Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
noch umschauen, meine Liebe«, flüsterte sie ihr zu. Dann ging sie.
»Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach sein würde«, sagte Noma. Allan blickte sie an und machte ihr klar, dass diese Bemerkung unpassend war.
»Wie bist du auf den Wunsch, von uns die Wahrheit hören zu wollen, gekommen? Woher wusstest du, dass ich das Amulett nicht gestohlen habe?«
»Ich wusste es nicht.«
»Aber wieso sollten wir dann die Wahrheit sagen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Allan sah auf einmal jemanden, den er fast vergessen hatte. »Enola!«
Er ging zu seinem Pferd und streichelte ihm über die lange Mähne. Sie sollten sich auf den Weg machen. Er drehte sich um und wollte das Amulett, welches er immer noch auf dem Boden vermutete, aufheben. Doch es war nicht mehr da.
»Wo zum Henker ...«
Da fiel ihm ein, was Noma gesagt hatte: Um seinen Wunsch erfüllt zu bekommen, musste er etwas entbehren. Das Amulett der Prinzessin war diese Entbehrung.
12
Das Tal der Wünsche hatte Esary hinter sich gelassen, doch hatte sie noch keine Spur von Xantos gefunden. Sie hatte endgültig mit dem Thema Allan abgeschlossen und wollte nichts mehr von ihm wissen. Von nun an konzentrierte sie sich voll und ganz auf die Machterlangung über Tylonia. Aber dafür benötigte sie die Hilfe des Schattenprinzen.
Tagelang war sie unterwegs, suchte vergeblich nach ihm und rief immer wieder seinen Namen, in der Hoffnung, er würde auf sie aufmerksam werden, doch hatte er sich nicht blicken lassen. Erst als sie in einem kleinen Tal ein Blutbad angerichtet hatte - sie schob es auf die Wut auf Allan, aber in ihrem tiefsten Inneren wusste sie, dass das Böse die Macht über sie gewann -, nahm er Kontakt zu ihr auf. Sie hatte sich an einen Fluss begeben und wusch sich gerade - sie genoss den Anblick des Wassers, welches sich um sie herum rot färbte -, als sein Gesicht im Wasser erschien.
»Esary, komme um Mitternacht zu den Todesklippen. Dann kannst du mir erzählen, was geschehen ist. Du siehst unglücklich aus. Ich warte dort auf dich.«
Dann verschwand er auch schon wieder. Endlich wusste sie, wo sie Xantos finden würde.
Das Tal der Wünsche hatte ihnen den Weg zum nächsten Reliktfragment offenbart. Allan hatte keinen Wunsch mehr freigehabt, also hatte Noma ihn geäußert. Er war sofort in Erfüllung gegangen. Am Himmel war ein roter Stern erschienen, der ihnen den Weg weisen sollte. Sie hatten das Tal hinter sich gelassen und waren auf ungewohntem Territorium unterwegs. Es schien wie eine andere Welt zu sein. Ihre Umgebung hatte etwas Freundliches und Beruhigendes, fast schon Kindliches angenommen. Der Himmel hatte sich rosa und die Wolken rot verfärbt. Das Gras war Blau und die Bäume gelb. Die wundersamsten Blumen, welche sprechen konnten, blühten hier. Sie baten die beiden um Vorsicht, sie nicht aus Versehen zu zertreten. Allan hatte nicht gewusst, dass es abgesehen vom Piron-Wald noch einen Teil des Landes geben würde, der von Xantos nicht ins Chaos gestürzt worden war.
»Wer hätte gedacht, dass es so etwas ...« Noma schien nach dem passenden Wort zu suchen. »... Niedliches in Tylonia gibt. Es scheint wie aus einem Bilderbuch entsprungen zu sein.«
»Es ist wunderschön«, stellte Allan fest.
»Das stimmt.«
Sie schritten an sprechenden Blumen, Pflanzen und Bäumen vorbei, ehe sie an einen violetten Teich gelangten, an dem ein kleines Haus lag. Im Gegensatz zu allem anderen in dieser Umgebung war das Häuschen trist und farblos. Es war ein normales Holzhaus, an dessen Wänden das Moos emporgewachsen war. Sie wollten daran vorbeigehen, da hörten sie eine alte, krächzende, aber sympathische Stimme.
»Was führt diese Fremden denn nach Pizusien?«
Sie drehten sich um und Allan setzte zu einer Antwort an, doch das kleine Männchen, welches auf dem Dach seines Hauses saß, fuhr fort. »Ich weiß es nicht, mein Lieber. Vielleicht wollen sie unseren Freunden einen Besuch abstatten.«
Er sprang hinunter, landete ohne Probleme auf beiden Beinen und ging auf die Fremden zu. Dieses Wesen sah ulkig aus. Er war halb so groß wie Allan, hatte dünne Beine, dagegen aber einen wohlgenährten Bauch, und abgesehen von ein paar Haaren war sein Schädel kahl. Eine Brille mit dicken Gläsern ließen seine Augen riesig erscheinen. Er trug ein buntes Gewand, welches auf dem Boden entlangschleifte, wenn es sich bewegte.
»Das kann gut sein, mein Freund. Fragen
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