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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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habe ich einfach Pech.« Sie tippte mit dem Finger gegen ihren Becher. »Und wie geht es euch so?«
    »Gut, danke. Am Wochenende haben wir uns mit Freunden getroffen. Priya und Mike. Du erinnerst dich vielleicht noch von der Hochzeit an sie.«
    »Ach ja.«
    »Und bei euch? Wie geht’s Posie?«
    »Posie geht es gut. Sie vermisst dich.«
    Claire biss sich auf die Lippe. »Ja, das kann ich mir denken. Tut mir leid.«
    »Ich werde sie von dir grüßen.« Romily lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Ben konnte nicht, also bist du gekommen, um nach dem Rechten zu sehen?«
    »Er war ein wenig … besorgt. Er sagte, du hast seineAnrufe nicht entgegengenommen.«
    »Er soll nicht beleidigt sein. Ich bin bei niemandem rangegangen.«
    Mögliche Szenarien schossen Claire durch den Kopf. Romily hatte es sich anders überlegt. Sie litt an pränataler Depression. Sie hatte es auf der Arbeit bekannt gegeben, und man hatte sie hinausgeworfen. Posie hatte die Neuigkeiten schlecht aufgenommen.
    »Sieh mich nicht so erschrocken an«, sagte Romily. »Eurem Baby geht es bestens, das habe ich doch gesagt. Auch wenn ich nicht viel Energie hatte, um das sagenhafte Gemüse zu kochen oder diese tief empfundenen Briefe zu schreiben, die du für so eine gute Idee hältst.«
    Ihr Tonfall war so sarkastisch, dass Claire sie anfuhr: »Auch wenn du es nicht glaubst – ich habe nicht an das Baby oder die Briefe gedacht. Ich habe an dich gedacht.«
    »Machst du dir Sorgen, dass ich mich nicht an alle Anweisungen halte, die du mir erteilt hast?«
    »Nein, ich …«
    »Denn da ist ja so einiges zusammengekommen. Bücher, Ausdrucke, Broschüren. Wenn Ben mir nicht wiederholt das Gegenteil versichert hätte, hätte ich geglaubt, dass du es mir nicht zutraust, die Sache allein hinzukriegen.«
    »Das ist nicht …«
    »Denn ich habe das schon einmal hingekriegt, schon vergessen? Und Posie ist gar nicht so übel geworden. Ich bin kein absolut hoffnungsloser Fall, wenn es darum geht, ein Baby auszubrüten. Ich brauche nicht jeden verdammten Ratgeber der Welt.«
    Romilys Augen funkelten zornig in ihrem müden Gesicht. Sie sah völlig fassungslos aus. Claire setzte sich aufrechter hin, versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen, die Vernünftige von ihnen beiden zu sein.
    »Ben meint ständig, ich solle mich mehr einbringen«, entgegnete sie. »Ich finde es nicht fair, wenn man mich jetzt deswegen angreift.«
    » Ben hat dir gesagt, du sollst dich als gute Fee aufspielen?«
    »Ich habe dir bloß Sachen geschickt, um zu helfen. Ich hatte keine Ahnung, dass es dich so sehr kränken würde. Ich werde es ganz bestimmt sein lassen, wenn dir das lieber ist.«
    »Oh, richtig, es ist alles meine Schuld. Du bist schon immer die Hilfreiche gewesen, die Großzügige, erst bei Posie und nun hierbei. Kommt es dir nie in den Sinn, dass es mir das Gefühl vermitteln könnte, nicht gut genug zu sein?«
    Man sah zu ihnen herüber. Claire hob den Finger an die Lippen. »Sch!«
    »Sag mir nicht, dass ich still sein soll! Meine Hormone spielen verrückt, und ich fühle mich beschissen, und ich will mir von niemandem sagen lassen, wie ich jede Minute meines Lebens leben, was ich essen und wie ich mich benehmen soll! Ich kann selbst Entscheidungen treffen, was meinen eigenen Körper betrifft. Posie ist doch wohl in Ordnung, oder etwa nicht?«
    Es reichte Claire. Sie schob ihren Stuhl zurück und sagte, jedes einzelne Wort laut und deutlich artikulierend: »Meinst du nicht, dass ich alles darum geben würde, mich genau so zu fühlen, wie du es im Moment tust?«
    Romily starrte sie an. Es herrschte Schweigen.
    Dann ließ Romily den Kopf auf den Tisch sinken und brach in Tränen aus.
    Claire streckte die Hand nach ihr aus, zog sie aber wieder zurück. Doch als sie merkte, wie erschöpft, wie niedergeschlagen die andere Frau aussah, berührte sie sie doch an der Schulter. »Romily, bitte nicht weinen.«
    »Tut mir leid«, sagte Romily in Richtung Tisch. »Tut mir leid. Es tut mir so leid. Es sind die Hormone und die Übelkeit und der Schlafmangel und … alles.«
    »Es ist schon gut.« Claire reichte ihr eine Serviette.
    »Ist es nicht. Ich sollte mich nicht beklagen. Nicht bei dir.« Romily ergriff die Serviette, putzte sich die Nase und setzte sich auf. »Machen wir, dass wir hier rauskommen. Von dem Kaffeegeruch wird mir nur übel.«
    Claire stand auf, und Romily und sie gingen zusammen zur Tür. Auf dem Weg nach draußen nahm Claire ein paar

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