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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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würde. Aber sie hatte noch nie den Level an Handylosigkeit erreicht wie in diesen Tagen. Sie trug es bei sich – sie wäre verrückt, es nicht zu tun, so kurz vor ihrem Termin und nach dem Schrecken, den sie am Strand erlebt hatte. Bei einem Notfall könnte sie es einschalten und innerhalb von Sekunden eine Hebamme auf der Entbindungsstation anrufen. Bei einer anderen Art von Notfall könnte sie sich innerhalb von zwanzig Minuten eine Pizza nach Hause bestellen.
    Ihr war klar, dass Claire Ben von ihrer Entdeckung erzählt haben musste. Dass die beiden sich unterhalten haben würden, entsetzt wären und sich überlegen würden, wie sie mit dieser letzten Bedrohung ihres Traumes von einem eigenen Kind fertigwerden würden. Bei dem Gedanken daran stiegen Panik und Übelkeit in ihr auf. Wenn sie Ben und Claire richtig kannte, hatten sie sich mittlerweile mehrere Strategien einfallen lassen.
    Sie wollte nicht Teil einer Strategie sein. Sie wollte, dass das Ganze vorüber wäre. Sie wollte auf ein Schiff nach Madagaskar springen können, damit Posie und sie gemeinsam verschwinden und wunderbare Mutter-Tochter-Abenteuer von der Art erleben konnten, über die man in Reisezeitschriften las. Solcher Art, wie Amity sie erlebt hätte, wenn sie einen unerschrockenen Sprössling gehabt hätte.
    Aber sie war in der siebenunddreißigsten Woche schwan ger. Das Baby erschwerte alles, was sie tat. Ihre Füße waren angeschwollen, und sie konnte ihre Chucks nicht zu schnüren. Sie hatte die Konzentrationsfähigkeit einer – tja, einer Frau, von der die meisten Körperressourcen an das Kind gingen, das es sich in ihrem Bauch bequem gemacht hatte. Sie war in so gut wie jeder Hinsicht nutzlos, abgesehen von ihrer Eigenschaft als Brutkasten.
    Sie war hier in dieser Situation gefangen, wenigstens, bis sie das Kind zur Welt gebracht hatte. Und was geschehen würde, nachdem sie das Kind zur Welt gebracht hatte, war so gewaltig und unerträglich, dass sie sich darauf auch nicht freuen konnte.
    Ihre Devise lautete: Augen zu und durch. Geradezu buch stäblich, wenn es darum ging, Posie zur Schule zu bringen oder von dort abzuholen. Sie senkte den Blick und betrachtete das Pflaster. Heute trug sie eine Mütze.
    Sie ging davon aus, dass Eleanor mittlerweile allen erzählt hatte, dass es nicht ihr Baby war. Dass sie eigentlich gar keine von ihnen war und dass sie gelogen hatte, wenn auch nur indirekt, indem sie etwas verschwiegen hatte. Man hielt sich also wahrscheinlich auch von ihr fern. So oder so mied sie die Blicke der anderen und hielt sich außerhalb des Schultors, ohne hineinzugehen, sondern darauf wartend, dass Posie herauskam. Sie war sich ziemlich sicher, dass man zu ihr hersah. Sie war sich ziemlich sicher, dass man über sie redete.
    Sie biss sich auf die Lippe und dachte an einen Dokumen tarfilm über Fledermaushöhlen auf Borneo, in denen sich Fledermausguano stapelte und es von all diesen reizenden Kakerlaken nur so wimmelte. Kakerlaken – die wurden mit allem fertig. Bewundernswert.
    »Romily.« Eine Hand berührte sie an der Schulter, und sie fuhr herum.
    Es war Jarvis. Er sah wütend aus.
    »Was machst du hier?«, wollte sie wissen.
    »Du gehst nicht ans Telefon. Ich habe dir auf die Mailbox gesprochen.«
    »Mir ist nicht nach reden.«
    »Was ist los?«
    Sie verschränkte die Arme. »Du meinst abgesehen davon, dass du uneingeladen auftauchst?«
    »Ich möchte meine Tochter sehen. Du hast gesagt, das könnte ich, wann immer ich möchte. Ergo tauche ich auf, um sie von der Schule abzuholen und mit ihr auf den Spielplatz zu gehen.«
    »Ergo.« Romily schnaubte.
    »Ich verstehe das nicht. Du hast seit Tagen nicht mit mir geredet. Was ist denn los?«
    Zu ihrem Unbehagen spürte sie die Aufmerksamkeit des Schulhofes. Hier war sie mit einem anderen Mann, der nicht der Mann war, den die Mütter früher zusammen mit Posie gesehen hatten. Es sollte ihr nichts ausmachen – wer waren diese Leute überhaupt, sie zu verurteilen? Doch es ließ sich nicht leugnen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Ihr fiel nicht eine Sache ein, die sie richtig gemacht hatte.
    »Es wird sie freuen, dich zu sehen«, räumte sie mürrisch ein. »Sie hat nach dir gefragt.«
    »Was ist das also mit deinem Handy?«
    »Jarvis!«
    Sie sah, wie sich Jarvis’ Gesicht bei Posies Anblick aufhellte. Ihre gemeinsame Tochter hüpfte lächelnd in seine Arme.
    »Ich habe mir gedacht, wir gehen auf den Spielplatz, Schmetterling«, sagte Jarvis und nahm sie bei der

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