All unsere Traeume - Roman
zusätzliche Servietten mit und reichte sie Romily.
»Danke. O Gott, ich sehe grässlich aus.« Romily lachte unsicher, als sie ins Freie traten.
»Sollen wir in den Park gehen?«
»Okay. Ich glaube, die frische Luft wird helfen.«
Wortlos gingen sie zu dem Park in der Nähe des Stadt zentrums, mit seinen viktorianischen Blumenrabatten und dem moosbewachsenen Brunnen. Eine Gruppe Teenager saß auf dem Rasen unter einer Überwachungskamera. Trot zig wurden Zigaretten und eine Flasche Wodka herum gereicht. Die Frauen fanden eine Bank gegenüber dem Musikpavillon, in einiger Entfernung von dem Zigarettengeruch, und setzten sich.
»Ich wollte dich nicht runtermachen«, sagte Romily. »Manche Sachen, die du geschickt hast, waren echt nett. Ich mag die Kakaobuttercreme.«
»Aber alles andere …«
»Na ja … Sagen wir, es trifft nicht alles meinen Geschmack. Aber ich hätte dich deswegen nicht anschreien dürfen.«
»Ich habe schon begriffen«, sagte Claire. »Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass du meine Gaben als Kritik auffassen würdest.«
»Nein, natürlich nicht. Das sehe ich jetzt auch. Du warst nie …«
»Schwanger«, beendete Claire den Satz für sie. Romily lächelte.
»Ich wollte sagen, ›so voller Selbstzweifel und bist dir wie eine unfähige Idiotin vorgekommen‹. Aber vielleicht läuft das auf das Gleiche hinaus.«
»Ach, ich habe mich durchaus schon so gefühlt. Das kannst du mir glauben.«
Romily warf ihr einen Blick zu, der deutlich machte, dass sie ihr definitiv nicht glaubte. »Die frische Luft hilft tatsächlich.«
»Möchtest du ein Pfefferminzbonbon?«
»Du kannst aufhören, dich um mich zu kümmern, Claire.«
»Ich bin nur …«, setzte Claire an, doch Romily lächelte zaghaft. Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe. Claire holte tief Luft. »Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Das Ganze ist so neu für mich.«
»Für mich auch. Nicht die Schwangerschaft, aber ein Baby für jemand anders zu bekommen. Ich bin wohl daran gewöhnt, allein zu sein.« Romily kramte in ihrer Tasche herum und fand eine Plastikbrotdose, die sie öffnete. »Weintraube gefällig?«
Claire nahm sich eine, und Romily ebenfalls.
»Wir beide haben nie viel Zeit zusammen verbracht, ich meine ohne Ben«, äußerte Claire vorsichtig. »Seit der Uni.«
»Ohne Ben haben wir überhaupt keine Zeit zusammen verbracht.« Ein Marienkäfer landete auf der Armlehne der Bank neben Romily, und sie beobachtete ihn.
Claire fragte sich, was sie als Nächstes sagen sollte. Romily hatte sie gebeten, ihr nicht weiter zu helfen. Doch Ben hatte recht: Sie musste tatsächlich stärker beteiligt sein, und eindeutig nicht, indem sie weitere Ratgeber schickte. Sie konnte nicht danebensitzen und sich hilflos und unglücklich fühlen.
»Hast du …« Sie schluckte. »Hast du das Baby schon gespürt?«
»Nein. Dafür ist es noch etwas zu früh.«
»In den Büchern heißt es etwa fünfzehn Wochen.«
»Dort heißt es auch, dass ich mittlerweile mit dem Kotzen aufgehört haben müsste.«
»Meinst du, es stimmt etwas nicht?«
»Nein, ich bin mir sicher, dass alles gut ist. Ich werde die Hebamme fragen, wenn ich sie nächste Woche sehe, aber ich glaube, es ist einfach so. Jede Schwangerschaft ist anders. Anscheinend lesen die Babys die Bücher vorher nicht.«
»Ich weiß es nur aus Büchern.«
»Ja, klar.« Romily aß eine Weintraube. »Es tut mir leid, Claire. Ich weiß, dass es hart für dich ist.«
»Danke«, antwortete sie automatisch, obwohl sie Romilys Mitleid nicht wollte. Doch irgendwie schien dieses Gespräch notwendig zu sein. Und Ben hatte sie gebeten herauszufinden, ob es ein Problem gab. »Du bist nicht ans Telefon gegangen«, versuchte sie es behutsam.
»Nein. Es ging mir ziemlich mies. Und ich … ich habe da einen Anruf erwartet, den ich eigentlich nicht kriegen wollte. Deswegen habe ich den Klingelton abgestellt. Aber selbst wenn ich wusste, dass es Ben war, wollte ich nicht rangehen, weil er geahnt hätte, dass etwas nicht stimmt, und dann hätte er herbeieilen und mich retten wollen.«
»So ist Ben. Immer der Retter in der Not.«
Romily lachte. Es klang kehlig und tief und aufrichtig.
»Aber dann hast du entschieden, dass du ihn doch sehen wolltest«, meinte Claire aufmunternd.
»Ich musste mit jemandem reden. Es schwirrt mir ständig im Kopf herum, und ich kann nicht mit Posie oder jemandem auf der Arbeit darüber sprechen. Auch wenn es ein paar Fragen gegeben hat nach dem, was im
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