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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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wartete.
    »Ich habe ein paar Briefe geschrieben. An das Baby. Es war Claires Einfall, damit das Baby weiß, dass es von Anfang an gewollt war. Ich denke, damit es später einmal eine Art Einblick hätte, warum wir alles auf diese umständliche, eigenartige Weise gemacht haben. Wie dem auch sei, anfangs hielt ich nicht viel von der Idee, aber dann fand ich es ganz nützlich. Es fühlte sich gut an, meine Gefühle zu Papier zu bringen. Ich hatte alles so lange in mich hineingefressen.«
    »Sag mir, dass du nicht aufgeschrieben hast, dass du in Ben verliebt bist.«
    »Habe ich. Ich habe … Es ist nicht leicht gewesen, Jarvis. Ich dachte nicht, dass ich auch nur das Geringste für dieses Baby empfinden würde. Aber das ist nicht wahr. Ich weiß, dass ich es nicht behalten kann. Aber … beim Verfassen der Briefe konnte ich manchmal ein bisschen so tun, als ob.«
    »Was für eine hirnverbrannte Idee.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    »Und natürlich hat Ben sie gefunden.«
    »Nein, es war Claire.«
    »Warum sollten sie sich dann trennen?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie stand auf, angelte ihr Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Fast augenblicklich fing es an zu vibrieren und piepen und SMS -Nachrichten zu empfangen. »Claire und ich hatten einen Riesenstreit, aber das war zwischen uns. Ich hätte nie gewollt, dass sie sich trennen. Ich habe das ganze Zeug bloß für mich aufgeschrieben. Ich habe so getan, als wären es Briefe an das Baby, aber so war es eigentlich nicht, nicht nach den ersten paar Briefen. Es war nicht Teil einer Intrige oder so.«
    »Ehrlich gesagt, habe nie daran geglaubt, dass du ernsthaft versuchst, Ben für dich zu gewinnen. Aber ich bleibe bei meiner ursprünglichen Meinung, dass du dich da auf einen ganz schönen Schlamassel eingelassen hast, Romily.«
    »Ich bin sehr gut darin, in Schlamassel zu geraten.« Da war sie, bei den gelesenen Mitteilungen. Es war die einzige SMS von Ben, wohingegen es etliche von Jarvis gab.
    »Habe darauf gewartet, dass du dich rührst. Hoffe, es geht dir gut. Bin ausgezogen, habe jetzt Wohnung in London St. C unglücklich und wütend, will mich nicht sehen. Mach mir Sorgen, dass Schluss ist. Was ich getan habe, tut mir so leid. Können reden, sobald du bereit bist. B«
    Es schien keinen Grund zu geben, sie Jarvis nicht zu zeigen, also reichte sie ihm das Handy. »Er wusste nicht, dass er Posie gesimst hat«, stellte er fest. Und dann: »Höchstwahrscheinlich wohnt er in diesem Block mit möblierten Apartments in der London Street. Den habe ich mir auch angesehen.«
    »Du?«
    »Eine Jahreskarte der Bahn ist billiger. Und ich habe mir gedacht, dass du mich wahrscheinlich nicht in der Nachbarschaft haben willst.«
    Ben war in ihrer Nachbarschaft. Weniger als eine Meile von ihrer Wohnung entfernt. Wenn er gleich, nachdem Claire die Briefe gefunden hatte, ausgezogen war, war er ihr nun schon seit mehreren Tagen – geografisch gesehen – sehr nahe.
    War er nicht zu ihr gekommen, weil er ihr böse war? Das schien wahrscheinlich, allerdings stand in seiner SMS , dass es ihm leidtat. Und dass er mit ihr reden würde, sobald sie es wollte.
    »Ich begreife rein gar nichts«, sagte Romily. »Warum sollte Claire ihn hinauswerfen, weil ich in ihn verliebt bin? Es ist doch nicht seine Schuld.«
    »Dazu sage ich lieber nichts«, sagte Jarvis. »Auch wenn es mir schwerfällt. Das Wichtigste ist Posie. Du kannst dich nicht völlig zurückziehen, Romily.«
    »Ich weiß.«
    »Du allein kannst dich vielleicht in deine Insektenwelt flüchten, aber für ein kleines Mädchen ist das nicht gut.«
    »Ich habe das gemacht, als ich ein kleines Mädchen war«, sagte Romily. »So musste ich nicht darüber nachdenken, wie sehr ich meine Mum vermisste.«
    »Ich habe es die letzten acht Jahre ähnlich gehalten.«
    Seine Worte erschreckten sie. Sie sah ihm in die Augen. Die blauen Augen, die wie Posies waren, das Gesicht, bei dem sie sich an dem einen Abend für den Bruchteil einer Sekunde vorgestellt hatte, es wieder zu küssen.
    »Ich kann dir helfen«, meinte Jarvis. »Aber du musst es zulassen.«
    »Okay«, sagte sie. »Ja.«

Nach Hause
    I n Sonning duftete es nach Hecken und Rauch von verbranntem Holz, nach Blütenpollen und gemähtem Gras und Regen und Verkehr, nach nassen Reetdächern und warmem Stein und Dung auf den Feldern und nach Gebackenem. Doch etwas fehlte. In Sonning selbst fiel es ihr nicht auf, doch das änderte sich, sobald sie nach Suffolk zurückkehrte. Und da war er

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