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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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denen er geschlafen hatte, waren zerknittert. »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Ich habe Ibuprofen eingeworfen.« Sie klickte eine neue Zelle in der Tabelle an und gab sorgfältig Schokoladenfondant ein.
    »Ich bin froh, dass du was genommen hast. Du hast ein bisschen mehr Farbe.« Er legte die Arme von hinten um sie, während sie dasaß. »Soll ich uns Frühstück machen? Du hast gestern nichts gegessen, als wir aus dem Krankenhaus gekommen sind.«
    »Okay.«
    Er blickte über ihren Kopf hinweg auf den Bildschirm. »Was machst du da? Du bist doch nicht am Korrigieren, oder?«
    »Ich korrigiere nicht.« Sie tippte Vanille, sah dann im Kalender nach, löschte es und tippte stattdessen Victoria . Sie vermied es, ihn anzusehen, nicht seinen zerknitterten Schlafanzug und nicht den Kummer in seinem Gesicht. Sie konnte es sich nicht leisten, ihre Meinung zu ändern.
    »Was machst du dann?«
    »Ich habe eine Tabelle für Kuchen erstellt«, sagte sie.
    »Was?«
    »Weißt du, wie viele Kuchen ich im Laufe der letzten sechs Jahre gebacken habe? Rate mal. Nicht gucken!« Sie hielt eine Hand vor den Bildschirm.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Nur so über den Daumen. Ich habe Kuchen für all unsere Geburtstage gebacken, für Posie, für deinen Dad, an Weihnachten. Kuchen für Wohltätigkeitsbasare in St. Domi nick’s und für meine Klasse. Dorffeste. Dann waren da die vielen Kaffeekränzchen für die Kinderwunsch-Selbsthilfegruppe. Und die Kuchen, die ich zu Essenseinladungen mitgebracht habe. Also – rate, wie viele.«
    »Schatz, ich weiß, dass du Ablenkung brauchst. Aber du solltest dich ausruhen.«
    »Ich habe sechsundachtzig Kuchen gezählt. Wobei ich eine Ladung Cupcakes als einen Kuchen gerechnet habe, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das so okay ist. Und normalerweise mache ich vier Zitronenkuchen auf einmal und friere welche ein, weil die Kinderwunsch-Frauen ständig danach fragen. Das habe ich auch als einen Kuchen gezählt.«
    »Okay«, sagte Ben. »Du bist im Bereich des Kuchenbackens sehr produktiv gewesen. Du kannst das eben sehr gut.«
    »Weißt du, wie viele ich gegessen habe? Natürlich nicht den ganzen Kuchen. Ich meine ein Stück davon.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Keins.« Sie deutete mit dem Finger auf einen Tabelleneintrag. »Erinnerst du dich noch an die Mokka-Walnuss-Torte mit der Espressoganache, die ich dir zum Geburtstag gebacken habe? Darauf hätte ich echt Lust gehabt.«
    »Du hast sechsundachtzig Kuchen gebacken und nicht ein Stück davon gegessen?«
    »Ich habe noch nicht einmal den Löffel abgeleckt.«
    Daraufhin schwieg Ben.
    »Aber«, sagte Claire, »darüber muss ich mir jetzt nicht mehr den Kopf zerbrechen. Ich habe entschieden, Ben. Es ist Schluss.«
    »Schluss womit?« Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er hinter ihr stand. Doch sie kannte ihn. Seine Hände verrieten ihr seinen Gesichtsausdruck.
    »Hiermit«, sagte sie. »Mit alldem hier. Den Diäten, um den optimalen Fruchtbarkeits- BMI zu halten, den Hormonen, den Injektionen. Das Absenken und Stimulieren des Hormonspiegels. Auf Stäbchen Pinkeln. Meine Eizellen entfernt, in einem Reagenzglas befruchtet und wieder in mich eingepflanzt zu bekommen.«
    »Das meinst du nicht so«, sagte Ben. »Du bist deprimiert, weil es diesmal nicht geklappt hat. Aber das nächste Mal wird es klappen, Claire.«
    »Ich meine es sehr wohl so.« Sie klappte ihren Laptop zu.
    Ben trat zurück. Dann zog er einen Stuhl hervor und setzte sich, ganz nahe, blickte sie an. Sie nahm ihren Mut zusammen und sah ihm ins Gesicht.
    »Du musstest nicht tun, was ich tun musste«, sagte sie. »Du musstest bloß in einen Becher ejakulieren.«
    »Ich habe all das mit durchgemacht«, sagte er leise.
    »Du bist nicht gerade damit beschäftigt, unser Kind auszubluten«, sagte Claire. Ben zuckte zusammen.
    »Du bist ungerecht«, sagte er.
    »Mir ist gerade nicht sonderlich nach Gerechtsein zumute. Nichts daran ist gerecht. Ich war gestern auf einer Babyparty, als das mit der Fehlgeburt losging.« Sie schüttelte den Kopf. »Und auf Babypartys gehe ich auch nicht mehr. Warum sollte ich mir das antun?«
    »Das verstehe ich sehr gut. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Uns bleiben immer noch viele Chancen, und wir sollten nicht überstürzt Entscheidungen treffen, solange wir gefühlsmäßig total durcheinander sind.« Er ergriff ihre Hand. »Vielleicht brauchen wir Urlaub.«
    »Das hier lässt sich nicht mit einem Urlaub wieder einrenken. Wir können uns sowieso keinen

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