Posie. »Ich habe bloß einmal dein Handy ausgeliehen, als du gerade geduscht hast, und er hat zurückgesimst, und dann habe ich dein Handy wieder ausgeschaltet.«
    Romily kramte in ihrer Tasche nach dem Handy.
    »Was stand in seiner SMS , die dich so aus der Fassung gebracht hat?«, wollte Jarvis wissen.
    »Er hat geschrieben, dass er aus seinem Haus ausgezogen ist. Und dass sie einen großen Streit hatten und dass er glaubt, dass sie sich getrennt haben. Und dass er eine Wohnung für sich allein hat. Romily, bedeutet das, dass Ben und Claire nicht mehr verheiratet sind? Bedeutet das, dass sie nicht mehr meine Taufpaten sind und dass sie ihr Haus verkaufen und wegziehen?«
    Posie hatte zu weinen angefangen. Romily gab die Suche nach ihrem Handy und jener SMS auf und nahm Posie in die Arme. Posie schmiegte den Kopf an ihren Hals.
    »War es, weil Tante Claire heimlich auf mich aufpassen musste, als du mit Jarvis ausgegangen bist?«, fragte Posie. Ihre Worte kamen gedämpft. »Ist es meine Schuld?«
    »Es ist hundertprozentig nicht deine Schuld«, erwiderte Romily. »Tausendprozentig.«
    »Tausend Prozent gibt es nicht«, sagte Posie.
    »In diesem Fall schon.« Romily kniff die Augen fest zusammen, um ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Sie war dabei, ihrer eigenen Tochter Kummer zu bereiten. Wieder einmal.
    »Gehen wir nach Hause«, meinte Jarvis.
    »Ist das schon einmal passiert?« Jarvis hängte das Geschirrtuch seitlich über die Spüle und gesellte sich zu Romily aufs Sofa. Er hatte Baked Beans aufToast für alle gemacht, mit seiner besonderen Geheimzutat, wie er behauptete (es war Ketchup), und hatte zweimal beim Scrabble gegen Posie verloren. Es reichte, um ihr ein Lächeln zu entlocken, bevor sie ins Bett ging.
    »Sie ist immer schon heikel gewesen mit Kindern ihres Alters. Wahrscheinlich ist es meine Schuld. Ich bin nie mit ihr zu Krabbelgruppen oder irgendwas in der Richtung gegangen. Wir waren immer für uns. Und sie liebt es, bei Ben und Claire zu spielen.«
    »Aber sie hat sich nie vollständig abgeschottet.«
    »Nein.« Romily biss sich auf die Lippe. »Das hat sie erst in letzter Zeit von mir gelernt.«
    »Und dass Ben und Claire sich trennen?«
    »Das ist auch meine Schuld. Wen wundert’s.«
    Jarvis

Weitere Kostenlose Bücher