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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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ihr.
    Und Jarvis hatte gesehen, wie sie wirklich für Ben emp fand. Er war der einzige Mensch auf der Welt, der es gesehen hatte.
    Und wenn er recht hatte? Und wenn sie sich bereit erklärt hatte, ein Baby von Ben zu bekommen, weil sie irgendwo tief in ihrem Innern glaubte, dass es ihn dazu bringen würde, sie zu lieben?
    Der Wind und die Sonne ließen sie blinzeln. Von hier aus konnte sie den Strand nicht sehen, die Dünen waren zu hoch. Sie drehte sich um und kletterte die Düne hinauf auf das Meer zu. Als sie die Spitze erreicht hatte, stieß links von ihr blitzartig ein Vogel aus dem Gras empor, und gleichzei tig rutschte ihr Fuß auf dem Sand ab. Sie streckte die Hände aus, aber da war nichts, woran sie sich hätte festhalten können, bloß wogendes Gras. Ihr Fuß verfing sich an etwas, einer Wurzel oder einem Stein oder in einem Loch, und der Schwung ließ sie nach vorn auf das Gesicht fallen. Sie rutschte die Düne hinunter, den hohen Schrei einesVogels in den Ohren, ohne den Sturz aufhalten zu können.
    Endlich blieb sie liegen, Sand im Mund und in den Augen, und versuchte herauszufinden, ob sie verletzt war. In ihrem Gesicht und an den Knien spürte sie lediglich Kratzer, aber in ihrem Fußknöchel war ein pochender Schmerz, und es fühlte sich an, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Mein Baby, dachte sie und drehte sich und legte beide Hände auf den Bauch, zu spät, um es zu schützen.
    »Mummy!«
    »Romily!« Jarvis kam auf sie zugerannt, Posie hinter ihm. »Alles in Ordnung?« Er legte behutsam die Hände an ihre Arme, während seine Augen forschend ihr Gesicht betrachteten.
    »Ich kann wohl doch nicht fliegen«, sagte Romily und versuchte ein Lächeln.
    »Kannst du dich aufsetzen? Bist du verletzt?«
    »Alles in Ordnung, glaube ich.« Sie setzte sich auf, ohne auf ein schmerzhaftes Ziehen zu achten, spuckte Sand aus und streckte die Hand nach Posie aus. »Mir geht es gut, Pose. Keine Sorge, mein Schatz.«
    Posie warf sich in Romilys Arme. Romily zuckte zusammen, hielt sie aber.
    »Was ist passiert?« Jarvis kniete neben ihnen. »Bist du ausgerutscht?«
    »Ich habe mich mit dem Fuß in einem Loch oder so was verfangen. Ist schon gut. Ich glaube, ich habe ihn mir verstaucht.«
    »Wir müssen dich zum Arzt bringen.«
    Romily sah die Angst auf Posies Gesicht. »Nein, nein, mir geht’s gut.«
    Sie hatten eine kleine Gruppe anderer Strandbesucher angelockt. Einer reichte Jarvis eine Wasserflasche, die er ihr gab, damit sie sich den Mund ausspülen konnte. Adrenalin durchflutete sie, ihr war schwindlig und schlecht. Sie neigte den Kopf und klemmte ihn zwischen die Knie.
    Allem Anschein nach hatte sie sich nichts gebrochen. Sie war schlimmer hingefallen, weil sie so vorderlastig war, und sie würde ein paar blaue Flecken und Kratzer davontragen. Vielleicht war sie gegen einen Stein oder eine Wurzel oder etwas anderes Hartes gefallen. Solange es nur dem Baby gut ging …
    Durch die Schmerzen und das Schwindelgefühl und das Meeresrauschen und das Gerede der Umstehenden spürte sie etwas, das ihr bisher entgangen war: warme Feuchtigkeit zwischen den Beinen. Sie ließ die Wasserflasche fallen und legte die Hände an die Innenseiten ihrer bloßen Oberschenkel. Als sie die Hände vor ihr Gesicht hob, waren ihre Finger mit hellem Blut bedeckt.

Geh nicht
    J arvis hob sie hoch und trug sie zum Wagen, während Posie hinter ihnen herlief. Romily legte keinen Widerspruch ein. Sie hielt sich den Bauch und versuchte, eine Kindsbewegung zu spüren, betete darum, sie möge eine Bewegung spüren.
    Ohne etwas zu sagen, legte er sie auf den Rücksitz und fuhr ihrer Schätzung nach weit schneller, als es das Tempolimit erlaubte. Posie saß ebenfalls schweigend da, und Romily vernahm nichts außer den Motorengeräuschen und ihrem eigenen Herzklopfen.
    Geh nicht, Dings, dachte sie so intensiv wie möglich. Geh nicht!
    Sie fand eine Packung Taschentücher in der Tasche des Rücksitzes und schob sich ein paar in die Unterhose. Geliehener Wagen. Wollen ihn nicht mit Fleck auf dem Sitz zurückgeben. Noch mehr Blut an ihrer Hand. Romily wischte es an ihrem Hemd ab.
    Geh nicht!
    Die Fahrt zum Krankenhaus schien eine Ewigkeit zu dauern. Als sie dort waren, sagte Jarvis: »Wartet hier«, und verschwand in dem Gebäude. Die Stille in dem parkenden Wagen war erdrückend.
    »Es wird alles gut, Posie«, sagte Romily. »Mir geht es gut, wir machen uns bloß ein bisschen Sorgen wegen Dings.«
    »Ich habe Angst.«
    »Es ist

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