All unsere Traeume - Roman
Museum aufgetaucht. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, warum. Aber er sah Posie so ähnlich, dass ich …« Romily zuckte die Schultern. »Ich konnte nicht anders.«
Ben stand vom Tisch auf. »Ich kann nicht glauben, dass du diesen Nichtsnutz an Posies Leben teilhaben lassen willst.«
»Es geht nicht darum, dass ich es will, sondern dass ich es ihm schulde. Ich finde, Posie hat es verdient, ihren Vater zu kennen.«
»Das gibt noch lange keine große glückliche Familie, Romily. Es kann alles kaputt machen. Du weißt doch nicht das Geringste über Jarvis, du hast ihn seit Jahren nicht gesehen oder von ihm gehört. Hat er eine feste Arbeit? Eine Bleibe? Hat er noch andere Kinder?«
»Ich weiß nicht. Er ist ziemlich sauer auf mich. Wir haben noch nicht alles ausdiskutiert.«
Ben fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Okay. Wir müssen Folgendes machen: Ihr müsst zu einem Anwalt und euch über Regeln bezüglich des Kontaktes einigen. Ihr müsst geschützt sein, du und Posie.«
»Nein«, widersprach Romily. Claire bewunderte ihre Ruhe, die jetzt viel ausgeprägter war als während ihrer Meditation vorhin. »Ich will es nicht formell bekräftigen. Ich finde nur, dass Posie vielleicht ihren Vater kennenlernen sollte, selbst wenn es nur für eine kurze Zeit ist.«
»Sie braucht Jarvis nicht. Sie hat mich.«
»Aber du bist nicht ihr richtiger Vater«, warf Claire ein. »Und wir stehen kurz davor, unser eigenes Baby zu bekommen. Das wird einiges ändern.«
Ben wandte sich ihr zu. »Auf welcher Seite stehst du eigentlich in dieser Sache?«
»Ich war mir nicht bewusst, dass es Seiten gibt. Kinder brauchen Menschen, die sie lieben. Das ist doch klar.«
»So einfach ist das nicht.«
»Irgendwie schon«, entgegnete Romily. »Glaube ich.«
»Also, ich gehe duschen.« Ben verließ das Zimmer. Claire und Romily wechselten einen Blick.
»Tut mir leid, dass ich dich da reingeritten habe«, meinte Claire.
Romily war ziemlich blass. »Ich glaube, das ist das erste Mal, dass Ben und ich gestritten haben.« Sie holte tief Luft, und Claire konnte sehen, dass sie aufgewühlt war. Die Ruhe musste gespielt gewesen sein. »Auch wenn ich den Verdacht hatte, dass er so reagieren würde. Deshalb habe ich es ihm auch nicht gesagt.«
»Wenn du dich letzte Woche mit ihm und nicht mit mir getroffen hättest, meinst du, du hättest anders ent schieden?«
Romily runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Nun ist es ohnehin geschehen.«
»Wie hat Posie es aufgenommen?«
»Sie weiß es noch nicht. Ich dachte … Ich dachte, sie sollten einander erst einmal begegnen.« Sie stand auf. »Es wird spät.«
»Übrigens finde ich, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Ben wird sich schon wieder einkriegen. Das tut er immer.«
Romily biss sich auf die Lippe, antwortete aber nicht.
Familie
W ieso gehen wir wieder in diesen Park?«, fragte Posie vom Autorücksitz.
»Wir treffen uns dort mit jemandem.«
»Oh.« Posie klang nicht abgeneigt. »Mit wem denn? Ben?«
»Nein. Jarvis.« Romily warf einen Blick in den Rückspiegel.
»Oh. Oh, okay.«
»Magst du Jarvis?«
Posie überlegte. »Ja, er ist in Ordnung. Er ist in Guatemala gewesen.« Sie sprach das Wort sorgfältig aus. »Hast du das gewusst?«
»Hab ich nicht, nein.«
»Tja, ist er. Und er hat mir ein Eis gekauft.«
»Soll das heißen, dass du jeden magst, der dir ein Eis kauft?«
»Ich weiß nicht. Nein, ich glaube nicht. Dennis Farmer mag ich nicht, auch wenn er mir ein Eis kaufen würde.«
»Wer ist Dennis Farmer?«
»Ein Junge in der Schule. Er bohrt in der Nase.«
»Posie, ab und an bohrt jeder mal in der Nase. Wahrscheinlich solltest du ihm eine Chance geben.«
»Nicht jeder wischt es an deiner Mathearbeit ab, wenn du nicht hinguckst.«
Romily musste sich geschlagen geben. »Du magst Jarvis also. Unabhängig von dem Eis.«
»Er ist Naturfotograf. Das ist cool. Vielleicht könnte ich das werden. Das würde gut zu der ganzen Forscherei passen.«
»Das würde es ganz sicher.«
Posie schwieg, und als Romily wieder einen Blick nach hinten warf, sah sie, dass ihre Tochter nachdachte. Romily unterdrückte das Verlangen, mehr zu sagen, genauso wie sie das Verlangen unterdrückt hatte, an diesem Vormittag nicht in den Park zu fahren. Sie hatte halb mit einem Anruf von Ben gerechnet, entweder weil er sich entschuldigen oder ihr noch mehr Vorwürfe machen wollte, doch er hatte sich nicht gerührt. Claire hingegen hatte Viel Glück! gesimst.
Es gefiel ihr
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