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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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es. Ich kann dabei helfen, für dich zu sorgen. Es sind deine Brüste, nicht wahr? Mrs. Corrigan will in der Schule eine Strickgruppe gründen, also kann ich dort Mitglied werden, auch wenn ich Arbeitsgruppen eigentlich nicht mag. Du brauchst bestimmt ein paar Mützen, wenn dir dann die Haare ausfallen.«
    »Posie. Ich habe keinen Krebs.«
    »Du sagst das bloß, damit ich mich besser fühle. Aber ich bin alt genug. Ich kann mit der Wahrheit umgehen. Ich will die Wahrheit wissen.«
    Eine Träne lief ihre Wange hinab. Romily ergriff sie an beiden Schultern und sah ihr ins Gesicht.
    »Mariposa J. Summer, hör mir zu! Ich sage dir die Wahr heit. Ich habe keinen Krebs. Wie lange glaubst du das schon?«
    »Ich weiß nicht. Eine Weile. Seitdem du angefangen hast, dich immer heimlich mit Ben und Claire zu unterhalten.«
    Seit Wochen also. Und Romily wusste, dass Posie sich gern alles in Tagträumen ganz genau ausmalte. Jede Einzelheit, jede dramatische Möglichkeit, die es überhaupt gab.
    »Oh, Posie«, sagte sie und schloss ihre Tochter in die Arme. Posie vergrub das Gesicht an Romilys Hals und schluchzte laut. Romily strich ihr mit den Händen über den Rücken, tätschelte sie und flüsterte ihr zu, dass alles in Ordnung sei.
    Wie lange war es her, dass sie eine weinende Posie gehalten hatte? Sie hatte Posie ständig gehalten, als sie noch ganz klein war, nach Stürzen oder Zusammenstößen oder Enttäuschungen. Als ihre beste Freundin sie nicht mehr mochte oder als sie ihren Lieblingsteddy verloren hatte. Und noch davor, als sie klitzeklein gewesen war und ihr Weinen absolut alles bedeuten konnte.
    Seitdem war einige Zeit vergangen.
    Sie hielt ihre Tochter und sog den Geruch ein, den nur sie verströmte, spürte heiße Tränen auf der Haut. Posie war wirklich aufgelöst. Nur weil sie intelligent war, nur weil sie in ihrer ganz eigenen Welt lebte, hieß das nicht, dass die Geschehnisse keine Auswirkungen auf sie hatten. Das kam davon, wenn sie Dinge vor ihr verheimlichte und Pläne schmiedete, an denen Posie nicht beteiligt war. Dann litt dieser kleine Schatz.
    »Es tut mir so leid, Kleines«, murmelte sie, als das Schluchzen leiser wurde und Posie anfing, tief und stockend Atem zu holen. »Du musst dir große Sorgen gemacht haben.«
    Posie setzte sich auf. Sie wischte sich mit der Hand die Tränenspur aus dem Gesicht. »Ich habe mir keine Sorgen um mich gemacht. Ich habe ja gewusst, wenn du sehr krank werden würdest oder stirbst, würde ich bei Claire und Ben leben.«
    Natürlich. Romily erinnerte sich an die Geburtstagsparty und schüttelte beinahe den Kopf. Auf lange Sicht wäre es gar nicht schlecht für Posie gewesen. Was soll’s, wenigstens hatte Posie sich Sorgen um sie gemacht.
    »Wenn du sterben würdest«, sagte Posie, »wäre ich dann ein Waisenkind?«
    Romily biss sich auf die Lippe. »Ähm. Tja, also im Prinzip vielleicht nicht, weil deine beiden Eltern tot sein müssen, damit du ein Waisenkind bist.«
    »Und du weißt nicht, wo meinVater ist.«
    »Das stimmt.«
    »Könnte er vielleicht tot sein?«
    »Statistisch gesehen ist es unwahrscheinlich.«
    Posie ließ sich das durch den Kopf gehen, während sie sich die Nase an ihrem Pulloverärmel abwischte.
    »Bitte nicht am Ärmel, Pose.«
    »Was ist denn dann mit dir los, wenn du nicht krank bist? Ist etwas mit Claire oder Ben?« Sie sah angsterfüllt aus.
    »Nein. Nein, nein, nein, mit Claire oder Ben ist nichts. Die Sache ist die, Posie …« Romily holte tief Luft. Ihre Brüste taten weh, und sie fühlte sich zerschlagen. »Die Sache ist die, dass ich schwanger bin.«
    Posie machte Riesenaugen. Tränen hatten ihre normalerweise hellen Wimpern verklebt, sodass sie dunkel aussahen. »Du bekommst ein Baby? Ich kriege einen Bruder oder eine Schwester?«
    »Tja, also das nun auch wieder nicht.« Sie holte noch einmal Luft. »Du weißt doch, dass Claire und Ben keine Kinder haben?«
    »Sie haben mich.«
    »Ich meine eigene Kinder, die die ganze Zeit bei ihnen zu Hause wohnen. Sie wollten sehr, sehr gern Kinder haben, aber sie haben es nicht geschafft.«
    »Wissen sie nicht, wie es geht?«
    »Nein, sie … sie wissen, wie es geht, aber etwas stimmt nicht, was bedeutet, dass sie selbst kein Baby zeugen können. Claire war schon bei vielen Ärzten, und sie haben zu helfen versucht, aber nichts hat funktioniert.«
    »Sie ist doch nicht krank, oder?«
    »Nicht richtig krank, aber sie hat gewisse Probleme. Du weißt doch noch, wie Menschenbabys entstehen,

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