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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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Lippen und in den Haaren, rutschige Finger greifend und Posie zwischen ihnen hin- und herschwingend.
    Als sie einmal nach unten liefen, kurz bevor das Meer wieder zurückstürzte, ließ Posie ihre Hände los und lag mit dem Kopf voran im Wasser. Instinktiv griff Romily nach ihr, doch Jarvis war schneller, und Romily stieß mit ihm zusammen. Er hielt sie mit einem Arm fest und zog Posie mit dem anderen empor.
    »Noch mal!«, japste Posie, hustend und spuckend, die Haare in nassen Rattenschwänzen, und lachte. Sie entwand sich Jarvis und rollte in die Gischt. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde Romily an Jarvis’ Seite gepresst. Sie spürte seine Rippen durch das nasse Hemd, die geschmeidige Kraft seiner Brust und seines Armes, seinen raschen Atem.
    Dann ließ er sie los und wich ein oder zwei Schritte zurück.
    »Ich glaube, es geht darum, im Meer zu spielen, Pose, und nicht, die Hälfte davon zu trinken«, sagte Romily und wrang Wasser aus ihrem Oberteil.
    »Limonade«, sagte Jarvis, griff nach unten und zerrte erneut eine kichernde Posie aus dem Wasser. »Und dann Muschelsuchen. Kommt schon, ihr Forscherinnen, gehen wir!«
    »Ich will aber keinen Hut aufsetzen«, sagte Posie, die zu der Stelle rannte, wo Romily die Decke und die übrigen Sachen ausgebreitet hatte.
    »Das wirst du aber«, sagten Romily und Jarvis gleichzeitig. »Junge Dame«, fügte Jarvis hinzu. Romily hielt sich die Hand vor den Mund.
    Sie entfernte einen grünen Stängel und reichte Posie die Erdbeere, bevor sie sich selbst eine in den Mund schob. »Du weißt wirklich, wie man ein Picknick packt«, wandte sie sich an Jarvis.
    Die Decke war mit Sandwichkrusten, leeren Chipstüten und Kuchenkrümeln übersät. Posie hatte eine Ecke für ihre Schätze in Beschlag genommen und ordnete die Muscheln und das Seegras neu in einem Kreis an. Sie hatte sogar ein Fossil gefunden, das jetzt in der Mitte prangte – ein kleiner Ammonit. Ein Tropfen Erdbeersaft rann ihr das Kinn hinab, und sie wischte ihn geistesabwesend mit dem nackten Arm ab.
    »Früher sind wir jeden Sommer hierhergekommen«, sagte Jarvis. »Wir haben immer Picknick gemacht. Ich erinnere mich allerdings noch an gewaltige Mengen Fleisch pastete.«
    »Igitt«, meinte Posie.
    »Sag nichts gegen Fleischpastete. Es ist schwierig,Vegetarier zu sein, wenn man die Welt erforscht.«
    »Ich würde Schlange essen, jedenfalls vielleicht.«
    »Schlange ist köstlich.« Jarvis leerte den Rest einer Chipstüte in seine Hand und steckte sich die Chips in den Mund. »Allerdings habe ich noch nie ein Fossil hier am Strand gefunden. Ich habe eine Schachtel voller Fossilien, die ich weiter unten an der Küste gefunden habe.«
    »Ich wette, ich finde mehr.«
    »Die Wette gehe ich ein. Gleich.« Er stützte sich auf seine Ellbogen, die Beine von sich gestreckt. Romilys Blick wanderte unbewusst zu seinen Füßen. Sie waren voller Sand, groß, schlank und vertraut, so vertraut, wie sich sein Körper vor einer Stunde in der Brandung angefühlt hatte.
    In einem anderen Leben hätten sie als Familie hier sein können. Dann hätte sie längst von seinen Picknicks aus Kindertagen gehört. Wahrscheinlich wäre sie es leid, von seinen Picknicks aus Kindertagen zu hören.
    »Du hast eine große Familie, oder?«, fragte sie, da sich ihre Erinnerung regte. »Immer noch in London?«
    »Über den ganzen Süden verteilt. Man kann keinen Stein werfen, ohne einen von ihnen zu treffen. Sie würden dich gern kennenlernen, Posie.«
    »Du hast ihnen von ihr erzählt?«
    »Ja.« Er hob die Augenbrauen, als rechne er mit einem Einwand von ihr, der aber nicht kam. Sie war zu entspannt, und außerdem war es sein gutes Recht.
    »Sie hassen mich wahrscheinlich alle, weil ich es dir nicht früher gesagt habe.«
    »Nein. Das heißt, meine Mutter schon. Aber meine Schwestern sagen, ich wäre ein nichtsnutziger Herumtreiber, und sie hätten es sich an deiner Stelle auch gut überlegt, ob sie es mir sagen würden.«
    »Das haben sie gesagt?«
    »Nicht in dem Wortlaut. Aber ich kenne sie gut.«
    »Ich werde bald einen Bruder oder eine Schwester haben«, meldete sich Posie. »Wir nennen es Dings.«
    »Posie!«
    »Ja«, sagte Jarvis. »Wie … Wann ist der Termin?«
    »Anfang Januar.«
    »Du und Ben müsst euch sehr freuen.« Er zog sein Bein an, weg von ihr.
    »Und Claire freut sich auch«, fügte Posie aufgeregt hinzu. »Claire hat schon das Kinderzimmer renoviert. Ich habe es gesehen, es ist ganz gelb, wie Sonnenschein. Es macht mir nichts

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