Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
Welche Sache sie meinte, sollte er doch wissen.
»Die Machterlangung über Tylonia.«
»Ach, diese Sache. Natürlich ist sie mir wichtig. Ich will nichts mehr als die Macht über Tylonia.«
»Aber es scheint mir so, als würdet Ihr Eure Absicht mit einer unüberlegten Leichtigkeit angehen. Als wäre es nicht so schlimm, wenn Ihr Euer Ziel nicht erreichen würdet.«
»Doch, natürlich wäre es schlimm. Nur was nützt es, wenn wir uns abhetzen? Wir müssen es bedacht angehen und dürfen nichts überstürzen.«
»Dass Ihr nichts überstürzt, sehe ich. Aber dass Ihr die Sache mit Bedacht angeht, finde ich nicht.«
»Wie bitte?«
»Ich habe das Gefühl, als wäret Ihr nicht mehr derjenige, den ich kennengelernt habe.«
»Aber das bin ich.«
»Dann beweist es mir.«
Xantos riss die Augen auf, als hätte er irgendetwas zu befürchten. »Und wie soll ich das machen?«
»Tötet jemanden!«
»Was sagst du da?«
»Tötet jemanden! Irgendjemanden. Einen Zwerg, einen Troll oder einen Menschen. Ist mir egal. Hauptsache Ihr zeigt mir, dass Ihr genauso hinter Eurem Plan steht, wie ich es tue.« Ihre Miene wurde ernst. »Mir ist das alles nämlich verdammt wichtig.«
»Ich werde doch niemanden töten, nur um dir zu beweisen, wie wichtig mir unser ganzes Unterfangen ist.«
»Dann seid Ihr nicht Xantos.« Dem war Esary sich sicher. So wie sie ihn einschätzte, hätte er sich auf dieses Spiel gar nicht erst eingelassen, sondern hätte ihr klargemacht, dass er so nicht mit sich umgehen ließ - und das auf keine angenehme Weise. Doch dieser Xantos war zu zaghaft für jemanden, der die Welt verwüstet und tausende Wesen Tylonias getötet hatte, und der die Macht über das Land erlangen wollte. Dann sah sie, wie sich seine weißen Haare braun färbten und seine Gesichtszüge weicher wurden. Dieser Mann war nicht Xantos.
Nachdem sie Binzen, Banzen und das Mädchen alleine gelassen hatten und weiterhin dem Stern gefolgt waren, kamen Allan und Noma in ein Dorf, welches sich grundlegend von Pizusien unterschied. Es sah aus wie eine Goldgräberstätte, umgeben vom Gebirge. Einige verwüstete Häuser standen am Wegesrand, die entweder durch einen Wirbelsturm oder Xantos´ Hand zerstört worden waren. Vielleicht war sogar Esary dafür verantwortlich gewesen. Allan überlegte, wie er und Noma sie von ihrem Plan abbringen könnten, da hörte er etwas. Es war leise und er dachte, dass es irgendein Tier gewesen war. Sie gingen weiter und die Zerstörung ihrer Umgebung nahm immer mehr zu. Einige Häuser waren nur noch Schutt und Asche. Sie waren ein Haufen Bretter, die übereinander lagen und den Hausrat unter sich begruben. Da hörten sie dieses Geräusch erneut. Es war nicht die Stimme eines Tieres, sondern eines Menschen. Und sie rief nach Hilfe.
»Was war das?«, frage Noma erstaunt.
»Irgendwo hier scheint jemand in Not zu sein«, erwiderte Allan.
»Hilfe!«, hörten sie die Stimme erneut.
»Ja, da scheinst du recht zu haben.«
»Hallo?«, rief er in die Umgebung. »Hallo? Ist da jemand?«
»Ja, hier! Hier unten!«
»Wo bist du?« Er wusste nicht, woher die Stimme kam.
»Hier drüben, unter meinem Haus.«
Er drehte den Kopf in die Richtung, in der er den Hilfesuchenden vermutete, und sah eine Hand zwischen den Brettern hervorlugen.
»Dort drüben!«
Allan und Noma liefen zu dem zusammengebrochenen Haus, zogen an der Hand und versuchten, den Gefangenen zu befreien. Doch er steckte fest. Sie mussten die Bretter entfernen, um den Mann rausholen zu können. Sie packten beide an und entfernten ein Brett nach dem anderen. Sie wurden weniger, aber statt zu dem Hilfsbedürftigen vorzudringen, tauchte eine Menge Felsen auf. Sie hatten sich vermutlich von dem Gebirge gelöst und das Haus unter sich begraben. Vielleicht war ein Erdbeben für dieses Chaos verantwortlich gewesen. Sie versuchten mit bloßen Händen die Steine aus dem Weg zu räumen, was ihnen jedoch nicht gelang.
»Wie sollen wir die hier wegbekommen?«, fragte Noma verzweifelt. Sie wussten nicht, wer unter dieser Masse begraben und was vorgefallen war, doch mussten sie diesen Mann retten. Er könnte ihnen bestimmt helfen. Vielleicht hatte er Esary gesehen und wusste, wo sie hingegangen war.
»Ich weiß es nicht«, gestand Allan. Ohne Hilfe sah er keine rettende Möglichkeit.
»Wie lange bist du schon eingeklemmt?«, fragte Noma den Mann.
»Och, noch nicht so lange. Vielleicht seit gestern Abend.« Immerhin hatte er seinen Humor nicht verloren. »Ich habe
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