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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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mein Versagen durch nichts entschuldigen. Ich gab mir redliche Mühe, zu ignorieren, was da in meinem Innern vor sich ging. Ich habe wegen ihr nicht gelitten, wie ich es bei dir getan habe: Ich habe mich nicht übergeben, ich hatte keine Blutungen, ich musste nachts nicht alle fünf Minuten aufstehen, um aufs Klo zu gehen. Allerdings war da auch kein Staunen. Ich nahm jede Phase der Schwangerschaft als gegeben hin, als natürlichen Prozess der Fortpflanzung, der mir widerfuhr und den ich überstehen würde. Sogar die Geburt war leicht und schnell. Ich verspürte Schmerzen, und dann war es an der Zeit zu pressen, und sie kam heraus, die Augen offen. Sie sah damals schon klug aus.
    Da habe ich mich in sie verliebt. Nicht früher.
    Wenn ich vor ihrer Geburt in sie verliebt gewesen wäre, so wie ich in dich verliebt bin, hätte ich es dann einfacher gefunden, Mutter zu sein? All die schlaflosen Nächte, all die Fehler und das Chaos und die immer gleichen Tagesabläufe. Jeder behauptet, das Muttersein wäre leicht, das funktioniere instinktiv. So wird es für die Frau sein, die deine Mutter sein will. Für deine richtige Mutter.
    Für mich war es das nicht. Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn ich Posie mehr geliebt hätte, wenn ich mir gestattet hätte, ihren Vater zu lieben.
    Du bist mein Kind, das gewollt war. Zur Hälfte aus mir gemacht und zur Hälfte aus dem Mann, den zu lieben ich mich irgendwie entschieden habe, auch wenn es nicht gut für mich ist. Dein Vater hat dich beschützt und kam zugleich aus dem Staunen nicht heraus. Deine Mutter hat von dir geträumt, sie wird das Heilmittel für ihren eigenen Schmerz in dir finden.
    Du wirst nie mir gehören, liebes Kleines.

Elternabend
    E gal wie oft Claire sich sagte, dass sie ein Baby erwartete – mochte es sich auch im Körper einer anderen Frau befinden –, sie war nach wie vor jedes Mal am Boden zerstört, wenn ihre Tage einsetzten. Es lag nicht nur daran, dass es sie an ihre Fehlgeburt oder die Embryonen erinnerte, die sich nicht eingenistet hatten. Es lag daran, dass das Ganze so erbärmlich war: ihr Körper, der hoffnungslos den Zyklus durchlief und sich ständig auf ein Kind vorbereitete, das nie kommen würde. Es war eine Schweinerei ohne Sinn und Zweck, ein weiterer Monat, in dem hinein gestopft, weggewischt, gewaschen und weggeworfen wurde, alles, weil ihre Gebärmutter nicht wusste, dass Claire eine Versagerin war.
    Und dann auch noch Elternabend. Das Timing hätte nicht schlechter sein können. Na, wenigstens war sie darauf vorbereitet. Sie war stets vorbereitet.
    In ihrer Kabine hörte sie, wie die Tür der Lehrertoilette aufging und jemand hereinkam. Zwei Jemande, mitten im Gespräch. Ihre Stimmen waren leise, aber für Claire ohne Weiteres zu hören.
    »Ich weiß nicht, ob ich den Körper einer anderen Frau auf diese Weise benutzen könnte. Meinst du, sie bezahlen sie?«
    »Das müssen sie. Warum würde das jemand sonst machen?«
    Es waren Georgette und Bonnie, die für Lacey gekommen war. Claire hielt inne, wollte etwas rufen, stattdessen schwieg sie jedoch und lauschte.
    »Wie viel, meinst du?«
    Der Wasserhahn ging an. Sie hörte, wie die Hülle eines Lippenstifts abgenommen wurde, Haare gebürstet wurden.
    »Ich hätte die ganze Zeit über eine Heidenangst. Erinnerst du dich noch an den Fall in den Zeitungen, Baby T. oder M. oder so was? Als die Leihmutter den Adoptiveltern das Kind verweigert hat? Was ist daraus geworden?«
    »Ich weiß es nicht. Du hast recht, es wäre beängstigend.«
    »Ist dir aufgefallen, dass sie zugenommen hat? Meinst du, sie hat eine mitleidende falsche Schwangerschaft oder wie man das nennt? Oder liegt es am Stress?«
    »Arme Claire. Musst du aufs Klo, oder trinkst du erst noch eine Tasse Tee?«
    »Wie viel Zeit haben wir, fünf Minuten? Ich habe als Erstes ein Gespräch mit den Doyles. Ich glaube, ich brauche eher einen Whisky.«
    Arme Claire. Arme Claire, die sich auf der Toilette versteckte und zuhörte, wie über sie geklatscht wurde. Arme Claire, unfruchtbar und traurig und besorgt und verängstigt, definiert von ihrem Versagen. Sie betätigte die Klospülung und kam heraus.
    Georgette und Bonnie standen vor den Waschbecken. Bonnie bemerkte sie im Spiegel und hatte den Anstand zu erröten.
    »Wir bezahlen sie nicht«, erklärte Claire. »Es ist in unserem Land illegal, jemand dafür zu bezahlen, und ich würde es ohnehin nicht machen. Sie hat sich freiwillig bereit erklärt. Und ich habe keine Angst, dass

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