All unsere Traeume - Roman
Pflege genommen werden – tut es oft gut, wenn man ihnen versichert, dass sie schon vor ihrer Geburt gewollt waren. Schreiben Sie Ihrem ungeborenen Kind Briefe und erläutern Sie Ihre Gefühle. Erklären Sie, warum er oder sie so wichtig in Ihrem Leben ist. Dies kann eine gute Idee sowohl für die Adoptiveltern wie auch die Leihmutter oder biologischen Eltern sein und wird Ihrem Kind reichlich Material an die Hand geben, sobald er oder sie sich für seine oder ihre Herkunft interessiert.« Sie ließ das Papier sinken. »Sie will also, dass ich Tagebuch führe und noch dazu Briefe schreibe? Das hier fühlt sich mehr wie eine Hausaufgabe an als wie das Austragen von einem Kind, Ben.«
»Es ist bloß eine Anregung.«
»Briefe, in denen ich meine Gefühle erläutere. Warum, zum Teufel? Wieso sollte es ein Kind, das ich nicht behalte, kümmern, wie ich mich fühle, während es neun Monate lang meine Gebärmutter benutzt? Gefühle für die Nachwelt zu Papier bringen? Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen. Und woher soll ich überhaupt die Zeit nehmen, wo ich doch alle fünf Minuten Vitamine einschmeißen muss?«
Ben hob die Hand. »Okay, okay, es ist ja nicht obligato risch. Claire teilt gern Gefühle mit. Bespricht gerne Dinge.«
»Ich nicht.«
»Ich weiß.«
»Allein bei dem Gedanken kriege ich grüne Pickel. Claire kann die Briefe schreiben, wenn sie es für wichtig hält. Das Beste für dieses Baby ist, wenn ich nach der Geburt einfach unsichtbar werde. Es ist nicht meines, es ist eures.«
»Tja, wir hatten eigentlich gehofft, dass du seine oder ihre Patentante werden würdest.«
»Du? Oder Claire?«
Er verzog ein wenig das Gesicht, und Romily erkannte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.
»Sie mag mich noch nicht einmal sonderlich«, sagte Romily und legte das Tagebuch und den Computerausdruck in den Karton zurück. »Ich meine, ich will die Sache ja nicht schwierig für dich gestalten, Ben, aber du musst doch zugeben, dass wir so gut wie nichts gemeinsam haben, abgesehen von dir. Was in Ordnung ist, denn ich muss überhaupt nichts mit ihr gemeinsam haben. Solange sie dieses Baby will, ist von meiner Warte aus alles bestens. Aber ich glaube nicht, dass sie mir vertraut.«
»Natürlich vertraut sie dir.«
»Wieso schickt sie mir dann eine halbe Tonne Vitamine und eine Chopin- CD ?«
Ben seufzte. Er kam herüber und setzte sich neben Romily auf das Sofa.
»Du musst Claire verstehen«, sagte er. »So vieles, was uns in den letzten Jahren widerfahren ist, lag völlig außerhalb ihrer Gewalt. Sie hat es sich nicht ausgesucht, fehlerhafte Eizellen zu besitzen oder das Baby zu verlieren. Du kannst es ihr nicht verübeln, wenn sie an dem Prozess teilhaben will.«
»Sie hat an dem Prozess teil. Am Schluss bekommt sie das Baby, oder etwa nicht?«
»Ja, Romily. Aber ich glaube, sie wird mehr Input haben wollen.«
»Beispielsweise, indem sie mir Hausaufgaben aufgibt?«
»Nun, ich dachte, dass sie vielleicht zu den Terminen bei der Hebamme mitkommen möchte. Und es ist nur natürlich, dass sie sich um dich kümmern will, während du ein Baby für uns austrägst. Das wollen wir beide.«
»Dagegen ist nichts einzuwenden. Es ist euer Baby. Aber es ist mein Körper.«
Ben runzelte die Stirn. »Hegst du mittlerweile Zweifel an der Sache?«
»O nein«, sagte sie rasch. »Nein, nein, nein, nein. Natür lich nicht. Es ist bloß … Das Ganze hier ist ein bisschen viel. All das Zeug hier. Zum einen muss ich es versteckt halten, bis wir es Posie erzählen. Und außerdem brauche ich es nicht, wirklich nicht.«
»Aber wenn du doch einmal etwas brauchen solltest, irgendetwas, dann gibst du uns Bescheid, ja? Ich habe mir die rechtlichen Einzelheiten angesehen und einen Termin bei einem Anwalt vereinbart. Das Allerwichtigste scheint zu sein, dass wir dir nichts geben können, das man als Bezahlung auslegen könnte, denn das ist in Großbritannien illegal. Aber wir können deine Ausgaben decken und deine Umstandsklamotten und jegliches Gehalt, das dir eventuell entgeht, weil du dir freinehmen musst. Damit du keine finanziellen Einbußen hast.«
»Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte Romily voll Unbehagen. »Wenn es mir schwerfällt, eine Chopin- CD anzunehmen, werde ich euch bestimmt nicht um eine neue Garderobe bitten. Wie dem auch sei, darum geht es hier gar nicht. Es geht darum, dass ich nicht schwanger sein kann und eine Mum und arbeiten und mir außerdem noch ein Bein ausreißen, um das zu
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