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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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wahrscheinlich nichts. Babys sind zäh. Sie überleben fast alles. Und es ist in mir drinnen gut geschützt. Es ist, als würde ich dich in ganz viele Kissen einpacken.«
    Doch sie konnte jetzt die Krämpfe spüren, tief in ihrem Bauch und im Rücken. Es war schwer zu sagen, wie schlimm es war, welche Schmerzen von dem Sturz herrührten und welche vom Baby, aber sie glaubte nicht, dass es schlimm war. Noch nicht.
    »Es tut mir leid«, sagte Romily, auch wenn sie sich nicht sicher war, zu welchem ihrer Kinder sie es sagte.
    Jarvis tauchte wieder auf und öffnete die Hintertür. »Meinst du, du schaffst es in diesen Rollstuhl?«, fragte er.
    Er half ihr aus dem Wagen. Ihre Muskeln waren vom Lie gen hinten im Auto steif geworden, und ihr Fuß schmerzte heftig, als sie ihn auf den Boden aufsetzte. Jarvis schob sie in die Notaufnahme, wo ihnen eine Krankenschwester entgegenkam, die Jarvis ein Klemmbrett in die Hand drückte und Romily in ein winziges Zimmer brachte. »Wir werden entscheiden, wohin wir Sie schicken. Sie sind gestürzt?« Sie hatte ein freundliches Gesicht und einen osteuropäischen Akzent.
    »Ja, am Great Knoll Beach, vor ungefähr einer halben Stunde.«
    »Und Sie bluten? Wie stark?«
    »Ich … weiß nicht.«
    »Verlieren Sie viel Blut, oder ist es eher wie eine Periodenblutung, oder sind es bloß ein paar Tropfen?«
    »Ich schwimme nicht in Blut. Ich habe … ein Taschentuch genommen.«
    »Schauen wir einmal nach.«
    Romily wollte nicht hinsehen. Sie griff in ihre Unterhose und zog den Ballen Taschentücher hervor. Es war weniger, als sie befürchtet hatte, aber nicht viel weniger.
    »Okay. Sie sind nicht in Lebensgefahr. Wir machen uns vor allem um das Baby Sorgen.« Sie reichte Romily weitere Papiertücher. »Haben Sie sich den Kopf angeschlagen? Ist Ihnen schlecht?«
    »Nein, ich habe mir nicht den Kopf angeschlagen. Mir geht es gut.«
    Die Krankenschwester untersuchte sie rasch. »Ja. Sie haben einen Schlag auf den Bauch abbekommen. Da bildet sich schon ein Bluterguss. In der wievielten Woche sind Sie schwanger?«
    »In der zweiundzwanzigsten.«
    »Über zwanzig Wochen, da kommen Sie auf die Entbindungsstation. Ich werde anrufen, damit man Sie dort erwartet. Ihr Mann kann Sie im Rollstuhl hinbringen. Der Weg ist ausgeschildert. Hier ist eine Binde.« Sie ließ eine leichte Schachtel auf Romilys Schoß fallen, verstellte dann den Rollstuhl, sodass ihr Knöchel erhöht war, und legte eine Kühlkompresse auf die Schwellung, bevor sie Romily wieder in den Empfangsbereich hinausschob. »Sie muss auf die Entbindungsstation«, erklärte sie dem wartenden Jarvis. Das Klemmbrett hatte er nicht mehr.
    »Du kennst nicht meine ganzen Personalien«, sagte sie zu Jarvis.
    »Posie schon.« Er nahm sofort den Rollstuhl und schob Romily auf die Flügeltür im hinteren Bereich der Notaufnahme zu. Schweigend trottete Posie neben ihnen her.
    Es lag jetzt nicht mehr in ihren Händen. Die Krankenhausmaschinerie hatte Besitz von ihr ergriffen. Was auch immer geschehen würde, würde geschehen, und ihr würde so weit wie möglich geholfen werden. Romily schloss die Augen und umklammerte die Schachtel mit der Wattebinde, die niemals ausreichen würde, alles aufzusaugen, was sich in ihr befand.
    Auf der Entbindungsstation war es viel ruhiger als in der Notaufnahme. Jarvis schob sie direkt an den Empfang, und der Mann an der Anmeldung sagte: »Ja, man hat Sie angekündigt, wir haben Ihre Daten im Computer. Die Hebamme wird gleich bei Ihnen sein.« Er schickte sie zu einer Reihe Wartestühle.
    Jarvis stellte Romily ab und setzte sich neben sie, Posie auf der anderen Seite. »Das ist meine Schuld«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Es ist einzig und allein meine Schuld. Ich bin falsch aufgetreten und ausgerutscht. Du bist noch nicht einmal da gewesen.«
    »Ich hätte nicht mit dir streiten sollen.«
    »Hör auf.«
    Die Stille, die Seidenblumen am Empfang, die routinierten Abläufe, alles war dazu da, ihr die Panik zu nehmen, doch sie atmete immer noch rasch, ihr Herz hämmerte wild, ihre Finger zitterten. Sie wollte schreiend den Korridor entlangrennen und verlangen, auf der Stelle dranzukommen, noch in dieser Minute. Doch das würde nichts nützen.
    »Was kann ich tun?«, fragte Jarvis.
    »Wir müssen Ben und Claire Bescheid geben.«
    »Ich gehe nach draußen und rufe sie an. Wie lautet die Nummer?«
    Sie nannte ihm Bens Handynummer, auswendig.
    Er würde nicht gerade begeistert sein, dass Jarvis ihn anrief, doch sie wagte

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